Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
sie vergessen hatte, als man sie auf Admiral Folliots Flaggschiff übersetzte, nachdem sich die beiden Kampfgruppen getroffen hatten?
    Bolitho ließ die Finger über das polierte Weinschränkchen gleiten. Von einem der besten Handwerker hergestellt, hatte sie es ihm geschenkt, als er London verließ. Er entsann sich der Mißbilligung seines Flaggkapitäns Thomas Herrick beim Anblick des Schränkchens an Bord der
Lysander.
Herrick war ihm immer ein treuer Freund gewesen und mißtraute allem, was Bolithos Namen und Karriere schaden konnte.
    Sogar Jung-Adam war in Bolithos sogenannte Liaison kurz verwickelt worden. Um seines Onkels Reputation zu verteidigen, hatte er sich mit einem anderen hitzköpfigen Leutnant in Gibraltar duelliert. Jeder, der Bolitho nahestand, schien durch seinen Kontakt mit Catherine berührt worden zu sein.
    Er drehte sich um und sah hinter der Lamellentür den Schatten des Kajütpostens. Dort hatte auch sie gestanden, ganz still, nur unwillkürlich schneller atmend und den Ölmantel wie frierend am Hals zusammengefaßt. Dann hatte sie das Schränkchen erblickt, und einen Augenblick zitterten ihre Lippen.
    »Ich nehme es überall mit«, hatte er leise gesagt.
    Da war sie direkt auf ihn zugegangen und hatte eine Hand an seine Wange gelegt. Als er jedoch Anstalten machte, sie in die Arme zu schließen, hatte sie den Kopf geschüttelt. »Nein! Es ist schon schlimm genug, daß ich unter diesen Umständen hier bin. Mach es nicht noch schlimmer. Ich wollte dir nur sagen, was es für mich bedeutet, durch dich zu leben. Gott oder das Schicksal – ich weiß nicht, wer oder was – brachte uns einmal zusammen. Aber nun fürchte ich, daß es uns etwas antun könnte.«
    Er hatte ihr zerrissenes Kleid gesehen und gefragt: »Kann das nicht ausgebessert werden? Wo ist deine Zofe?«
    Ohne ihn aus den Augen zu lassen, trat sie zurück. »Maria ist tot. Die Piraten versuchten, sie zu vergewaltigen. Als sie sich mit bloßen Händen wehrte, brachten sie sie um, stachen sie tot wie ein hilfloses Tier.« Langsam fügte sie hinzu: »Was mich betrifft, so kam dein kleines Schiff noch zur rechten Zeit. Aber ich habe dafür gesorgt, daß einige dieser Schweine nicht mehr unsere Luft atmen.«
    Sie blickte auf ihre Hände nieder, auf den befleckten Fächer, den sie noch umklammerte. »Ich wünschte zu Gott, ich könnte dabei sein, wenn man den Rest dieses Ungeziefers am Seil tanzen läßt.«
    Die Tür öffnete sich einen Spalt, und Jenour schaute ihn an.
    »Das Boot des Kommodore nähert sich uns, Sir Richard.« Sein Blick huschte durch die Kajüte, vielleicht dachte auch er an Catherine.
    »Danke.« Bolitho setzte sich, froh darüber, daß er sein eigenes Deck unter den Füßen hatte. Aber Glassport war wohl der letzte, den er jetzt gebrauchen konnte.
    Er dachte an ihren Abschied, als er Catherine zu Sir Peter Folliots großem Dreidecker hinübergebracht hatte. Der Admiral war zwar ein schmächtiger, kränklicher Mann, aber schnellen Geistes. Trotz der spärlichen Nachrichtenübermittlung schien er alles über den Handstreich von La Guaira zu wissen, auch die tatsächliche Höhe der Beute bis aufs letzte Goldstück.
    »Eine Rettung in letzter Stunde, wie?« Er begrüßte Catherine mit überschwenglicher Höflichkeit und erklärte, daß er sie der Obhut seines besten Fregattenkommandanten überantworten wolle, der sie mit größter Eile zu ihrem Gatten nach Antigua bringen würde. Vielleicht wußte er auch über Catherine einiges, dachte Bolitho.
    Er hatte die starke Fregatte Segel setzen und sie ihm endgültig entführen sehen und war an Deck geblieben, bis sich nur noch ihre Oberbramsegel wie rosa Muscheln über dem Abendhorizont zeigten.
    Der große Indienfahrer mit den Somervells hatte inzwischen den Hafen verlassen. Bolitho malte sich aus, wie sich Catherine mit jedem Wechsel des Stundenglases mehr und mehr von ihm entfernte.
    Die Tür öffnete sich abermals, und Kapitän Haven trat ein. »Ich bin dabei, den Kommodore zu begrüßen, Sir Richard. Darf ich Ihre Kommandanten anweisen, sich morgen vormittag an Bord einzufinden?«
    »Ja.« Wie eine Mauer stand kühle Förmlichkeit zwischen ihnen. Trotzdem versuchte Bolitho es nochmals. »Ich habe gehört, daß Ihre Frau ein Kind erwartet, Kapitän Haven.«
    Seit Haven Post mit der Kurierbrigg erhalten hatte, benahm er sich wie in Hypnose. Er hatte sogar Parris die Obliegenheiten des Schiffes überlassen.
    Havens Augen verengten sich. »Von wem gehört, Sir Richard, wenn

Weitere Kostenlose Bücher