Die Seevölker
darge-
stellt. Außerdem trägt auf einem Bild, in dem er mit seinem jüngeren
Sohn dargestellt wird – er selbst sitzt, und sein Sohn steht vor ihm –,
der Knabe »ein kurzes chitonartiges Gewand von griechischem Zu-
schnitt«. »Er hat lockiges schwarzes Haar und hat über seine Schultern
einen Mantel rein griechischen Zuschnitts gelegt.« (Fakhri)
Es steht unbestreitbar fest: Das Grab von Siamun datiert aus der hel-
lenistischen Periode der ägyptischen Geschichte. Da Siamun in der
hellenistischen Zeitperiode lebte, konnte er sich dem Einfluß des vor-
herrschenden Geistes und der Lebensweise nicht entziehen.
Als Siamun starb, war seine Totenkammer noch nicht fertiggestellt.
Bald nach seinem Tode wurde eine Reihe Nischen in die Wände der
großen Halle eingearbeitet und darin Mumien untergebracht. Diese
6 Siehe die Werke von Černý und Gardiner.
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Mumien wurden von Fakhri wiederentdeckt und der ptolemäischen
Periode zugeschrieben. Diese Periode dauerte bis zum Tod Kleopatras
im Jahre –30.
Da die 21. Dynastie falsch in das elfte und zehnte Jahrhundert ver-
legt wurde und in einigen Schätzungen Siamuns Regierungsjahre zwi-
schen –969 und –950 liegen7, wird er auf diese Weise zum Zeitgenossen
von König Salomon gemacht. Ein prominenter Ägyptologe, Autor des
in der revidierten Ausgabe der Cambridge Ancient History erschienenen
Kapitels 3 »Vom Tod Ramses' III. bis zum Ende der 21. Dynastie« gab
zu, daß es »ungewiß ist, welcher König der 21. Dynastie mit Salomon
auf so freundschaftlichem Fuße gestanden hat, daß er ihm seine Toch-
ter nach Jerusalem geschickt hat, um dort eine von Salomons Frauen
zu werden.«8 Es folgt ein Vorschlag, Siamun könnte der Schwie-
gervater von Salomon gewesen sein, da Salomon in der ersten Hälfte
des zehnten Jahrhunderts regierte.
Siamun lebte und starb in der Ptolemäerzeit – siebenhundert Jahre
nach Salomon. Er hat Peinuzem II., den Sohn des Mencheperre bestat-
tet; Mencheperre hat, wie wir nachgewiesen haben, Alexander im
Tempel des Orakels in der Oase im Jahre –331 empfangen. So kamen
wir zum Schluß, daß Siamun unter den Ptolemäern lebte.
Wir haben auch ergänzendes und zwingendes Beweismaterial da-
für, daß Siamun, der Eigentümer der Grabstätte in der Oase, identisch
ist mit dem Siamun, der »im Jahre 10« das Königsversteck in Deir el-
Bahari verschloß.
Als E. Brugsch zum erstenmal dieses Königslager betrat, entdeckte
er am Beginn der langen Passage ein dickes Paket zusammengerollten
Leders.9 Es muß vom ägyptischen Priester im Grab zurückgelassen
worden sein, bevor er es versiegelte. Aufgerollt erwies sich das Paket
als lederner Baldachin, der bei der Begräbniszeremonie von Peinuzem
7 Young: Journal of the American Research Center in Egypt, II (1963), 109.
8 J. Černý: Cambridge Ancient History , Kap. XXXV, S. 656. – G. Maspero stellte die Hypothese auf, daß Siamun Salomons Schwiegervater hätte sein können.
9 Maspero: Les Momies royales de Dèir-el-Bahari, S. 584 ff.; Maspero und Brugsch: La Trouvaille de Dèir-el-Bahari (Kairo 1881), Tafel 17 (Photo); H.W. Villiers Stuart: The Fune-ral Tentofan Egyptian Queen, 1882 (der Baldachin wird darin als großes farbiges Faltblatt abgebildet); E. Brugsch: La Tente funéraire de la Princesse Ismikheb; Maspero, in: L'Archéologie égyptienne (1887), Abb. 264; a.a.O., (1907), Abb. 287.
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Abb. 24: Siamun mit seinem Sohn. Siamun hat schwarzes Lockenhaar und sein Körper
ist hellgelb gefärbt. Sein Sohn ist rotbraun gefärbt und trägt einen kurzen Umhang
nach griechischem Stil.
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II. über einem Sarg aufgeschlagen wurde. Er ist bemalt und dekoriert,
und zwar mit einem Rosettenmuster, bei dem sich jeweils acht gelbe
und rote Blütenblätter abwechseln, die rechteckige Felder umsäumen,
in denen Geier zu sehen sind, die ihre Flügel ausbreiten und in ihren
Krallen runde Greifstangen mit weit ausgebreiteten Straußenfedern
halten. Die beiden seitlichen Streifen des Baldachins sind mit einem
Fries dekoriert, der sich aus einer Reihe von Lanzen (Lanzenspitzen
auf Kreisen) zusammensetzt, und unterhalb dieses Frieses befinden
sich verschiedene Tiere (Enten und Antilopen, als Weihegaben berei-
tet); jede Antilope wird stehend auf einem schachbrettartigen Feld von
kleinen grünen und roten Quadraten wiedergegeben, die einen Tep-
pich oder einen Mosaikboden darstellen sollen. Zwischen den einzel-
nen Tieren befinden sich Kartuschen, die den
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