Die Seevölker
Namen von Peinuzem II.
enthalten.
Die Decke der Grabstätte Siamuns in der Oase weist ein sehr ähnli-
ches Muster auf: Wiederum in rechteckigen Feldern mit Köpfen, die
mit königlichem Kopfschmuck versehen sind, gemalte Geier, die ihre
Flügel ausbreiten (sie wechseln mit Falken in der gleichen Haltung ab):
In ihren Klauen befinden sich – wie auch auf dem Leder-Baldachin –
runde Greifstangen mit flachen Scheiben, an denen weit ausgebreitete
Straußenfedern zu erkennen sind; wie auf dem Baldachin besteht das
Muster dieser Federn abwechselnd aus jeweils drei dunkleren und drei
helleren Teilen. Der Kopfschmuck, die runden Griffe in den Krallen,
die Straußenfedern, die Umrißlinien der ausgebreiteten Flügel (halb-
oval im unteren Teil und gerade am oberen Rand) – dies alles sind
ganz ähnliche Muster, die sich auch an dem Baldachin finden, der von
Siamun bei den Begräbnisriten für Peinuzem II. verwendet wurde. Wie
beim Baldachin sind die königlichen Vögel in abwechselnden Farben
untereinander in langen rechteckigen Feldern angeordnet, und sie sind
gleichermaßen von Rosetten umgeben; ein Fries von auf Kreisen aufge-
setzten Lanzenspitzen und aus schachbrettartigen Quadraten beste-
hende Teppichmotive vervollständigen die ungewöhnliche Ähnlich-
keit der Gestaltung und der Motive zwischen dem Baldachin, der im
Königsversteck gefunden wurde, wo Siamun auf vielen königlichen
Mumien seine Signatur hinterlassen hatte, und jener Grabstätte, die
Siamun für sich selbst errichtet hatte.
Achmed Fakhri, der die Grabstätte von Siamun in der Oase Siwa
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beschreibt, hat sie nicht mit dem Fürsten Siamun aus der 21. Dynastie
in Verbindung gebracht, der in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts
plaziert wird. In der Grabstätte der Oase erkannte der Ägyptologe un-
trügliches Beweismaterial für Anklänge an den griechischen Stil – ja
sogar für »rein griechische Stilelemente«. Da Fakhri in der Grabstätte
neben dem Namen von Siamun keine Hinweise auf die von ihm wäh-
rend seines Lebens bekleideten Ämter fand, zog er daraus den Schluß,
Siamun könne nicht Priester oder hoher Funktionär gewesen sein; da-
her bot er folgende Hypothese an: Bei Siamun muß es sich um einen
griechischen Einwanderer gehandelt haben, der in eine ägyptische Fa-
milie eingeheiratet hat, der den ägyptischen Glauben angenommen,
aber seine griechische Lebensweise nicht aufgegeben hat, und der
schließlich, als er als Kaufmann oder Grundbesitzer reich geworden
war, für sich selbst eine prachtvolle Grabstätte errichtete, die alle ande-
ren Grabstätten in der westlichen Wüste übertrifft.
Abb. 25: Der Lederbaldachin des Trauerzeltes von Peinuzem II. Der Lederbaldachin
wurde von Siamun für die Bestattung von Peinuzem II. verwendet, einem der letzten
Priesterfürsten der 21. Dynastie, vorgeblich aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts.
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Abb. 26: Falken und Geier auf der Decke des Grabes von Siamun. Man vergleiche die
Darstellung mit dem Baldachin von Peinuzem II.
Einerseits wurde Siamuns Grabstätte in der hellenistischen Periode
der ägyptischen Geschichte errichtet und ausgeschmückt – der griechi-
sche Chiton, den Siamuns junger Sohn trägt sowie einige seiner eige-
nen Porträts lassen keine andere Datierung zu. Andererseits wurde der
bei der Begräbniszeremonie für Peinuzem II. benutzte Baldachin in das
Königsversteck in Deir el-Ba-hari gelegt – und zwar von Siamun aus
der sogenannten 21. Dynastie; er hinterließ dort auf den Mumienbin-
den von Peinuzem II. auch seine Signatur und versiegelte das Versteck.
Die Wandmalereien in der Grabstätte der Oase und auf dem im
Versteck gefundenen Baldachin wurden in derselben Zeitperiode ange-
fertigt – möglicherweise sogar vom gleichen Künstler, der für Siamun
gearbeitet hat. Selbst wenn wir kein anderes Beweismaterial dafür be-
säßen, daß die 21. Dynastie zeitlich so viel näher an unser Zeitalter
heranzurücken ist, würde allein dieses Beweismaterial alle anderen
Argumente – falls es sie gäbe – zum Nachteil der akzeptierten Datie-
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rung für Siamun, für Peinuzem, für Mencheperre und für die gesamte
Dynastie der priesterlichen Fürsten hinwegfegen. Aber es handelt sich
hier lediglich um das Schlußglied in einer langen Beweiskette anderer
un-bezweifelbarer Zeugnisse aus jeder einzelnen Generation der prie-
sterlichen Erbfolgen.
Schlußfolgerungen
Im Eröffnungsabschnitt des
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