Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
Vom Netzwerk:
aus zeitgenössischen Inschriften bekannten Köni-
    ge mit den Königen in Manethos Listen zu identifizieren, beschränken
    sich häufig auf bloßes Auswählen. Erhellen wir das mit dem folgenden
    Beispiel: Als reiches Denkmalmaterial über die Regierung eines Pharao

    4 Breasted, Geschichte Aegyptens, Übers. Hermann Ranke (Zürich, 1936), S. 26.
    5 Gardiner, Egypt of the Pharaohs, S. 46-47.

    270
    gefunden wurde, für den die Historiographen den Namen Ramses III.
    ausgewählt hatten, war er mit keinem der Könige auf Manethos Listen
    identifiziert. Auf diesen Listen unauffindbar, wurde er der 20. Dyna-
    stie zugewiesen, wahrscheinlich, weil die Könige dieser Dynastie in
    den dynastischen Listen von Africanus und Eusebius namenlos sind,
    obwohl Georgius Syncellus, ein byzantinischer Mönch und Kopist,
    eine Liste von Königen dieser Dynastie überliefert hat – allerdings oh-
    ne den königlichen Namen Ramses III. Die zwölf (unbenannten) Köni-
    ge von Diospolis der 20. Dynastie regierten 135 Jahre (Africanus) oder
    178 Jahre (Eusebius), und es schien vertretbar, Ramses III. und ihm
    folgende Ramessiden in dieser Dynastie einzuordnen. In Wirklichkeit,
    wie ich im vorliegenden Buch nachzuweisen versuchte, war Ramses
    III. der Nektanebos I. auf Manethos Listen, und er gehörte zur letzten
    Dynastie ägyptischer Könige, der 30. Ihm zehn Dynastien folgen zu
    lassen – die 21. bis 30. –, verursacht eine Entstellung, für die Manetho
    nur wenig Verantwortung zu tragen hat – wenn überhaupt –, denn er
    plazierte Ramses III. nicht in die 20. Dynastie. Folglich wird dieser Kö-
    nig durch einen fiktiven Ramses III. im zwölften Jahrhundert und
    durch Nektanebos I. im vierten Jahrhundert repräsentiert.
    Der Übergang von der 21. zur 20. Dynastie wird allgemein als ver-
    schwommene chronologische Angelegenheit zugegeben. Wie die vor-
    liegende Rekonstruktion enthüllt, regierte die 21. Dynastie in den Oa-
    sen vor, während und nach der 20. Dynastie (die identisch ist mit der
    29. und 30.) im Niltal. Die 22. oder Libysche Dynastie jedoch regierte
    nach der 18. Dynastie, wie in einem weiteren Band des vorliegenden
    Werkes noch darzustellen ist.
    Über die 24. Dynastie schrieb Syncellus, als er Africanus' Version
    der Liste Manethos kopierte: »Die 24. Dynastie Bocchoris von Sais, für
    6 Jahre: während seiner Regierung redete ein Lamm [im Manuskript
    folgt hier eine kurze Lücke] 990 Jahre.« Eusebius schrieb ähnlich, doch
    unterscheidet er sich merklich im Hinblick auf die Dauer dieser Dyna-
    stie: »Bocchoris von Sais für 44 Jahre: in seiner Regierungszeit redete
    ein Lamm. Total, 44 Jahre.« Derartige Information, anstelle historischen
    Materials über die 24. Dynastie, ist vollkommen nutzlos. Wir müssen
    raten, ob 6 Jahre oder 44 oder 990 korrekt sind.
    Ungeachtet der Tatsache, daß die Chronologie von Manetho als
    »unordentliche und unkritische« Zusammenstellung gebrandmarkt ist,

    271
    die von den Denkmalzeugnissen in den meisten Fällen als falsch auf-
    gezeigt wird, dient sie als das Gerüst der Geschichte Ägyptens. Die
    Einteilung nach Dynastien, wie sie Manetho gibt, wird bis zum heuti-
    gen Tag verwendet. Sein Werk wird als Darstellung der Kontinuität
    ägyptischer historischer Traditionen angesehen, während die Aufein-
    anderfolge von Ereignissen in der Vergangenheit von Völkern ohne
    solche kontinuierliche Tradition spekulativ bleibt, weil für die Ein-
    ordnung der archäologischen Daten kein Gerüst vorhanden ist.
    »Absolute Sicherheit in diesen Dingen ist nur möglich, wo eine kon-
    tinuierliche literarische Tradition immer existiert hat. Die moderne
    Erforschung europäischer und amerikanischer prähistorischer Archäo-
    logie zum Beispiel, die keine literarische Tradition zur Seite hat, muß
    zur Hauptsache immer Mutmaßung bleiben. Das Hauptschema der
    Geschichte des alten Ägypten ist jetzt Gewißheit, nicht nur Hypothese;
    doch ist sehr zweifelhaft, ob es je zur Gewißheit geworden wäre, wenn
    seine Konstruktion völlig von den Archäologen abhängig gewesen
    wäre. Das komplette Skelett des Schemas wurde von der kon-
    tinuierlichen literarischen Tradition bestimmt, überliefert vom ägypti-
    schen Priester Manetho; es wurde mit Fleisch bekleidet durch die Ar-
    chäologen.«6
    Diese Sätze stammen vom selben Autor (H. R. Hall), der auf einer
    der vorangehenden Seiten den verstümmelten Zustand und die Ver-
    trauensunwürdigkeit der noch vorhandenen Texte Manethos beklagt.
    Doch in

Weitere Kostenlose Bücher