Die Seevölker
Jahren
wiederkehren, wenn nichts im landwirtschaftlichen Leben der Völker
mit diesen Perioden verbunden ist?
Nach einem frühen Autor, Bernardino de Sahagun, feiern auch in
Mexiko »die Eingeborenen alle acht Jahre ein Fest, das sie Atamalqua-
liztli nennen«.8 Unter den amerikanischen Indianern haben sich Festivi-
täten in Verbindung mit dem heliakischen Aufgang der Venus bis in
unsere Zeit erhalten, und ihre Beschreibung läßt erkennen, daß man-
che Riten der Maya zur Feier des heliakischen Erscheinens der Venus
unverändert überlebt haben.9
Die ursprüngliche Acht-, später dann die Vierjahresperiode der Fe-
ste hatte den gleichen Ursprung in Mexiko, in Griechenland und in
Ägypten. Sie hingen zusammen mit dem synodischen Jahr der Venus,
7 »Eine Unterbrechung von acht Jahren war störend lang. Wir dürfen deshalb anneh-
men, daß der Brauch aufkam, nicht nur den Beginn, sondern auch die Mitte einer Peri-
ode zu feiern, so wie auch der Anfang und die Mitte eines Monats besonders heilig-
gehalten wurden … Der Wechsel wurde in Olympia gewiß so früh wie 776 v. Chr.
eingeführt.« E. N. Gardiner, Olympia (Oxford, 1925), S. 71. Siehe auch L. R. Farnell, The Cults of the Greek States (Oxford, 1896-1909), IV, 293, und J. G. Frazer, The Dying God (London, 1911), S. 78.
8 Fray Bernardino de Sahagun, A History ofAncient Mexico, I, übers. F. R. Bandelier (Nashville, 1932), Anhang zu Buch II, »Account of the Festival Celebrated Every Eight
Years«.
9 R. Linton, The Sacrifice to the Morning Star by the Skidi Pawnee, aus unveröffentlichten Anmerkungen von G. A. Dorsey, Field Museum of Natural History Department of
Anthropology (Chicago, 1922).
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»Königin des Himmels«10 genannt.
Der ägyptische Kalender von 365 Tagen war an Venus gebunden, so
daß alle acht Jahre der heliakische Aufgang dieses Planeten auf den 1.
Thot fiel: es war das Neujahr. Die Verschiebung des heliakischen Auf-
gangs der Venus nach acht Jahren um ungefähr zwei Tage im Ver-
gleich zu den Jahreszeiten kann mit gleichzeitigen Aufgängen oder
Untergängen des Planeten und irgendeines Fixsterns des südlichen
Himmels beobachtet werden. Um den heliakischen Auf- oder Unter-
gang der Venus mit dem Auf- oder Untergang der Fixsterne zu ver-
gleichen, wählte man den hellsten unter ihnen, Sirius. Es gibt symboli-
sche Hinweise in ägyptischen Zeichnungen über ihre Funktion als Ge-
spann11, und das Kanopusdekret weist ausdrücklich auf die relative
Bewegung des Sterns Isis in bezug auf den Stern Sothis hin.
Die Verwechslung von Venus mit Sirius macht die astronomischen
Berechnungen zur ägyptischen Chronologie überflüssig. Wenn das
nicht genug ist – und es ist genug –, dann stehen die Kalenderreformen
in der Mitte des zweiten Jahrtausends und im achten und siebten Jahr-
hundert des ersten Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung als Hinder-
nis vor jedem Versuch, eine Sothisberechnung oder auch ähnliche Be-
rechnungsweisen als chronologische Pfadfinder heranzuziehen.
Sollte der Leser sich aber Welten im Zusammenstoß zuwenden, so
wird er dort eine Überfülle von Beweisen für plötzliche und gewaltsa-
me Änderungen in der natürlichen Ordnung vorfinden. Sonnenuhren
des Alten Ägypten zeigen nicht die richtige Zeit der Breiten, auf denen
sie gefunden wurden; Wasseruhren funktionieren ebenfalls nicht rich-
tig, obwohl intakt erhalten; die babylonischen und ägyptischen In-
schriften verweisen auf eine Zeit, als der längste Tag des Jahres drei-
mal länger als der kürzeste Tag war, ein Verhältnis, das sich in ver-
schiedenen Perioden wiederholt änderte; der nördliche Himmelspol
war einst im Großen Bären, doch seit dem achten Jahrhundert ist er im
Kleinen Bären – der Wechsel war plötzlich; die Frühlings- und Herbst-
10 Jeremia 44 :18.
11 W. Max Müller, Egyptian Mythology (Boston, 1918), S. 56: »Sothis-Sirius wurde schon früh mit Hathor oder Isis identifiziert… Eine bemerkenswerte Darstellung zeigt sie
auch zusammen mit (oder besser im Gegensatz zu) Horus als den Morgenstern, also in
einer seltsamen Verbindung.. . die wir aus den Texten noch nicht zu erklären vermö-
gen.«
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Tagundnachtgleichen wurden einmal um 30,4 Tage und ein anderes
Mal um 9 Tage verschoben; die Orientierung der Tempel in Griechen-
land, in Palästina (Sichern), in Ägypten und im Sudan wurde geändert;
die Länge des Monats änderte sich verschiedentlich wie auch die An-
zahl der Tage im
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