Die Seevölker
des griechischen Textes, daß
zwei verschiedene Himmelskörper gemeint sein müßten, und nahm
folglich an, daß die Sonne erwähnt würde.
Ein wenig Nachdenken zeigt uns auch, daß das Datum des heliaki-
schen Aufgangs des Fixsterns Sirius langsam um den Kalender von 365
Tagen wandert, indem er in ihm alle vier Jahre um einen Tag vorrückt,
aber nicht um die Jahreszeiten, da er immer am gleichen Tag des
Sommers aufgeht. Der heliakische Aufgang der Venus indessen wan-
dert um die Jahreszeiten – um das natürliche Jahr von Frühling, Som-
mer, Herbst und Winter – sowie um den Kalender von 365¼ Tagen,
der durch fast zwei Tage alle acht Jahre oder einen Tag alle vier Jahre
zurückgehalten wird. So lassen der Name des Sterns Isis, von Plinius als
der Planet Venus erklärt, und die Angabe, daß sein heliakischer Auf-
delberg, 1922), S. 70-76, 89.
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gang um die Jahreszeiten wandere, keinen Raum für Zweifel, daß die
griechische Version des Dekrets von Venus und ihrem Verhältnis zum
Stern Sothis spricht.
Der demotische Text indessen spricht von Sothis und verweist dann
auf den Stern, der »alle vier Jahre einen vollen Tag zurückbleibt«,
spricht aber dann von der Tatsache, daß die Feste, die in Tameri
[Ägypten] im Winter begangen werden, zu einer anderen Zeit in den
Sommer rücken, weil das Erscheinen des Sopdet-Sternes sich in jedem
vierten Jahre um einen Tag verschiebt …«8
Das Dekret sollte den Kalender von der Beobachtung des Venus-
aufgangs durch Einfügung eines Schaltjahres alle vier Jahre befreien.
Das Neujahr (am 1. Thot) war mit Venus verbunden, aber die »Öff-
nung des Jahres« mit Sothis; dazu wurden zwei verschiedene Begriffe
verwendet, tpy rnpt und wp rnpt.
Das Fest der Öffnung des Jahres wanderte um den Kalender, aber
das Fest des Neujahrs wanderte um die Jahreszeiten. Die Absicht des
Konklave war, das Neujahrsfest mit dem Fest der Öffnung des Jahres
zusammenzulegen. Welchen Sinn hätte es gehabt, den heliakischen
Aufgang des Sirius 1457mal in 1461 Jahren an Tagen zu feiern, die
nicht Tage seines heliakischen Aufgangs waren und lediglich in vier
aufeinanderfolgenden Jahren in dieser langen Zeitspanne am richtigen
Tag? Würden wir einen Tag im August oder Dezember die Frühlings-
Tagundnachtgleiche nennen?
Die Reform des Ptolemaios Euergetes und der Priester von Kanopus
faßte keine Wurzeln. Der Grund dafür wird bei Germanicus erklärt.9
Dieser Kommentator sagte, daß der König von Ägypten (in der Zeit
der ptolemäischen Pharaonen) jeweils im Tempel der Isis den Schwur
ablegte, das Jahr mit einer Länge von 365 Tagen beizubehalten und
nicht eingeschobene Tage oder Monate einzuführen, welche den Um-
lauf der Feste unterbrechen würden. Auch dies ist leichter zu verste-
hen, wenn das Versprechen des Königs beabsichtigte, den Kalender
dem Fest des Planeten folgen zu lassen, dem der Tempel geweiht war.
Warum sollte der Stern Sirius durch eine Reform beleidigt werden, die
8 Zitiert nach der Übertragung von Günther Roeder (Zürich 1968). Vergl. Spiegelberg,
a. a. O., S. 71.
9 Übersetzung des Germanicus von Aratus' Phaenomena , Hrsg. Buhle, S. 71.
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den Feiertag seines Aufgangs auf den tatsächlichen Aufgang verlegte?
Wie bereits zuvor gesagt, die von Ptolemaios Euergetes beabsichtig-
te Reform wurde von Julius Cäsar eingeführt, der zwei Jahrhunderte
später einen Kalender mit einem Schalttag alle vier Jahre einrichtete.
Dieser Kalender wurde in Alexandria von Augustus durchgesetzt
und veranlaßte wahrscheinlich mehr als zweihundert Jahre später
Censorinus niederzuschreiben, daß ein Fehler von einem viertel Tag
pro Jahr sich im Laufe von 1461 Jahren zu einem vollen Jahr kumuliere
und ließ ihn hinzufügen, daß zu seiner Zeit in Ägypten eine Ära dieser
Zeitspanne, bezogen auf Sirius, beobachtet würde. Die Ägypter außer-
halb Alexandria blieben dabei, weiter den heliakischen Venusaufgang
und das Neujahr an diesem Tag beizubehalten, ein Jahr von 365 Tagen
zu haben und den Umlauf des Feiertages um die Jahreszeiten hinzu-
nehmen. Claudius Ptolemäus schrieb die sehr erhellenden Worte, daß
acht ägyptische Jahre »ohne ersichtlichen Fehler« fünf Umläufen der
Venus gleichkommen. Indessen, da es zwischen diesen beiden Peri-
oden eine Differenz von ungefähr 0,4 Tagen gibt, kann die Frage auf-
tauchen, weshalb nach längerer Zeit die Differenz nicht auffallen wür-
de, indem das Venusjahr und dasjenige von 365
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