Die Seevölker
der
Erde zur Sonne.2 Diese Zeit nennt man das synodische Jahr der Venus.
Acht Erdjahre entsprechen annähernd fünf synodischen Venusjah-
1 M. Knapp, Pentagramma Veneris (Basel, 1934), S. 22. Zur Zeit der Veröffentlichung seines Buches war Knapp Mitarbeiter der Astronomischen Fakultät an der Universität
Basel.
2 Obwohl das durchschnittliche synodische Venusjahr 584 Tage zählt, kann das einzel-
ne synodische Jahr um einige Tage schwanken, im Verhältnis der jeweiligen Positionen
von Erde und Venus.
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ren, bei einer Differenz von ungefähr einem Tag in vier Jahren. Fünf
synodische Umläufe der Venus sind 2919,6 Tage3; acht Jahre von 365
Tagen sind gleich 2920 Tage und acht Jahre von 365¼ Tagen sind
gleich 2922 Tage.
In seinem Almagest zeigt Claudius Ptolemäus, daß diese Art Berech-
nungen zu seiner Zeit bekannt waren, ein Jahrhundert vor Censorinus
und zwei Jahrhunderte vor Theon. Er schrieb, daß »acht ägyptische
Jahre ohne ersichtlichen Fehler fünf Umläufen der Venus gleich sind«.4
Die kleine Differenz zwischen fünf synodischen Venusjahren und acht
Jahren von 365 Tagen wurde von den Ägyptern, laut Knapp, zur Ver-
einfachung vernachlässigt.
Im Isagog von Geminos wird ausdrücküch gesagt, daß das Fest der
Isis in 1460 Jahren durch die Jahreszeiten wandert.5
Wir können diese These weiter ausarbeiten und beweisen, daß Ve-
nus in der Periode, die dem siebten Jahrhundert folgte, die entschei-
dende Rolle spielte. Geminos' Quelle war Eratosthenes, der im 3. Jahr-
hundert vor der Zeitwende lebte und von König Ptolemaios III. Euer-
getes in seiner Bibliothek in Alexandrien beschäftigt wurde. Im Kano-
pusdekret, unter demselben König herausgegeben, heißt es, daß das
Fest der Isis und andere Feste durch die Jahreszeiten wandern; und
damit der Kalender mit der natürlichen Ordnung übereinstimme, solle
das Jahr dem Stern Sothis folgen. Die Differenz zwischen dem Kalen-
der der Isis und jenem der Sothis wird eliminiert, wenn alle vier Jahre
der Isis ein Tag hinzugefügt wird, so daß Kalender und Feste durch
das Jahr der Fix sterne reguliert werden.
Die Konfusion der Interpreten dieses Dekrets und der Sothisperiode
entstand, weil man annahm, der Stern Isis und der Stern Sothis seien
ein und derselbe – beide Sirius. Aber der Stern Isis ist Venus – Plinius
sagt, daß Isis der Planet Venus ist6 – und das Kanopusdekret spricht so
von zwei verschiedenen Sternen. Der Text des Dekrets7 sagt, »so soll
3 Bis vor kurzem wurden sie mit 2919,6097 Tagen errechnet. Neuerdings wurden auf-
grund vonRadarmessungen 2919,57 Tage gefunden.
4 Claudius Ptolemäus, Almagest, X, 4.
5 Geminus, Isagog, Kap. 8.
6 Plinius, Naturgeschichte, II, 37.
7 Zitiert nach der Übertragung von Günther Roeder (Zürich 1968). Vergl. W. Spiegel-
berg, Der demotische Text der Priesterdekrete von Kanopus und Memphis (Rosettana) (Hei-298
eine große Prozession zu seiner Zeit im Laufe des Jahres gefeiert wer-
den … mit dem Tage des Aufgangs des Sopdet-Sternes [Sothis, heute
Sirius, griechisch: Stern der Isis], der ›Eröffnung des Jahres‹ [Neujahr]
genannt wird in den Schriften des Hauses des Lebens [Tempelschule].
… Da nun aber das Ereignis stattfindet, daß das Erscheinen des Sop-
det-Sternes sich in jedem vierten Jahre auf einen anderen Tag ver-
schiebt, so soll deshalb doch der Tag der Feier dieses Festes nicht ver-
ändert werden. Sondern es soll in gleicher Weise an dem ersten Tag
des 2. Sommermonats [griechisch: Neumond des Payni] gefeiert wer-
den, an dem das Fest zuerst [im Jahre des Dekrets] in dem 9. Jahre ge-
feiert worden ist.« Der Kalender sollte dem Plan folgen, »auf den hin
der Himmel an diesem Tage [heute] fest-gestellt ist, so daß nicht »an-
dere Feste, die in dem gegenwärtigen Augenblick im Sommer stattfin-
den, in kommenden Zeiten aber im Winter stattfinden … gemäß dem
Ereignis, das in der Zeit der Vorfahren stattgefunden hat [gemäß dem
einst aufgestellten Plan für den Kalender].« Es wurde angeordnet, daß
ein zusätzlicher erster Tag alle vier Jahre den ursprünglichen 360 Ta-
gen und zu den fünf Tagen hinzugefügt werde, die zu einem früheren
Zeitpunkt dem Jahr zugegeben wurden.
Die akzeptierte Interpretation des Dekrets nimmt an, daß sowohl
der Stern Isis als auch der Stern Sothis den Sirius bezeichnen; die Frage
wird nicht einmal erhoben, ob Sothis und Isis zwei Sterne sind. Budge
allerdings realisierte bei der Übersetzung
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