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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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Reiterei
    und mit dreitausend Mann Fußvolk entgegen. Es kam zu einem hitzigen
    Treffen.«4

    Auf einem der Reliefs von Ramses III. erkennen wir eine Seeschlacht
    an der Nilmündung (Abb. 11). Fünf Schiffe der Invasionsflotte sind
    hier in einen Kampf mit vier ägyptischen Schiffen verwickelt. Diesmal
    handelt es sich bei den Feinden der Ägypter um Krieger mit Horn-
    Helmen und mit kronenförmigen Tiaren. Der ägyptische Text zu dieser
    Szene lautet:

    »Jetzt drangen die nördlichen Länder … in die Arme der Nilmündungen
    ein … Seine Majestät stürmte wie ein Wirbelwind gegen sie …«

    Wie Diodor, so schrieb auch Ramses III., daß es dem Gegner gelang,
    in die Nilmündungen einzudringen. Dieses gewaltsame Vordringen in
    die Mendesische Nilmündung und die Einnahme der Festung unmit-

    3 Edgerton und Wilson, Hrsg., Historical Records of Ramses III (1936), S. 5.
    4 Diodor, XV, 42.

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    telbar am Ufer der Mündung war kaum ein Erfolg. Ramses schrieb:

    »Wer an Land kam, wurde überwältigt und niedergemacht … Sie, die in
    die Nilmündung eingedrungen waren, waren wie Vögel, die im Netz abge-
    fangen werden.«5

    Diodor erklärt, warum die Besetzung des jetzt halb zerstörten Forts
    für die Invasoren zu einer Falle wurde. Der griechische Heerführer
    Iphikrates und der persische Heerführer Pharnabazos waren unter-
    schiedlicher Ansicht über die Kampfführung, und sie stritten sich um
    die einzuschlagende Taktik. Iphikrates wollte in der Nilmündung
    stromaufwärts bis nach Memphis vordringen und diese Stadt besetzen,
    bevor die Ägypter in der Lage sein würden, dort eine angemessene
    Streitmacht zusammenzuziehen. Dieser athenische General war einer
    der begabtesten Strategen, die Griechenland jemals besessen hat:

    »Er (Iphikrates) riet daher, sogleich nach Memphis hinauf zu schiffen, ehe
    die Truppen der Ägypter dort ankämen. Allein Pharnabazos und die übri-
    gen meinten, die gesamte persische Kriegsmacht vorher erwarten zu müs-
    sen; dann könne man den Zug nach Memphis sicherer unternehmen. Iphi-
    krates begehrte nun, daß man ihm nur die Söldner, die da waren, gäbe,
    und versprach, mit diesen die Stadt einzunehmen. Man besorgte aber, der
    entschlossene und tapfere Mann könnte Ägypten für sich erobern wollen.
    Daher gestattete es Pharnabazos nicht. Iphikrates erklärte entschieden,
    wenn sie den günstigen Augenblick vorüberlassen, so sei der Zweck des
    ganzen Feldzugs verfehlt. Doch die persischen Befehlshaber gaben ihm
    kein Gehör. Sie beneideten ihn und brachten falsche Beschuldigungen ge-
    gen ihn vor.«6

    Der alte persische Satrap vertrat die Auffassung, sie müßten das
    Eintreffen der Hauptstreitmacht abwarten.
    Auf die Ablehnung des Plans des Strategen aus Athen, der gebeten
    worden war, den Persern bei der Kriegführung gegen die Ägypter be-
    hilflich zu sein, scheint Ramses III. einzugehen, wenn er schrieb:

    »Sie fragten einen Heerführer mit dem Mund, aber nicht mit ihrem Her-
    zen.«

    5 Edgerton und Wilson, Hrsg., Historical Records of Ramses III, S. 53.
    6 Diodor, XV, 45.

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    Die Ägypter, so berichtete Diodor, hatten nun genügend Zeit,

    »… um in Memphis eine starke Besatzung aufzustellen, und sie marschier-
    ten mit allen ihren Kräften zu der kleinen Stadt, bevor sie zerstört werden
    konnte. Und sie siegten in vielen einzelnen Gefechten über die Perser; sie
    ließen ihnen keine Ruhe, sondern mit zunehmender eigener Stärke richte-
    ten sie ein großes Gemetzel unter ihnen an und wurden mit jedem Tag
    hartnäckiger.«

    Ramses III. schrieb:

    »… Als sie nach Ägypten kamen, sich ihre Herzen auf ihre Hände verlie-
    ßen, wurde ein Netz für sie vorbereitet, um sie darin abzufangen.
    Sie, die in die Nilmündungen eindrangen, wurden in diesem Netz abge-
    fangen, sie wurden an Ort und Stelle gefesselt und abgeschlachtet, und ih-
    re Leiber wurden in Stücke gehackt.«7

    Mit fast identischen Worten schildern sowohl Ramses III. als auch
    Diodor das Gemetzel unter den Invasionsstreitkräften – den Pereset
    und den Inselvölkern, d. h. den Persern und den Griechen.
    In dem Relief mit dieser Inschrift sieht man Ramses III. auf einer
    Rednerbühne vor einer Festung stehen, die an einer Nilmündung er-
    baut ist. Seine Beamten führen ihm Gefangene vor. Dazu sagt Ramses:

    »Das, was ich befahl, ist geschehen, und meine Ratschläge und meine Plä-
    ne sind durchgeführt worden.«

    Über der Festung steht das Wort »Migdal«. Migdal bedeutet im He-
    bräischen

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