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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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dritten verstohlenen Blick in genauso vielen Minuten aufgefangen hatte.
    Er nahm erst mal einen Schluck Bier, bevor er antwortete. »Ich hätte eigentlich erwartet, dass gerade du von dieser Entdeckung begeistert wärst.«
    »Das bin ich auch ... irgendwie.«
    »Und weshalb machst du dann so ein langes Gesicht?«
    »Das ist schwer zu erklären.«
    »Ich höre.«
    »Ich habe die letzten drei Jahre meines Lebens mit der Arbeit an dieser verdammten Sonde verbracht.«
    »Na und?«
    »Wir haben sie zu dem Zweck gebaut, zu den Sternen zu fliegen, nicht, um Bilder von einem Geisterschiff im Weltraum zu schießen.«
    »Es ist aber ein verdammt wichtiges Geisterschiff.«
    »Wieso? Allein schon dadurch, dass wir es geortet haben, wissen wir, dass wir nicht die Einzigen im Universum sind. Was sollten wir sonst noch in Erfahrung bringen?«
    »Wir werden zum Beispiel erfahren, wie Aliens Lichtsegel bauen. Wenn die Anthropologen schon in der Lage sind, aus ein paar Tonscherben die ganze Geschichte der prähistorischen Menschheit zu rekonstruieren, kannst du dir sicherlich vorstellen, was sie durch die Untersuchung eines Lichtsegels alles herausfinden werden. Und ihr werdet das ermöglichen! Es gibt kein einziges Schiff im ganzen System, das auch nur ein Zehntel der Geschwindigkeit von Starhopper erreicht. Ohne die Sonde könnten wir nur die Hände in den Schoß legen und das Segel an uns vorüberziehen sehen.«
    »Dann willst du mir also sagen, mein lieber Ex, ich hätte doch die richtige Entscheidung getroffen, als ich dieses Gespräch gefuhrt habe?«
    Sie hatte diese Bemerkung eigentlich als Retourkutsche gedacht. Zu ihrer Verwunderung blieb die erwartete scharfzüngige Erwiderung aber aus. Beide saßen für eine ganze Weile schweigend da.
    Tory für ihren Teil versuchte zu analysieren, weshalb sie auf diese Art und Weise reagiert hatte. Er hatte recht; normalerweise wäre sie bei der Aussicht auf die Untersuchung eines außerirdischen Artefakts schier aus dem Häuschen gewesen. Ihre negative Haltung war wahrscheinlich eine unterbewusste Reaktion auf die himmelschreiende Ungerechtigkeit bei der ganzen Sache.
    Was für einen grausamen Scherz Gott sich mit diesen armen Unbekannten erlaubt hatte, die mit ihrer explodierenden Sonne gestorben waren! Sie mussten gewusst haben, dass eine intelligente Spezies das nur zwölf Lichtjahre entfernte Sonnensystem bevölkerte. Und just in dem Moment, als beide Spezies sich anschickten, eine Technologie zu entwickeln, die mit Sicherheit zu einer Kontaktaufnahme geführt hätte, war Tau Ceti explodiert und hatte von einem Moment auf den andern Milliarden intelligenter Lebewesen ausgelöscht. Was, wenn die Sonne sich anstatt von Tau Ceti in eine Nova verwandelt hätte. Hätte in diesem Moment ein Alien auf einer fernen Welt in einer Bar gesessen und sich Gedanken über das Schicksal der Zweibeiner von Sol III gemacht?
    Wie groß war überhaupt die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Rassen auf etwa dem gleichen technologischen Stand sich so dicht nebeneinander und zum selben Zeitpunkt in der Geschichte entwickelten? Für eine Weile spielte Tory mit dem Gedanken, die Sicherheitssperren ihres Implantats zu übergehen und sich mit dieser Frage an den Computer von Olympus City zu wenden. Doch sie widerstand diesem Drang. Im Vergleich zum Betrieb eines Implantats war das Führen eines Bodenfahrzeugs unter Alkoholeinfluss geradezu eine Vorsichtsmaßnahme.
    »Da seid ihr ja!«
    Tory und Ben Tallen drehten sich bei diesem vorwurfsvollen Anruf um und sahen Dardan Pierce zielstrebig auf sie zuschreiten. Falls das überhaupt möglich war, wirkte seine Erscheinung noch seltsamer als früher am Abend in seinem Büro.
    »Hallo, Dard. Was zu trinken?«
    »Wir haben schon überall nach euch beiden gesucht. Wieso seid ihr nicht im Netz? Ach so, schon klar.«
    »Ben und ich wollten uns nur ein bisschen unterhalten. Wir haben noch viel nachzuholen, bevor ich morgen noch Phobos zurückfliege.«
    »Nicht morgen, und wahrscheinlich auch nicht für den Rest der Woche.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Sadibayan hatte eine Notfall-Blitznachricht von der Erde erhalten. Vor zwei Stunden ist das Lichtsegel wie ein Weihnachtsbaum aufgeleuchtet.«
    »Aufgeleuchtet?«
    »Es hat begonnen, blauweißes Licht mit einer Schwarzkörper-Strahlungskurve im Äquivalent von fünftausend Kelvin abzustrahlen. Darüber hinaus emittiert es Protonen mit einer relativistischen Geschwindigkeit.«
    »Wie das?«
    »Soweit wir das zu sagen vermögen«,

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