Die Segel von Tau-Ceti
blaffte Hunsacker ihn an. »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass sie zwölf Lichtjahre weit gereist wären, nur um uns anzugreifen!«
»Wer weiß schon, was sie im Schilde führen?«
»Meine Güte, was glauben Sie wohl, wie viele Soldaten ein einzelnes Schiff transportieren kann?«
»Wie viele Männer hatte der spanische Eroberer Cortez?«, erwiderte Contreras trocken. »Meine Vorfahren glaubten, sie würden schon mit ihm fertig werden. Die Geschichte hat sie Lügen gestraft.«
»Das ist doch eine ganz andere Situation.«
»Wirklich? Das sind Flüchtlinge von einem explodierten Stern. Was werden sie wohl tun, wenn sie feststellen, dass ihr auserwählter Zufluchtsort bereits bewohnt ist?«
»Aber sie müssen schon gewusst haben, dass dieses System bewohnt ist, bevor Tau Ceti explodierte«, sagte Tory. »Im späten zwanzigsten Jahrhundert war die Erde der Mittelpunkt einer Blase von Radiorauschen mit einem Radius von mehr als siebzig Lichtjahren.«
»Was hätte ein Außerirdischer wohl zu den Nachrichtensendungen des zwanzigsten Jahrhunderts gesagt?«, fragte Contreras vielsagend.
»Ich stimme mit Boris überein«, sagte Pierce. »Dieses Schiff hat sich zweihundertfünfzig Jahre im Weltraum befunden. Sie sind vor der Zerstörung ihres Sterns geflohen und wollen einen Neuanfang versuchen. Wenn wir den Mars aufgäben, würden wir unser Schiff dann mit Waffen oder mit Saatgut füllen?«
Contreras schob stur den Unterkiefer nach vorn. »Hängt davon ab, wie viele potenzielle Sklaven sich an dem Ort befinden, zu dem wir gehen würden.«
»Wissen wir überhaupt, ob es sich um Flüchtlinge handelt?«, fragte Ben.
»Das«, erwiderte Pierce und wies auf den Lichtring, der die Abbildung von Tau Ceti einfasste, »ist ein sehr stichhaltiges Argument. Anstatt uns auf eine Auseinandersetzung mit diesen Aliens vorzubereiten, schlage ich vor, dass wir Pläne ausarbeiten, wie wir ihnen helfen können. Nach einer so langen Zeit im Raum dürfte ihr Schiff in einem ziemlich desolaten Zustand sein.«
»Vielleicht ist ihr Lebenserhaltungssystem bereits ausgefallen«, entgegnete Hunsacker. »Vielleicht sind sie alle schon tot. Damit hätte die ganze Diskussion sich eh erübrigt.«
»Und wer hat folglich das Segel entfaltet?«
»Es wurde eine automatische Sequenz ausgelöst, als das Schiff eine vorbestimmte Entfernung erreicht hat.«
»Wir spekulieren im luftleeren Raum«, sagte Praesert Sadibayan. »Was Sie brauchen, sind Informationen, und zwar so schnell wie möglich. Offensichtlich können wir die Starhopper-Ranmsonde. nun nicht mehr zu einer Begegnung mit ihnen aussenden. Sie würden sie vielleicht fälschlich als Waffe interpretieren.«
»Welche Optionen hätten wir sonst noch?«
»Ich schlage vor, dass wir stattdessen eine diplomatische Mission entsenden.«
»Sie haben doch selbst gesagt, dass Starhopper als einziges Raumschiff im Sonnensystem die Fähigkeit besäße, eine Begegnung mit den Aliens zu ermöglichen«, führte Tory aus. »Wie gedenken Sie Ihre Diplomaten da zu ihnen zu schicken?«
»Die Raumsonde hat meines Wissens eine Masse von hundert Tonnen. Wir werden sie durch ein bemanntes Raumschiff mit der gleichen Masse ersetzen.«
Tory nickte verhalten. »Das könnte funktionieren. Weil die Aliens erst in fünf Jahren hier eintreffen werden, hätten wir auch genug Zeit für die Umrüstung.«
»Wie lange wird das dauern?«, fragte Sadibayan.
»Zwei Jahre.«
»Sie belieben zu scherzen!«
Tory schüttelte den Kopf. »Schauen Sie, Starhopper ist nicht irgendein Raumschiff. Es ist ein hoch integriertes System und wurde konzipiert, ein halbes Jahrhundert im Weltraum zu überdauern und eine Reihe komplexer, autonomer Untersuchungen durchzuführen. Sie können nicht einfach das Instrumentenpaket abmontieren und durch ein bemanntes Schiff ersetzen. Es müssen buchstäblich Tausende von Schnittstellen neu konfiguriert werden. Zumal die Hauptcomputer sich auch im Instrumentenpaket befinden. Die Trennung der oberen Stufe vom Booster ist damit zu vergleichen, als ob man eine Lobotomie bei einem Menschen durchführt.«
»Die Computer können im bemannten Raumschiff eingebaut werden.«
»Natürlich können sie das. Aber was ist mit den tausenden dezentraler Prozessoren, die zu ihnen gehören? Die müssen nämlich auch dort eingebaut und richtig angeschlossen werden. Und dann müsste man sich noch Gedanken wegen der Software machen, die komplett neu geschrieben werden muss.«
»Ihre Programme können doch sicherlich
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