Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
dem Blick des Schmieds. Aber noch stärker trat seine Angst hervor sowie sein Bestreben, diese Angst vor Luain mac Calma verborgen zu halten.
    All dies verglich mac Calma im Geist mit dem Bild, das er von seiner letzten Begegnung mit diesem Mann zurückbehalten hatte, und er war keineswegs enttäuscht; drei Jahre des Friedens und der Einsamkeit hatten eine umfassendere Heilung hervorzurufen vermocht, als mac Calma jemals für möglich gehalten hätte. Seine Zweifel, und ihrer gab es trotz allem noch recht viele, richteten sich vielmehr auf die Verfassung, in der sich das Gemüt und die Seele des Schmieds befanden.
    Er atmete einmal tief ein und ließ die Luft anschließend langsam wieder entweichen. Über das donnernde Lärmen des Hammers hinweg sagte er: »Du bist Bán mac Eburovic, Hasenjäger und Pferde-Träumer der Eceni, und ich werde deine Fantastereien langsam leid. Dein Diener hat mir erzählt...«
    »Er ist nicht mein Diener.« Der Hammer setzte einen Schlag lang in seinem Rhythmus aus, fand ihn dann, nach einigen kleinen Zwischenschlägen, aber wieder. »Er nennt sich Bellos, nach den Bellovaci, die zur Volksgruppe der Belger gehören und die sein Stamm waren. Ich mag ihn vielleicht als Sklaven gekauft haben, aber ich habe ihm sowohl seinen Namen als auch seine Freiheit wiedergegeben. Nichtsdestotrotz hasst er mich. Er ist bloß deshalb noch hier, weil seine Angst vor den Iren noch größer ist als sein Hass auf mich. Deren Männer sind nicht gerade zimperlich im Ausdruck ihrer Zuneigung zu hübschen Jungen mit blondem Haar und Augen von der Farbe des Sommerhimmels. Hier ist er sicherer als an irgendeinem anderen Ort, und das weiß er auch, sonst wäre er nämlich schon vor langer Zeit von hier abgehauen.«
    Mac Calma hob eine Augenbraue. »Er betrachtet dich aber als eine Art Vater.«
    Der Schmied zuckte lediglich mit den Schultern. »Ein Mann kann seinen Vater verabscheuen und sich trotzdem noch als dessen Sohn betrachten. Man braucht sich ja bloß Caradoc anzusehen.«
    »Oder dich.«
    Das Hämmern hörte auf. Die Stille, die daraufhin einsetzte, schien erdrückend schwer auf den Ohren zu lasten.
    Mit großer Behutsamkeit legte der Schmied seinen Hammer beiseite. Dann hob er mit einer Zange die noch immer glühende Klinge an, an der er zuvor gearbeitet hatte. In dem blutroten Licht, das von der Klinge ausstrahlte, begann er leise, aber mit großer Entschlossenheit zu sprechen - ganz wie jemand, der in der Stille eines Tempels seine Götter anruft.
    »Hör mir gut zu, mac Calma. Ich werde das nur ein einziges Mal sagen. Die Frage, wer mich gezeugt hat, geht mich nichts an, und darum werde ich auch nicht zulassen, dass du die Klärung dieser Angelegenheit nun zu deiner Berufung erhebst. Eburovic von den Eceni hat mich aufgezogen und sich, solange ich noch ein Kind war, um mich gekümmert. Corvus von der Quinta Gallorum hat mich zu kämpfen und zu lieben gelehrt und schenkte mir jenen Namen, den ich seither benutze. Ich schätze und respektiere diese beiden Männer, aber das verleiht ihnen noch lange nicht irgendein Eigentumsrecht an meinem Leben oder an meiner Seele, ganz zu schweigen davon, dass sie ein solches Recht auch niemals für sich beanspruchen würden. Und ich habe die Eceni auch keineswegs willentlich verlassen, ebenso wenig, wie ich willentlich Verrat an Rom und an meinem Kaiser verübt habe. Aber beides ist nun einmal passiert, und damit sind fortan weder die Legionen noch die Stämme meine Heimat. Zum ersten Mal in meinem ganzen Leben bin ich frei. Und es ist meine feste Absicht, auch weiterhin frei zu bleiben.«
    »So, bist du das?« Der Träumer nickte nachdenklich. »Und wie heißt er, der da so vollkommen frei ist?«
    »Welche Bedeutung hat schon ein Name? Hier in Irland bin ich derjenige, als den ich mich selbst erschaffe. Für diejenigen, die mit Rom sympathisieren und die mich bitten, ihnen dabei behilflich zu sein, ihre Lateinkenntnisse zu verbessern, für die bin ich Valerius. Für den Rest bin ich einfach der Schmied mit den schwarzen Haaren, der auf dem Hügel lebt und der ihnen ihre Klingen schmiedet und ihre Broschen und der ihren Frauen manchmal bei der Niederkunft zur Seite steht. Und sollte dir das jetzt Sorgen bereiten, Vorsitzender des Ältestenrats von Mona, dann klag dein Leid besser einem anderen. Mich nämlich interessiert es nicht.«
    Der Schmied, der in der Vergangenheit sowohl Julius Valerius, Dekurio der thrakischen Kavallerie, als auch Bán von den Eceni gewesen war,

Weitere Kostenlose Bücher