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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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ich mich nur ungern verlassen. Ich denke, wir sollten also losreiten und uns auf die Suche nach ihm machen.«
    Airmid stand neben Breaca; sie strahlte Sicherheit und Stärke aus. Die beiden anderen waren bereits bewaffnet. Als ob sie tanzten, durchschnitten die von Breaca geschmiedeten Waffen den im Fackellicht wirbelnden Schnee.
    »Das Gleiche denken auch wir«, erwiderte Cygfa. »Darum haben wir dich auch geweckt.«
     
    Sie waren zu viert, drei Krieger und eine Träumerin. Langsam, ohne Licht und mit Cygfa als ihrem Späher ritten sie durch das dichte Waldland. Zwar entsprach es nicht der Wahrheit, dass Cygfa auch im Dunkeln sehen konnte, doch ihr Sehvermögen kam dem immerhin nahe genug.
    Kein Sturm peitschte mehr den Schnee, so dass dieser nun langsam zwischen den Bäumen hindurchrieselte und für ein leichtes Vorwärtskommen bereits zu tief geworden war; wenn die Götter also tatsächlich wollten, dass die vier Reiter in Sicherheit blieben, so hatten sie ihr Ziel zweifellos erreicht. Kaum waren sie vorbeigeritten, da hatte der herabrieselnde Schnee ihre Spuren auch schon wieder überdeckt, und nichts deutete mehr darauf hin, dass sie hier entlanggekommen waren.
    Breaca war noch immer nicht ganz wach. Bruchstückhafte Träume von Kriegerprüfungen woben Muster durch die dunkle Nacht, so dass sie unentwegt Cunomar vor sich zu sehen glaubte, gemeinsam mit dem halben Dutzend Krieger seiner Ehrengarde, die wahrhaft außergewöhnlich waren. Die Schädeltrommeln sandten ihre hypnotischen, den Verstand verzehrenden Rhythmen aus. Grinsend trat jeder Einzelne der weiß angemalten Krieger auf sie zu, und statt Waffen trugen sie Bärenklauen; Breaca hingegen musste ihnen allein mit dem Schwert begegnen. Sowohl dann, wenn sie sich in ihren Träumen befand, als auch, wenn sie wachen Bewusstseins durch den Wald ritt, wünschte Breaca sich, dass das Schwert, welches sie in der Hand hielt, jenes Schwert wäre, mit dem sie schon ihr ganzes Leben gekämpft hatte, und nicht bloß die Ersatzwaffe, die sie im Geheimen für die Kriegerprüfungen angefertigt hatte. Mit der Waffe ihres Vaters hätte sie Cunomar zu ihrer Rechten platzieren können und Cygfa zu ihrer Linken, auf der Schildseite, und selbst ganz Rom hätte es dann nicht mehr vermocht …
    Ein Pferd wieherte schrill in letzter Todesqual, und ein Mann rief irgendetwas, dann schrie auch er gellend; ein anderer Mann brüllte einen Befehl auf Latein.
    »Das ist Philus«, sagte Cygfa. »Und der tote Mann ist Gaius«, fügte Airmid hinzu. »Tagos hat also nur noch Titus zur Verteidigung.«
    »Dann sind sie also zwei Mann gegen die zwei Dutzend Männer von Philus. Und wir sind zu viert, so dass wir...« Cygfa ließ ihr Pferd im Schnee herumwirbeln. »Gütige Götter... ist das Cunomar?«
    Breaca nickte. Erneut erfüllte das Chaos der Schädeltrommeln ihr Bewusstsein, machte es ihr unmöglich zu sprechen. Zum ersten Mal seit ihrer Herstellung begann die Waffe in ihrer Hand zu singen. Doch nichts von alledem konnte auch von den anderen gehört werden; das entfernte Geräusch von Kriegern, die durch den Wald rannten, und das hohe Wimmern der Totenklage der Bärinnenkrieger jedoch erkannte jeder, der je im Westen und an Ardacos’ Seite gekämpft hatte.
    Dubornos, der auch im Kampf stets einen kühlen Verstand bewahrte, horchte mit schiefem Kopf. »Dein Sohn ist ganz in der Nähe«, sagte er. »Wenn wir warten, werden wir den Sklavenhändlern zahlenmäßig bald überlegen sein; andererseits, wenn wir sehr schnell reiten, dann glaube ich, könnten wir das Schlachtfeld auch noch erreichen, während sie wiederum uns wenigen gegenüber in der Überzahl sind.«
    Sie hätten besser warten sollen, alle waren sich dessen bewusst, doch dann ertönte der schrille Schrei eines zweiten Pferdes, und Breaca erkannte darin Tagos’ kastanienbraune Stute, jene, die sie ihm erst im Sommer zum Geschenk gemacht hatte. Und plötzlich und aus keinem bestimmten Grund wusste Breaca, dass sie Tagos nicht sterben sehen wollte - und dass sie einen verzweifelten Drang zum Kämpfen verspürte.
    Die alte Narbe in ihrer Handfläche brannte, als wäre sie gerade erst frisch aufgeschnitten worden; Breaca hatte die Freude, die in diesem Schmerz vergraben lag, schon ganz vergessen. Zum ersten Mal seit drei Jahren spürte sie wieder die unwiderstehliche Sogwirkung eines echten Kampfes. Wie Feuer rauschte ihre Kraft durch ihre Adern. Ihre Stute ließ sich immer schwerer bändigen - und Breaca wollte sie auch gar nicht

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