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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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mehr zurückhalten.
    Sie warf einen raschen Blick zu Airmid hinüber, die sie noch hätte aufhalten können und es doch nicht tat. »Wir werden zu sechst gegen zwei Dutzend stehen. Und wäre dies nicht auch der Wille der Götter, dann hätten sie doch gewiss noch mehr Schnee geschickt, um uns davon abzuhalten, nicht wahr?«
    »Gewiss.« Die Träumerin deutete zum Himmel hinauf. »Und genau dieser Schnee ist ja auch bereits auf dem Wege. Willst du also unbedingt deinen Kampf haben, so solltest du ihn dir bald gönnen, ansonsten wirst du dich wie blind durch das Weiß des Schneesturms kämpfen müssen.«
    »Danke. Pass auf dich auf!«
    Breaca ließ der Stute ihren Willen, und, getrieben von Cygfa und Dubornos, stürmte diese durch den noch unberührten Schnee.
    Ihre Pferde waren kampferprobt; sie galoppierten geradewegs auf das Kampfgeschehen zu, ohne dass man sie hätte antreiben müssen. Der Pfad beschrieb eine Kurve, und schon kurz darauf erreichten sie das Lager der Sklavenhändler. Philus hatte offenbar - und genau zum falschen Zeitpunkt - befohlen, dass Fackeln entzündet und ein kleines Feuer aufgeschichtet werden sollte, und in diesem plötzlichen Lichterglanz zeigten sich nun Bäume und ein kleiner Fluss sowie die in Todesangst versetzten Sklavenhändler, die sich, mit den Rücken zum Wasserlauf aufgestellt, zunächst einmal nur einigen wenigen Kriegern gegenübergesehen hatten, die dann aber plötzlich gar nicht mehr so wenige waren und schließlich, entsetzlicherweise, sogar zu viele wurden.
     
    Langsam begann es wieder zu schneien, und der Kampf war schnell und hart. Zu Breacas Linker, an der Schildseite und somit auf jenem Platz, der einem Krieger die größte Ehre verhieß, kämpfte Cygfa. Und schon bald darauf - rascher, als irgendjemand von ihnen erwartet hätte - trat zwischen den Bäumen zu ihrer Rechten auch Cunomar hervor, umgeben von der Mehrheit seiner Ehrengarde. Der Rest, angeführt von Ardacos, stürmte von hinten auf die Sklavenhändler zu, und mit ihren fuchtelnden Bärentatzen zerschmetterten sie den Feind, wie ein Hammer heißes Eisen auf einem Amboss zerschmettert.
    Mehr als die Hälfte von Philus’ Männern waren kampferprobte Söldner. Sie hatten für die Legionen schon in Iberien, in Mauretanien und in den germanischen Provinzen gekämpft, gegen Krieger, die ihren noch lebenden Feinden das Mark aus den Knochen zu saugen pflegten. Und ihr Instinkt und die jahrelange Übung leisteten ihnen gute Dienste. Sie formierten sich zu einem Keil, ohne dass ihnen dies jemand befohlen hätte; und als Ardacos’ Bärentatzen sich um sie zu schließen begannen, bildeten sie wiederum ein Quadrat, das sich unentwegt um sich selbst drehte, so dass alle Männer mit dem Gesicht nach außen dastanden und ihre kleinen, runden Reitschilde an den Kanten aufeinander trafen, jedoch mit genügend Platz darunter, dass ihre Kurzschwerter noch dazwischen hervorzustechen vermochten.
    Doch auf der Rückseite des Quadrates hatte das Gemetzel bereits begonnen. Denn dort hatten jene Sklavenhändler, die keine Söldner waren - und die folglich auch keine Ahnung davon hatten, wie man sich in einer Schlacht zu verhalten hatte -, Schutz hinter einem Flechtwerk aus Weidenruten gesucht, das noch aus jenen Tagen im Hochsommer stammte, als, gemeinsam mit ihrem Vieh, auch die Hirten draußen gelebt hatten. Und genau damit hatten die Sklavenhändler sich auch ihren einzigen Fluchtweg abgeschnitten. Ardacos schickte sechs Krieger gegen zwölf Männer aus, hätte aber auch bloß die Hälfte schicken können, und die Bärinnenkrieger hätten dennoch gesiegt. Schließlich erhob sich über alle anderen Geräusche des Blutbades das Siegesgeheul der sechs jungen Krieger, als ein jeder von ihnen zum ersten Mal im Namen des Bären tötete.
    Die Söldner hatten bereits begriffen, dass eine Flucht nun nicht mehr möglich war. Denn sie konnten zählen und sahen die Übermacht des Feindes. Und selbst, wenn sie bis jetzt noch nicht mit den Bärinnenkriegern in Berührung gekommen waren, so hatten sie doch bereits anderen Kriegern aus anderen Völkern gegenübergestanden, die ebenfalls unbekleidet in die Schlacht stürmten, eingehüllt in den Schleier ihrer Götter und von einem so hell strahlenden Mut erfüllt, dass auch der Letzte ihn sehen konnte. Jeder der Männer wählte sich einen der auf ihn zukommenden Krieger aus, spuckte auf seine Waffe und schwor, zumindest diesen einen zu töten, ehe er selbst starb.
    Breaca erkannte jenen Mann,

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