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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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besessen. Wäre Caradoc nicht zu ihnen gestoßen, wäre Tagos es gewesen, der sich strahlend über die Krieger der Eceni erhoben hätte. Ein goldener Schimmer überzog ihn, als der Schein des Feuers auf das Tageslicht traf, das durch das nur halb verhangene Fenster hereinströmte.
    Er verbeugte sich vor Breaca, zog sich dann jedoch zurück und begann mit leiser Stimme zu sprechen. »Wenn ich nur wüsste, wie ich mit den Toten reden könnte, dann würde ich die Ahnen zweifellos so einiges über die Länder jenseits des Lebens fragen. Aber ich kann es nicht, und doch bin ich dankbar, dass du es kannst und dass du das, was du siehst, mit zu mir zurückbringst. Schlaf gut. Es werden Schlachten geschlagen werden müssen, die nach dir als ihrer Anführerin verlangen werden. Du hast einen ganzen Winter über Zeit, um dein Kriegsheer aufzustellen. Und im Frühling kannst du dann in die Schlacht ziehen.«
    »Wenn Philus bis dahin noch nicht unsere Kinder in die Sklaverei verbannt und uns im Schlaf erschlagen hat.«
    »Das wird er schon nicht. Darauf gebe ich dir mein Wort.«

XXVI
     
    »Wann ist Tagos aufgebrochen?«
    »Kurz nachdem es angefangen hatte zu schneien. Die Sonne schien noch.«
    Von wirbelnden Schneeflocken umgeben stand Breaca im Dämmerlicht. Lodernde Kiefernharzfackeln warfen ihr Licht auf das letzte Gestöber eines Schneesturms. Der schlimmste Teil war vorübergebraust, während Breaca geschlafen hatte. Zurückgelassen hatte er knöchelhohen Schnee; nicht zu tief, um noch hindurchreiten oder -laufen zu können, aber genug, um die Bodenlöcher und Furchen in den Pfaden zu verbergen und einen schnellen Ritt zu einem Risiko werden zu lassen.
    Zum Schutz vor dem schlimmsten Angriff des Sturms hatten Airmid, Cygfa und Dubornos sich in einem Halbkreis um Breaca herum aufgestellt. Dunkles, weizenblondes und rotes Haar verwob sich miteinander, hell beschienen vom Fackellicht. Sie waren müde, alle drei, ganz so, als ob die Zeit, die zwischen Tagos’ Aufbruch und jenem Augenblick, als sie die Bodicea weckten, schwierig gewesen wäre und ihnen doch noch keine Lösung erbracht hätte.
    Breaca zwang sich, aus ihrem menschlichen Windschutz herauszutreten. Ein kaltes, hartes Brausen umfing sie; sie konnte sich einfach in die Luft hineinlehnen und stürzte doch nicht zu Boden. Der Sturm zerrte an ihrem Haar, riss es nach Osten, in jene Richtung, in die Tagos verschwunden war.
    »Ist es denn sicher, dass er Philus’ Sklaventruppe gefolgt ist?«
    »Nein, aber das sei sein Ziel, so hatte er zumindest gesagt.«
    »Er war wie verwandelt, nachdem du mit ihm gesprochen hattest«, erklärte Airmid. »Und dann sind seine beiden Männer, Gaius und Titus, zurückgekommen - er hatte sie ausgeschickt, um den Sklavenhändlern zu folgen. Aber sie brachten schlechte Nachrichten mit, oder so schien es zumindest. Und ehe sie aufbrachen, haben alle drei noch ihre kupfernen Armreife zerbrochen, die der Gouverneur ihnen als Gastgeschenk überreicht hatte.«
    Cygfa lächelte verdrießlich. »Ich glaube, unser ›König‹ möchte uns einfach wissen lassen, dass er nicht mehr länger Roms Hure ist. Ob er aber den Mut besitzt, davon im Frühling auch den Gouverneur in Kenntnis zu setzen, bleibt natürlich eine ganz andere Frage. Wenn er Glück hat, versperrt der Schnee die Pfade, ehe einer seiner ehemaligen Freunde, die noch immer auf der Seite Roms stehen, ein Pferd besteigen und mit der Neuigkeit schnurstracks in Richtung Westen reiten kann.«
    »Trotzdem wird er früher oder später wegen Verrats sterben, sobald irgendeiner aus Camulodunum davon erfährt.« Breaca drehte sich seitwärts dem Wind entgegen. »Airmid? Gibt es irgendetwas, das wir noch tun können?«
    Die Träumerin hatte sich die ganze Zeit über nicht geregt. Ihr Körper schien sich teilnahmslos in den Wind zu lehnen, als ob sie selbst gar nicht anwesend sei. Sie schüttelte den Kopf. »Die Götter haben uns den Schnee gesandt, um uns vor den Legionen zu schützen. Es interessiert sie nicht, ob wir Tagos dadurch erst finden, nachdem Philus ihn niedergemetzelt hat.«
    Breaca kniete nieder und drückte die Hände in den Schnee. Die Kälte vertrieb die letzten Reste von Schläfrigkeit aus ihr. »Vielleicht interessiert es sie aber, wenn Tagos stattdessen lebend gefangen genommen und zum Verhör nach Camulodunum gebracht wird - ich habe ihm nämlich von dem Bärentanz erzählt und von Cunomars Ehrengarde. Und allein auf Tagos’ Fähigkeit, den Inquisitoren Stand zu halten, möchte

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