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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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denn er wollte nicht vom Prokurator gesehen werden; er brachte das hier mit sich, als Beweis für seine Vertrauenswürdigkeit.« Cygfa öffnete die Hand. Auf ihrer Handfläche lag jener kleine Stab aus Apfelbaumholz, umwunden von den beiden Schlangen des Äskulap, der das persönliche Zeichen von Theophilus war. »Er sagt die Wahrheit«, fuhr Cygfa fort. »Ich habe eine ganze Kavalkade von Reitern gesehen, die von Camulodunum heraufkommt. Sie führen in ihrem Zug Wagen mit sich, was bedeutet, dass sie nicht allzu schnell vorankommen. Dennoch werden sie bis spätestens gegen Mittag Tagos’ Siedlung erreicht haben.«
    Der Morgen schien mit einem Mal förmlich zu verstummen. Mit übertriebener Sorgfalt legte Breaca ihren Hammer auf den Amboss nieder, ganz so, als ob der Winkel, in dem dieser zu liegen kam, von größter Bedeutung sei und darum unbedingt genau getroffen werden müsste.
    Dies hier hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit einer Schlacht - diese Zerstörung einer Vision. Dieses Mal brannte kein Feuer mehr in Breacas Seele, hallte in ihren Gedanken nicht mehr der Lärm von aufeinander treffenden Klingen wider, sah sie vor ihrem geistigen Auge keine wirbelnden, stechenden Schwerter mehr, die zwar sowohl Leben als auch Tod verheißen mochten, die aber doch zumindest immer noch eine Form von Handlungsmöglichkeit geboten hätten.
    Von außen betrachtet hatte sich nichts verändert. Noch immer wehte der Wind aus östlicher Richtung, trieb Wolken in der Form von Reihern vor sich her, die Pfeilen gleich über den wie von einer dünnen Schneedecke überzogenen Himmel eilten. Noch immer keckerte dieselbe Drossel in den Dornbüschen am Rande der Lichtung. Und noch immer lag Stone neben Breaca, konnte sie an ihrem Schienbein den leichten Rhythmus seines Atems spüren, obgleich er mittlerweile den Kopf gehoben hatte und sie nun etwas verwirrt anblickte, als ob sie zuerst seinen Namen gerufen hätte, dann aber nichts mehr hätte folgen lassen.
    Breaca beugte sich hinunter, kraulte ihn hinter den Ohren und sagte: »Und wenn sie die Siedlung leer vorfinden, setzen sie ihre Coritani-Fährtenleser darauf an, uns zu finden. Wir haben die hierher führenden Spuren zwar gut genug verwischt, um die Legionen von uns fernzuhalten, nicht aber einen von uns.«
    Mittlerweile hatten sich auch andere um sie versammelt; all jene, die für Breaca von Bedeutung waren, so dass sie in diesem Augenblick nicht allein war. Ardacos kam von den Bratgruben herüber, Dubornos von dem Platz, auf dem die Krieger unterrichtet wurden. Auch Gunovar war ganz in der Nähe sowie Airmid, die nun links von Breaca stand und Graines Hand festhielt. Unterdessen gruppierten sich die Bärinnenkrieger sowie die neu zu ihrem Kriegsheer hinzugekommenen Krieger - jene Männer und Frauen, die sich sogar durch schmelzenden Schnee und knietiefen Matsch gekämpft hatten, nur um zu Breaca zu gelangen - in einem Halbkreis in einiger Entfernung von der Schmiede. Und sie alle gaben sich große Mühe, so zu wirken, als würden sie auf keinen Fall lauschen.
    Cygfa blickte zu ihnen hinüber und fragte: »Wie viele haben wir?«
    Breaca schüttelte den Kopf. »Nicht genug, um es mit drei Hundertschaften von nurmehr von ihrem Opportunismus geleiteten Veteranen aufzunehmen; ehemaligen Soldaten, die Gold und Sklaven, die sie praktisch nur noch mitzunehmen brauchen, schon auf große Entfernung wittern.«
    Leise entgegnete Ardacos: »Von denjenigen, die neu hinzugekommen sind, haben erst weniger als ein Dutzend einen Krieg erlebt. Der Rest ist genauso ungeübt wie vor dem Winter auch die Bärinnenkrieger. Sie brauchen also mindestens noch einen halben Monat, um zu lernen, wie sie sich in einer Schlacht verteidigen. Oder sie sterben eines vollkommen sinnlosen Todes.«
    Damit sprach er lediglich laut aus, was sie alle bereits wussten. Denn die Wahlmöglichkeiten waren klar und bereits zur Genüge diskutiert worden; seit Mitte des Winters hatten sie von kaum mehr etwas anderem gesprochen, so dass die nun aus dieser misslichen Lage hinausführenden Wege bereits zu eigenen Geschichten geworden waren, ähnlich den Heldensagen der Sänger.
    Dennoch musste es noch einmal laut gesagt werden, so dass Breaca nun verkündete: »Wir können jetzt hier auf sie warten und kämpfen und dabei alles verlieren. Oder aber, wir paar hier nehmen die Hälfte von Cunomars Bärinnenkriegern mit und treten dem Prokurator dort gegenüber, wo er uns zu finden erwartet, nämlich in Tagos’ Siedlung, und halten

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