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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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die Reise gebacken wurden, stetig angewachsen; wohingegen die Vorräte an Klingen und Speerspitzen in sich zusammenschrumpften.
    Sie waren noch nicht allzu viele, jene Krieger, die auf Breacas Aufruf hin herbeigeströmt kamen, dennoch bildeten sie bereits die Anfänge des Kriegsheeres. Allein an jenem Tage, als Cunomar aufgebrochen war, um seine Nachricht nach Camulodunum zu überbringen, hatten sich bereits einhundertundachtzig Krieger versammelt. Am darauf folgenden Tag, als er noch immer nicht wieder zurückgekehrt war, war ihre Anzahl um weitere sechzig gewachsen und nahm im Laufe des Morgens noch fortwährend zu.
    Breaca beobachtete, wie jede neue Gruppe nicht nur mit Waffen ausgerüstet wurde und man ihnen in ersten Ansätzen beibrachte, wie sie diese zu gebrauchen hatten, sondern wie die Krieger darüber hinaus auch über jene Wege unterrichtet wurden, auf denen sie sich am schnellsten und geschicktesten aus dem Großen Versammlungshaus zurückziehen könnten. Gunovar hatte diese Aufgabe übernommen; sie kauerte auf dem sandigen Boden, zeichnete mit der Spitze ihres Messers Pläne auf die Erde und erläuterte die Wegmarkierungen, welche die Bärinnenkrieger verwendeten: die schwarz angemalten Holzstecken und die Kratzspuren wie von einer Bärentatze, die sie in einen Baum ritzten, um den Kriegern damit anzuzeigen, auf welchem Weg sie von der Lichtung in den Wald gelangten sowie, unter Umständen, auch wieder zurück.
    Man schickte die Krieger also nicht sogleich wieder fort; denn eine Armee, die, noch ehe sie sich überhaupt zusammengeschlossen hatte, gleich wieder in den Rückzug gezwungen wurde, war eine von Anfang an nur noch bedingt funktionsfähige Armee. Dennoch, niemand zweifelte daran, dass genau dies geschehen würde, sollte Cunomar bei der Ausführung seines Auftrags versagen.
    Doch er würde nicht versagen. Um ihrer selbst willen musste Breaca weiterhin an seinen Erfolg glauben, zwang sie sich, das Vertrauen in sein Gelingen zu bewahren; und das den ganzen Abend über; die ganze schlaflose Nacht hindurch, die auf seinen Aufbruch gefolgt war; und selbst als bereits der neue Tag heraufdämmerte und Cunomar noch immer nicht zurückgekehrt war, hielt sie an ihrem Glauben fest. Und dabei hatte sie ohnehin schon dreimal so viel Zeit einkalkuliert, wie er unter normalen Umständen eigentlich brauchen müsste, um die Stadt zu erreichen, seine Nachricht zu übermitteln und wieder zurückzukehren. Nach ihrer Schätzung müsste er demnach also spätestens mit der Mittagszeit des auf seine Abreise folgenden Tages wiederkehren. Im Geiste markierte sie sich diesen Zeitpunkt, vergaß ihn dann allerdings wieder: Denn wenn sie nun jeden Herzschlag einzeln zählte, verging die Zeit auch nicht schneller.
    Irgendwann, als der Vormittag bereits halb verstrichen war und Breaca nicht wusste, welche Arbeit sie ansonsten noch hätte verrichten sollen, begann sie schließlich, an einer neuen Schwertklinge zu arbeiten. Und auch anderenorts waren die Menschen beschäftigt. Graine hielt den Kopf einer hochschwangeren Hündin in ihren Händen, die sich vor der Schmiede in die Frühlingssonne gelegt hatte und die Wärme des Feuers genoss; Airmid richtete eine kleine Ansprache an die etwa ein Dutzend Träumer, die ihren jeweiligen Krieger begleiteten, so wie es in den alten Tagen Tradition gewesen war: ein Träumer pro Krieger, damit Letzteren in der Schlacht nicht der Mut verließ; Dubornos und Gunovar begannen unterdessen damit, die Ankommenden im Gebrauch von Schwert und Speer zu unterrichten; und Ardacos stand bei den Bratgruben, kümmerte sich um die Zubereitung des noch von Cunomar erlegten Damwilds; und Cygfa... plötzlich erschien Cygfa, die die ganze Zeit über den in südlicher Richtung nach Camulodunum führenden Karrenpfad überwacht hatte.
    Viel zu schnell und auf einem vor lauter Anstrengung bereits lahmenden Pferd kam sie herbeigestürmt und sprang draußen vor der Schmiede zu Boden. »Theophilus von Athen und Kos schickt eine Nachricht: ›Dein Sohn ist nicht tot. Sie haben ihn nicht gefoltert. Aber der Prokurator führt ihn mit großer Eile nach Norden, begleitet von dreihundert ehemaligen Söldnern. Ordne deine Angelegenheiten und verstecke alles, von dem du nicht wünschst, dass der Prokurator es im Namen des Kaisers beschlagnahmen könnte.‹«
    Breaca legte die halb fertige Klinge beiseite. »Hat Theophilus selbst mit dir gesprochen?«
    »Nein. Er schickte einen Boten, der aber gleich wieder umgekehrt ist,

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