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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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einfach nicht mehr zu halten - und genau dies war von Anfang an die Gefahr gewesen, sollte Cunomar bedroht werden.
    Aber sie kämpften besser, als Breaca es erwartet hatte. Sie kämpften gegen eine geradezu erdrückende Übermacht, bewaffnet lediglich mit Messern, die kaum lang genug waren, um damit ein Stück Käse zu durchschneiden, und zu ihrem einzigen Schutz mit ihren wollenen Tuniken bekleidet. Dennoch stürzten sich die Krieger mit unnachahmlichem Mut auf die Veteranen der Kolonie von Camulodunum, jene ehemaligen Soldaten mit ihren Legionskettenhemden, den Lederwämsern, den ovalen Kavallerieschilden und den Kurzschwertern, die noch aus der Zeit stammten, als sie ihren Dienst in der Armee versehen hatten, und die nur allzu glücklich in ihren Händen sangen und rasch und zielsicher töteten.
    Acht Eceni starben in ebenso vielen Herzschlägen, drei weitere wurden bewusstlos geschlagen, und Breaca hatte kaum Zeit, die Spitze ihres Ellenbogens gegen die Nase des zu ihrer Linken kämpfenden Veteranen zu rammen und das Messer mit der langen Klinge aus seinem Versteck an ihrem Arm hervorzuziehen, hatte noch nicht einmal begonnen, zu überlegen, ob wohl noch Zeit wäre, den Prokurator oder irgendeinen seiner Männer zu töten, ehe sie das Messer gegen Airmid einsetzen musste, als sie auch schon Cygfa den Schlachtruf von Mona ausstoßen hörte. Und noch jemand schrie auf, mit einer Stimme, die Breaca so noch nie zuvor vernommen hatte, und dieser Jemand zerriss förmlich die Luft mit seinem Schmerzensschrei.
    Breaca tötete also den Veteranen zu ihrer Rechten, einfach weil dieser am dichtesten bei ihr stand und der Aufschrei ihn abgelenkt hatte, und noch in dem Augenblick, als sie ihr Messer wieder aus seiner Kehle herauszog, erkannte sie, dass es nicht etwa Cygfa gewesen war, die gerade gefangen genommen worden war, oder gar Airmid, sondern vielmehr Cunomar. Er hatte ganz ohne Waffen gekämpft und verloren. Ihr Sohn wurde von zwei Männern festgehalten, das eine Ohr von seinem Schädel abgetrennt, und über seine linke Gesichtshälfte strömte das Blut.
    » Hört auf! Hört sofort auf. Sein Leben gehört mir. Oder wisst ihr etwa nicht, wie lange es dauern kann, ehe ein Mann endlich stirbt?«
    Der Ruf ertönte in einwandfreiem Eceni, und er stammte nicht etwa von einem der Söldner oder dem Dolmetscher vom Stamme der Trinovanter, sondern von dem Kundschafter der Coritani, über dessen Arm sich das Zeichen des Feuersalamanders schlängelte und der gerade Cunomars abgetrenntes Ohr herumschwenkte, das er aufgespießt auf der Spitze seines Messers trug.
    »Nein, hört nicht auf!« Cunomar trat wie wild um sich, kämpfte erbittert gegen die beiden Männer an, die ihn festhielten, und ein halbes Dutzend Bärinnenkrieger nahm ihn auch prompt beim Wort, doch den Großteil von ihnen hatte mittlerweile der Kampfrausch wieder verlassen. Dann packte ein anderer der Veteranen Airmid, drückte ihr die Spitze seines Schwertes unter das Auge, und diese Drohung ließ alle endgültig innehalten.
    Einen flüchtigen, geradezu kristallenen Augenblick lang hätte Breaca noch vortreten und ihr Messer bis zum Heft in das lebendige Fleisch des Herzens ihrer Träumerin rammen können. Airmid, die selbst über das kalte Eisen der Legionärswaffe hinweg noch immer fest und unverwandt Breacas Blick erwiderte, hätte sie nicht daran gehindert; hätte nicht ganz in der Nähe in den Dornbüschen wieder eine Drossel zu keckern begonnen, ganz so, wie auch am Morgen, und hätte nicht jener Raum in Breacas Bewusstsein, den erst der Ahnenreif zu erschließen vermocht hatte, sich erneut geöffnet, von einer plötzlichen Gewissheit erfüllt, die Breaca schließlich von dem Mord an ihrer Träumerin ablassen ließ.
    Und dann war der Augenblick auch schon wieder verstrichen. Der jähe Ausbruch von Kampfleidenschaft, das Versprechen eines raschen, sauberen Todes, sie beide waren verloren und nahmen mit sich jede noch verbliebene Hoffnung auf einen Sieg.
    Am ganzen Körper bebend stand der Prokurator vor Breaca. Er war kein Mann, der Gefechte gewohnt war, und die Nähe seines eigenen Todes versetzte ihn in Panik. Er rieb sich mit beiden Händen über die Wangen, massierte sein Fleisch und fuhr sich anschließend über die Stirn.
    Sein Gesicht nahm wieder einen etwas gefassteren Ausdruck an, und wenngleich seine Glieder noch immer schlotterten, so schöpfte er doch schon wieder Energie und Macht aus der Anwesenheit der ihn umringenden bewaffneten Männer und

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