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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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die den beiden Männern zu schaffen gemacht hatten. Und sie war sich sicher, wenn sie auch sonst im Augenblick nur wenig mit Gewissheit behaupten konnte, dass man den explosionsartigen Ausbruch von Valerius’ Schmerz, der auf den Abschied gefolgt war und der schließlich den Prokurator getötet hatte, nicht allein als Vergeltungsmaßnahme für das Leid ihrer Kinder verstehen durfte.
    Er war ihr Bruder, doch in ihrer beider Adern floss nicht das gleiche Blut, wenn man einmal davon absah, dass ihre Mütter Schwestern gewesen waren. Ganz ohne ihr bewusstes Erleben war Breaca damals erwachsen geworden, noch über das Erwachsensein hinausgewachsen, war die ranghöchste Kriegerin von Mona geworden und schließlich die Bodicea, und bei jedem einzelnen Kampf, jeder einzelnen Schlacht hatte sie diesen Mann in ihrem Herzen getragen, hatte ihn für ihren Bruder gehalten, hatte gedacht, er wäre tot, hatte sich gewünscht, dass er wüsste, dass sie ihn liebte.
    Und noch immer wusste er all das nicht.
    Sie rückte ein Stückchen an ihn heran, langsam, vorsichtig, bis sie seine beiden Hände mit den ihren umfassen konnte, bis sie das Zittern spürte und es schließlich dazu bringen konnte, aufzuhören. »Vor langer Zeit«, erklärte sie, »habe ich vor der Schlangenträumerin der Ahnen einen Eid geleistet, dass ich alles tun würde, ganz gleich, was dies auch bedeuten mochte, um meine Familie zu schützen. Und diesen Schwur habe ich heute an dem Marterpfahl erneuert, in einem tieferen Verständnis dessen, was mein Eid eigentlich bedeutete. Unabhängig davon, welches Blut nun also in deinen Adern fließen mag, so bist du doch Teil meiner Familie. Auf dem Schiff, das aus Gallien zurückkehrte, hatte ich das vergessen. Das war ein Fehler. Kannst du mir dafür vergeben?«
    Er weinte, weinte schon seit einiger Zeit. Sie hielt seine Hand und wartete, und Valerius zwang sich, dieses Mal nicht vor ihr zurückzuzucken, sondern hielt ihrem prüfenden Blick stand, so lange sie es beide nur irgend ertrugen. Dann unterbrach er den Blickkontakt und schaute wieder auf ihre Hände, die die seinen noch immer umfangen hielten.
    »Es ist doch nicht an mir, zu vergeben«, widersprach er. »So vieles von dem, was ich getan habe, kann man gar nicht verzeihen, und ich kann auch nichts davon wieder rückgängig machen. Aber wir können vorwärts schreiten und, vielleicht, die gleichen Fehler nicht noch einmal machen. Airmid sagt, du suchst nach Kriegern, mit denen du die Legionen wieder zurück ins Meer jagen kannst. Ich bin zwar nicht der geeignete Krieger, um die endgültige Niederlage Roms zu erringen, sondern vielmehr ein Träumer, der die letzten zwanzig Jahre als Soldat gelebt hat, aber wenn es sein muss, kann ich noch immer kämpfen. Wenn ich dir nun also anböte, für dich zu kämpfen, würdest du dieses Angebot dann annehmen?«
    Die ganze Welt schien den Atem anzuhalten, ebenso wie die Ahnin, die nun in Breacas Innerem lebte.
    Breaca kostete den Moment zwischen ihnen beiden aus, denn es war ein guter Augenblick, und nur wenige Dinge in der jüngsten Vergangenheit waren so gut gewesen. Dann zog sie Valerius’ Hände an ihre Lippen und küsste sie, anschließend hob sie die Hand und küsste auch seine Wange; er war ihr Bruder, ganz gleich, welches Blut in seinen Adern floss. Das musste sie ihm einfach begreiflich machen.
    »Ja, natürlich«, sagte sie. »Ich nehme dein Angebot mit großer Dankbarkeit an und erwidere es; mein Leben für deines, bis in alle Ewigkeit.«

Epilog
     
    Zwei Hämmer sausten rhythmisch klirrend auf die Ambosse nieder.
    Nachdem Breaca erwacht war, lag sie zunächst einfach nur still da und starrte auf die Schatten, die das Reetdach warf und die wie Streifen über die Wand zu ihrer Linken fielen. Auch der Lärm schien so etwas wie akustische Streifen zu bilden, ähnlich dem Hell und Dunkel der Schatten. Für kurze Zeit verlor Breaca sich einfach noch in Klang und Licht und Schatten, während sie sich geistig bereits darauf vorbereitete, sich wieder ein wenig zu bewegen. Denn sich zu bewegen war wichtig; das hatte zumindest Valerius gesagt, und er war in den vergangenen fünf Tagen täglich dreimal erschienen, um sie immer wieder aufs Neue daran zu erinnern. »Das ist die alte Regel der Legionen: Halte deinen Rücken stetig in Bewegung, während die Wunden von der Auspeitschung heilen, anderenfalls wird das Fleisch für immer hart und steif bleiben. Im Augenblick tut es natürlich weh, aber das wird es später wert sein,

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