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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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dir auftauchen würde.«
    »Aber weil ich eben kein von den Römern bezahlter Coritani-Späher bin, war derjenige, der hinter mir Wache gehalten hatte, auch bloß Ardacos, der Beschützer der Kinder der Bodicea. Und als Vater in der Schlacht an der Lahmen Hirschkuh gekämpft hatte, hatte man Dubornos dazu abgestellt, auf mich aufzupassen. Da der jetzt aber auf Graine Acht gibt, muss ich fortan eben von Ardacos beschützt werden. Muss wohl für sie beide ziemlich ermüdend sein.«
    Breaca hielt den Blick starr in die Flammen gerichtet, suchte nach möglichen Antworten und fand doch keine. »Frag ihn doch einfach selbst«, entgegnete sie stattdessen. »Während eurer Rückreise nach Mona wirst du ja sicherlich Zeit genug finden, um die Antwort aus ihm herauszupressen.«
    Ein Schatten gesellte sich zu ihnen. Selbst im Schein eines Feuers schaffte Ardacos es noch immer, halb unsichtbar zu bleiben. Er trug eine zu einem Bündel zusammengeschnürte Bärenhaut bei sich, legte es zu Breacas Füßen nieder und erklärte: »Das hier habe ich dir mitgebracht. Wenn du zu deinem Volk zurückkehrst, um den Torques der Stammesführerin entgegenzunehmen, solltest du besser nicht ohne diese Dinge hier erscheinen.«
    »Woher willst du wissen, ob ich zurückkehre, um den Torques entgegenzunehmen?«
    »Einer der drei Kuriere von Efnís hatte Mona noch lebend erreicht«, antwortete Ardacos. »Zwar fand er auf der Überfahrt über die Meerenge den Tod, aber zumindest Airmid hörte noch seine Botschaft und verstand damit auch, was Graines Träume uns sagen wollten. Du kehrst zurück, um an Stelle von Tagos die Herrschaft über die Eceni zu übernehmen; das heißt, falls Tagos dich die Herrschaft übernehmen lässt. Und allein schon, um über eine solche Möglichkeit auch nur nachdenken zu können, solltest du sowohl deine Klinge als auch die Klinge deines Vaters bei dir haben.«
    Neben der Feuerkuhle schnürte er sein Bündel auf, und auf dem glatt ausgebreiteten Leder der Bärenhaut lagen zwei Schwerter; der Griff des größeren der beiden Schwerter mit dem Motiv der ihre Jungen säugenden Bärin lag schräg auf dem Heft des kleineren, das den Schlangenspeer zeigte, so dass die beiden Muster miteinander zu verschmelzen schienen und zu einem neuen Symbol wurden. Eburovics Bärinnenklinge trug die Seele der Ahnen in sich, jener Generationen von Ahnen, die viel zu viele waren, als dass man sie noch hätte zählen können; der Verlust dieser Klinge war eine der vielen Quellen ihres Schmerzes gewesen. Die Klinge mit dem Schlangenspeer aber hatte Breaca einst in sämtliche Schlachten mitgenommen, die sie jemals gekämpft hatte - und sich der Trauer über den Verlust dieser Waffe hinzugeben, hatte sie gar nicht erst gewagt.
    Nun griff sie über die Feuerkuhle hinweg, hob die Schlangenklinge hoch und spürte die leichte Erregung des Todes, die dieses Schwert stets in sich trug. Darauf folgte ein tiefer Frieden, den Breaca eigentlich gar nicht vermisst hatte - bis sie ihn jetzt wieder in sich fühlte. »Ich danke dir, Ardacos. Bei einigen Dingen ist es mir ziemlich leicht gefallen, sie zurückzulassen. Dieses Schwert hier gehörte allerdings nicht dazu.«
    »Aber uns zu verlassen ist dir leicht gefallen?« Ardacos’ Stimme klang gepresst, als er seine Frage an sie richtete. Auf seine Art war er ebenso tief verletzt wie Cunomar. Er war einst Breacas Liebhaber gewesen, nach Airmid und vor Caradoc. Und er hatte geglaubt, dass sie ihm stets alles anvertraut hätte.
    »Aber nein, natürlich nicht. Wie kannst du so etwas auch nur denken? Doch ich wollte dich eben auch nicht darum bitten, eines Tages an einem römischen Galgen zu baumeln. Und das alles nur, weil ich dich bei mir haben wollte, um...«
    Unter einem ungeschickt platzierten Fuß brach knackend ein kleiner Zweig. Doch sie waren allesamt Krieger, sogar Cunomar; und noch ehe die zerrissene Stille sich wieder um sie schließen konnte, hatten sich alle drei bereits in die Dunkelheit jenseits der Feuerkuhle zurückgezogen. Wieder einmal lag Breacas Umhang über dem Feuer und verhüllte das Leuchten der Flammen. Die Wolle dampfte, und schneller als beim ersten Mal stiegen auch schon die ersten Rauchwölkchen von dem Stoff auf. Nur undeutlich war wahrzunehmen, wie daraufhin die Klingen von drei Messern durch das Mondlicht fuhren.
    Noch einmal knackte der Zweig, und schließlich noch ein drittes Mal, und endlich wurde deutlich, dass er nicht durch Zufall zerbrochen worden war, sondern mit Absicht,

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