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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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halsbrecherischen Geschwindigkeit durch den Wald geprescht, als ob es über offenes Gelände galoppiere und ohne jede Rücksicht auf die Sicherheit seiner Reiterin.
    Graine hatte noch nie zuvor das Grauen eines Rittes auf einem völlig unkontrolliert dahinjagenden Pferd erleben müssen. Sie, die unter Menschen aufwuchs, die, kaum dass sie zu laufen begannen, auch schon zu reiten lernten - und sich dabei nicht weniger geschickt anstellten -, hatte noch nie gehört, wie auch nur irgendjemand erwähnt hätte, dass so etwas passieren könnte. Graines Angst davor, jemals wieder auf diesem Pferd zu reiten, war wesentlich größer, als ihre Angst vor den Römern es je gewesen war.
    Sie hätte am liebsten laut geschrien bei ihrem Höllenritt, doch fehlte ihr selbst dazu die Luft. Sie hätte sich vor lauter Angst am liebsten übergeben, aber das hätte bedeutet, dass sie zugleich die Mähne des Tieres hätte loslassen müssen, und das in einem Augenblick, in dem ihr Leben davon abhing, sie eben nicht loszulassen. Womöglich wäre Graine einfach in Ohnmacht gefallen und in die Sicherheit des Traumlandes hinübergeglitten, doch endlich schien zumindest ihre Mutter erkannt zu haben, was sich da gerade anbahnte, und hatte ihre Stute an die Seite des unkontrolliert dahinrasenden Pferdes gedrängt.
    In vollem Galopp, während sie ungebremst über Baumstämme, Äste und Gräben hinwegflogen, hatte die Bodicea die Zügel ihres eigenen Tieres losgelassen und nach Graine gegriffen. Sie hatte deren kleine Finger gelöst, die sich mit angstvollem Klammergriff in die Mähne von Ardacos’ Pferd gekrallt hatten, und ihre Tochter dann mit Schwung aus dem Sattel gehoben, um Graine schließlich auf den noch vergleichsweise sicheren Platz auf dem Rücken ihres eigenen kampfeshungrigen Pferdes gleiten zu lassen. Das war genau der Stoff, aus dem Albträume waren - und aus dem die Mythen bestanden, so dass Graine normalerweise sogleich darüber gegrübelt hätte, wie sie all dies am besten in die Form eines Liedes fügen könnte. Doch sie hatte den Rest dieses Ritts nur noch damit verbracht, sich zu fürchten, zu wundern und sich einfach nur zu schämen.
    Die Flucht hatte die ganze Nacht bis in den nächsten Morgen hinein angedauert und die wiederum darauf folgende Nacht hindurch. Bei Tage waren sie etwas langsamer geritten, um zu verhindern, dass man sie entdeckte, nachts dafür umso schneller. Am zweiten Tag, kurz vor Sonnenaufgang, hatten sie schließlich jene Stelle erreicht, an der die vier Flüsse aufeinander trafen, und hatten dann in einiger Entfernung davon Posten bezogen, um auf Ardacos zu warten, jedoch nicht, ohne zuvor einige kleine Hinweise zu hinterlassen, um anzuzeigen, wo sie sich versteckt hielten.
    Breaca hatte sie in ein waldreiches Tal geführt, dorthin, wo einer der Flüsse tief in die Erde schnitt und Eichen und Ulmen sich dicht aneinander drängten. Hier hatte der Winter noch nicht Einzug gehalten, so wie auf Mona. An den Zweigen hingen noch zerrissene Blätter; und in dem Licht des frühen Morgens überlagerte ein schimmerndes, kaltes Kupfer sich mit dem Rostbraun der Eichen.
    Der Wald kannte die Störungen durch den Menschen noch nicht, und als die Reiter durch das Dickicht drangen und ihr Lager aufschlugen, fingen in dem Blätterbaldachin neugierig ein paar Krähen an zu keckern. Kurz nachdem die Pferde festgebunden worden waren und ein kleines Feuer entzündet, kreischten die Vögel plötzlich abermals auf. Sofort sprangen Breaca, Dubornos und Cunomar auf, ließen sich dann aber sogleich wieder auf den Boden sinken, als das Pfeifen eines Wiesels ertönte - Ardacos’ Zeichen. Einige Augenblicke später tauchten er und Cygfa auf. Geschickt sprangen sie über Felsbrocken und umgestürzte Bäume, noch ganz aufgekratzt von der Erregung des Kampfes, mit Schmutz und Sand beschmiert und über und über mit dem Blut der Feinde bespritzt. Graines Pony hatten sie allerdings nicht mit zurückgebracht und auch nicht Cygfas kampferprobten Wallach. Die Hoffnung, dass sie die beiden Tiere wieder zurückbringen würden, war auch von vornherein vergeblich gewesen; denn die Bärinnenkrieger zogen immer zu Fuß in den Kampf, und sie waren schneller als jedes Pferd, selbst wenn die Entfernung einen ganzen Tagesritt umfasste. Graines Pony hatte also als Köder für die Römer herhalten müssen. Sein eigenes Pferd jedoch hatte Ardacos auf recht geschickte Art zu retten gewusst: indem er es Graine überlassen hatte, denn in der Tat hatte nur

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