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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Gelegenheit für sie gewesen, um sich abzulenken und ganz in den Erfordernissen der Reise aufzugehen.
    Es war unmöglich zu sagen, was die Bodicea dabei dachte oder fühlte. Leise, ohne sich zu rühren, erwiderte sie: »Ja. Cygfa hat es mir erzählt.«
    Cygfa. Nicht Airmid. Was folglich bedeutete, dass Airmids Kummer entweder noch zu frisch oder zu schmerzhaft war, als dass sie darüber hatte sprechen wollen, oder, und das war die wahrscheinlichere von beiden Möglichkeiten, es bedeutete, dass sie jetzt nicht ein so offensichtliches Druckmittel einsetzen wollte, um Breacas unnachgiebige Haltung zu erweichen.
    Graine hatte keinerlei derartige Bedenken. Sie erklärte: »Airmid geht jetzt nicht mehr nach Mona zurück. Ohne Gwyddhien, die sie zurückhält, steht es ihr frei, dir zu folgen.« Sie sagte bewusst nicht: »Und sie wäre dir ohnehin gefolgt«, denn dessen war sie sich nicht so ganz sicher, obwohl sie hoffte, dass es stimmte.
    »Ich weiß.« Breaca stieß vorsichtig mit dem Zeh in die Asche und verschob die Äste ein wenig, um die Glut dazu zu bewegen, noch etwas Hitze abzugeben, ohne allerdings neuen Rauch aufsteigen zu lassen. »Wir haben letzte Nacht schon darüber gesprochen. Airmid wird nicht wieder nach Mona zurückkehren, und es liegt auch nicht in meiner Macht, sie dazu zu zwingen. Cygfa will ebenfalls nur ihrem eigenen Willen gehorchen und wird mir in den Osten folgen, ob ich nun damit einverstanden bin oder nicht, und Dubornos hält es ebenso; sie beide haben mir das schon gesagt. Cunomar könnte ich vielleicht noch befehlen, zurückzukehren, aber ich fürchte, er wird es sich in den Kopf setzen, bei der Gelegenheit die Legionen ganz allein anzugreifen, um seinen Wert zu beweisen. Du bist jetzt also die Einzige, die ich noch zurückschicken kann. Ich könnte Ardacos befehlen, dich wieder sicher nach Mona zu geleiten, und er würde es auch tun, würde bei dir bleiben, als dein Beschützer - egal, wie sehr er mich dafür auch hassen würde.«
    In der Stimme ihrer Mutter lag ein merkwürdiger Unterton. Gefangen zwischen der Angst, wieder zurückkehren zu müssen, und der Panik davor, weiterzureisen, hob Graine den Kopf und sah ihre Mutter an. Die plötzliche Erkenntnis verschlug ihr für einen Moment die Sprache. Schließlich sagte sie: »Du willst mich gar nicht zurückschicken.«
    Breaca schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Ich würde dich sogar sehr gerne wieder zurückschicken, aber ich habe nicht das Recht dazu. Du und Airmid, ihr beide seid miteinander verbunden wie Mutter und Tochter. Wo sie hingeht, dorthin gehst auch du. Es ist nicht an mir, euch beide nun mit Gewalt voneinander zu trennen.«
    Die dumpfe Leere in Graines Bauch dehnte sich zu einer Wüste aus. Sie schluckte trocken und fragte dann: »Hat Airmid dir das gesagt?«
    »Nein. Die Ahnin hatte es versucht, aber ich habe ihr nicht geglaubt. Aber in der Nacht, als wir auf der Flucht vor den Legionen waren, da habe ich verstanden, dass es doch wahr ist. Als du kurz davor warst, von Ardacos’ Pferd zu stürzen und dir das Genick zu brechen, da war Airmid diejenige, die sah, was passierte. Aber ihr Pferd war nicht schnell genug, um dich noch einholen zu können, ansonsten wärst du die vergangenen beiden Tage mit ihr geritten, und nicht mit mir.«
    Das lange Schweigen, das sich daraufhin ausdehnte, und die Unsicherheit, die sich in den Augen ihrer Mutter widerspiegelte, ließen Graine schließlich die Wahrheit begreifen. Plötzlich bemerkte sie, dass sie die Hände genauso fest in Stones Fell gekrallt hatte wie zuvor in die Mähne von Ardacos’ Pferd. Doch ihre Angst war nun von einer ganz anderen Sorte, und der Großteil dieser Angst galt noch nicht einmal ihr selbst. Sie löste eine Hand von dem Hund, tastete nach der ihrer Mutter, die ganz kalt war, und drückte sie.
    Graine wusste nicht, was sie jetzt sagen sollte, ihr fehlten die Worte, um die Welt wieder zurechtzurücken. Doch solche Worte existierten auch gar nicht. Sie spürte, wie ihre Mutter sie nun noch fester in die Arme schloss, fühlte, wie sie ihre Lippen auf ihren Kopf presste, und hörte immer wieder ihren eigenen Namen; wie eine Litanei, doch zu leise, um sie wirklich zu hören. Warm strich Breacas Atem durch Graines Haar, und die Worte drangen durch ihren Schädel, um von innen an ihr Ohr zu gelangen.
    Schließlich, als ihr Haar am Scheitel schon ganz feucht und warm war, vernahm sie einen einzigen Satz, und sofort begriff sie seine tiefere Bedeutung.
    »Du kleines Kind

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