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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Breaca. »Vier Krieger sind alle mit dem gleichen Ziel ausgezogen, und keiner von ihnen kam zurück. Die Hinterbliebenen werden auf etwas in dieser Art bereits gewartet haben.«
    »Und genau das ist es auch, was sie davon abhalten wird, noch einmal irgendjemand anderen loszuschicken.« Tagos grinste zurückhaltend. »Denn das ist eine Lektion, die wir von den Römern bereits gelernt haben: Mit Gold und Geschenken kannst du dir vielleicht Versprechen erkaufen, aber mit dem Gestank des Todes erkaufst du dir Angst, und die hält wesentlich länger an. Wir müssen jetzt nur darum beten, dass diese Angst schwerer wiegt als der Zorn, der nach Rache verlangt.«
    Er war überzeugt von dem, was er sagte, oder zumindest wollte er, dass sie ihm das glaubte. Breaca stellte fest, dass sie plötzlich das dringende Bedürfnis nach frischer Luft hatte. Draußen hatte Graine Stone gefunden und spielte mit ihm. Ganz in der Nähe waren auch Cunomar und Eneit, die ihre Scheinkämpfe mit einer solchen Begeisterung austrugen, dass ihre lauten Stimmen sogar noch die wilde, lärmende Wiedervereinigung von Kind und Hund übertönten. Wenn Breaca also tatsächlich eine Armee aufstellen wollte, dann hatte sie in diesen beiden Jungen zumindest schon einmal zwei gefunden, die mit ganzem Herzen bei der Sache wären; man müsste sie nur noch mit Waffen ausstatten und ihnen zeigen, wie man kämpfte, ohne gleich dabei umzukommen.
    »Wenn du meinst, dass es nützt«, erwiderte sie an Tagos gewandt, »kannst du ja gerne darum beten, dass die Angst in den Herzen unseres Volkes das Verlangen nach Rache überwiegt. Ich für meinen Teil werde eine Schmiede erbauen, um die Speere herzustellen, mit denen ich dann all jene Krieger ausrüsten werde, die ich noch irgend zusammenrufen kann, und all das in der inbrünstigen Hoffnung, dass die Angst eben nicht die Rache tötet.«
    »Und wenn die Legionen kommen?«
    »Und wenn die Legionen kommen, werden jene von uns, die gegen sie kämpfen können, das auch tun und schließlich dabei umkommen - so, wie wir es schon immer gehalten haben.«
     
    Doch die Legionen kamen nicht, so dass Breaca während der Tage des Wartens nach der Art ihres Vaters aus Felsgestein ihre neue Schmiede erbaute. Zum Decken des Daches verwendete sie Grassoden, denn die konnte man auch in der Trockenheit des Sommers noch feucht halten. Die Pläne für den Bau der Schmiede hatte sie bereits im Winter angefertigt; das Sammeln der Steine und die eigentlichen Bauarbeiten nahmen weniger als fünf Tage in Anspruch. Allerdings musste Breaca während dieser Zeit stets sowohl den Bau im Auge behalten, als auch immer wieder in Richtung Süden spähen, wo Cygfa und Ardacos, Cunomar und Dubornos Wache hielten und ein Signalfeuer entzünden wollten, von dem weißer Rauch aufsteigen sollte, sobald sie die Legionen den Karrenweg hinaufmarschieren sahen.
    Aber es war kein weißer Rauch zu erkennen. Der Schnee auf dem Karrenpfad schmolz dahin, und die einzigen Ankömmlinge waren zwei Salz- und Eisenhändler aus dem Südwesten, die jetzt als Bezahlung Gold verlangten, während sie früher stets Getreide gewollt hatten oder Hunde und Erzeugnisse aus Metall. Aber Gold konnte man trotz allem nicht essen; und die Truhen des Königs der Eceni waren noch immer voll davon, obgleich seine Kornspeicher bereits leer waren.
    Mit Tagos’ Gold kaufte Breaca Eisen und versprach ihm, die Summe mit Zinsen wieder zurückzuzahlen. In der Nähe der Schmiede sammelten Cunomar und Eneit Holz für die Feuer. Den Jungen versprach Breaca Speere als Lohn für ihre Mühe. Und Lanis führte Breaca schließlich an einen Platz, einen Tagesritt von ihrer Behausung entfernt, wo Eschen und Eiben gepflanzt worden waren, jeweils zwischen zwei stützenden Stangen eingespannt, damit sie gerade wuchsen und sich aus ihren Ästen später Speerhefte anfertigen ließen. Lanis verlangte jedoch keinerlei Bezahlung, sie wollte nur, dass die Legionen möglichst rasch aus dem Land vertrieben würden.
    Einen halben Monat, nachdem Stone aus dem Schnee die Leiche des Verräters ausgegraben hatte, zog Breaca sich erstmals wieder eine Lederschürze über den Kopf und band sie mit den vorgeschriebenen Gesten jenes kleinen Rituals zusammen, das ihr einst ihr Vater beigebracht hatte und das darin mündete, dass sie den Schmelzofen ihrer Schmiede entzündete. Schließlich loderte ein Feuer auf, gespeist von Spalten von Apfelbaumholz, von Kiefernzapfen, trockenem Stroh und einigen Haaren aus dem Schweif einer

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