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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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was …?
Nichts Großes, aber irgendwas klingelt da bei mir.«
    Schafmann zuckte die Achseln. »Überprüf ich.«
    »Sag mal …« Schwemmer sah Schafmann betont
nachdenklich an. »Kannst du mir vielleicht aktuell einen trinkbaren Bordeaux
unter fünfzehn Euro empfehlen?«
    »Nein«, sagte Schafmann.
    Kaum dass Schafmann die Tür zum Flur hinaus war,
klopfte es an der zum Vorzimmer. Frau Fuchs streckte den Kopf herein.
    »Was gibt’s?«, brummte Schwemmer.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie wieder da sind«, sagte
sie ungewohnt schüchtern.
    »Kommen Sie mal rein, Frau Fuchs«, sagte Schwemmer.
    Sie trat ein und schloss die Tür hinter sich.
Schwemmer sah sie ernst an. Frau Fuchs errötete und wich seinem Blick aus.
    »Interna, Frau Fuchs, heißen so, weil sie intern
sind«, sagte Schwemmer ruhig.
    Frau Fuchs nickte.
    »Schön«, sagte Schwemmer. »Noch was?«
    Das Rot auf Frau Fuchs’ Wangen wurde noch ein wenig
intensiver. »Frau Doktor Isenwald bittet um Ihren Rückruf«, sagte sie.
    »Um was geht’s?«, fragte Schwemmer, aber Frau Fuchs
drehte sich wortlos um und verließ das Büro. Schwemmer sah alarmiert auf die
Tür, die sie hinter sich geschlossen hatte.
    Sehr skeptisch zog er sein Telefon zu sich heran und
wählte die Nummer der Staatsanwaltschaft in München.
    Frau Isenwalds Sekretärin stellte ihn sofort durch,
und Sekunden später meldete sich die junge Staatsanwältin.
    »Ja, was ist denn da bei Ihnen los, Herr Schwemmer?«,
fragte sie in ihrer typisch fröhlichen Munterkeit, von der Schwemmer schon
gelernt hatte, dass sie keinesfalls mit Harmlosigkeit zu verwechseln war.
    »Auf was heben Sie ab, Frau Isenwald?«, fragte er
vorsichtig zurück.
    »Na, zuerst ruft mich der Herr Schmitz von der
Süddeutschen an und fragt nach einem Mordfall, von dem ich keinerlei Kenntnis
habe.«
    Schwemmer unterdrückte ein Stöhnen, aber Isenwald war
noch nicht fertig.
    »Und als ich mich bei Ihnen danach erkundigen möchte,
sagt mir Ihre Frau Fuchs, dass es dabei wohl um ›die Sache mit der Seherin‹ ginge.
Der Begriff ›Seherin‹ ruft bei uns im Haus immer noch ein gewisses Misstrauen
hervor, wie Sie vielleicht wissen. Kurz gesagt, Herr Schwemmer, ich habe das
Gefühl, es gibt Sachen, die Sie mir vielleicht erzählen sollten.«
    Schwemmer, den Hörer in der Linken, den Kopf in die
Rechte gestützt, schloss die Augen.
    »Es ist gar nichts, Frau Isenwald«, sagte er. »Über haupt nichts.«
    »Ein bisschen viel Rauch für kein Feuer, jedenfalls
für meinen Geschmack, Herr Schwemmer. Unsinnige Presseanfragen sind das eine,
aber die dienstliche Auskunft Ihrer Sekretärin, Sie seien mit einer Seherin zu
einem Tatort unterwegs, hat mich doch stutzen lassen.«
    »Frau Isenwald …« Schwemmer seufzte. »Die Frau Kindel
war hier. Sie hat einen Verdacht. Ich wollte direkt die Luft aus der Sache
lassen, deshalb bin ich mit ihr rausgefahren. Es gibt eine mögliche Spur, aber
ich rechne nicht damit, dass das ein Fall wird. Und was den Herrn Schmitz
angeht: Das war ein reines Missverständnis.«
    »So«, sagte Isenwald. »Und das war’s?«
    »Genau.«
    Isenwald schwieg einen Moment. »Was für eine mögliche
Spur ist das?«, fragte sie dann.
    »Haare, vielleicht Blut. Stammt beides von einem
ungeteerten Holzlagerplatz im Wald. Zu einer Spur würde das nur, wenn man es
zuordnen könnte.«
    »Zu wem?«, fragte Isenwald.
    »Die Kindel hat wieder einen Mord gesehen, und …«
Schwemmer unterbrach sich. »Frau Isenwald, bitte, ersparen Sie mir die Details.
Was erwarten Sie von mir? Wie soll ich auf paranormale Zeugen reagieren?«
    »Angemessen«, antwortete Isenwald trocken.
    »Das hab ich getan«, sagte Schwemmer ernst.
    »Gut«, sagte die Staatsanwältin, und Schwemmer hatte
den Eindruck, dass sie es auch meinte.
    »Jetzt müssen Sie nur noch Ihren Leuten klarmachen,
wie man mit Informationen umgeht, in so einem Fall.«
    »Da haben Sie völlig recht«, sagte Schwemmer.
    »Lassen Sie die Haare untersuchen und teilen Sie mir
das Ergebnis mit. Außerdem möchte ich einen Bericht über die Aussagen der
Seherin.«
    »Was?«, fragte Schwemmer überrascht. »Wollen Sie, dass
wir eine Akte dazu anlegen?«
    Die Antwort ließ für Isenwalds Verhältnisse ziemlich
lange auf sich warten.
    »Nein«, sagte sie schließlich. »Ich möchte, dass Sie
persönlich ein Gedächtnisprotokoll über jeden Kontakt zu Frau Kindel anfertigen
und mir zukommen lassen. Offiziös.«
    »Ungern«, sagte Schwemmer. Offiziös reichte nie, um
was zu erreichen,

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