Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
Vom Netzwerk:
blieb er dagegen lehnen. Vor ihm auf dem Tisch stand ein Klumpen Shalcedon. Er hatte die Größe des Athanor; um genau zu sein, war es der Athanor. So also hatten die Aztlantu die Pyramide erbaut, begriff er. Sie stellten aus gewöhnlichem Stein durch Al-khem und Hitze falsche Juwelen her. Ihre unglaublichen Edelsteinschätze waren nichts als Fassade! Cheftu trat an den Shalcedon und berührte den immer noch warmen Stein. Er kratzte mit den Nägeln daran.
    Grâce à Dieu!
    Der Shalcedon war glatt und nur an den Rändern entlang der Lehmbasis klumpig. Cheftu probierte, ihn zu verschieben, doch er war wie festgewachsen. Dann fiel Cheftu wieder ein, was Dion ihm zum Abschluss erklärt hatte, und er taufte den Stein dem Ritual entsprechend mit einem schnellen Schnitt über das Handgelenk. Er hatte die Prüfung überlebt; trotzdem wurde Blut von ihm gefordert.
    Der Boden klappte unter ihm weg, und in einer wilden Rutschpartie glitt er nach unten, alle Schreie verschluckend. Er schoss in ein Wasserbecken hinaus, unter dem blauen Himmel der Abenddämmerung. Das Wasser schlug über seinem Kopf zusammen, und er tauchte prustend wieder auf, um überrascht auf die versammelten Ratsmitglieder zu starren. Sie starrten ebenso überrascht zurück. Chloes Gesicht war schneeweiß, und ihre Augen waren groß und grün wie der Shalcedon.
    Hatte er es geschafft?
    Zelos streckte ihm die Hand hin und zog Cheftu aus dem Becken. »Willkommen im Rat und auf Aztlan, Spiralenmeister Cheftu!«
    Cheftus erste offizielle Amtshandlung bestand darin, einen aus Zelos’ Hekatai am Totenbett zu besuchen. Der Mann war noch jung, er hatte Cheftu höchstens ein paar Sommer voraus, doch er bewegte sich, als wäre er Jahrzehnte älter. Mit seinem Gebrabbel und seinem hysterischen Gelächter jagte er seiner Frau Todesängste ein. Tränen der Furcht strömten über ihr Gesicht, sie weigerte sich, mit ihrem Mann im selben Raum zu bleiben. Die Leibeigenen hatten ihn bereits in das Läuterungsbad gesetzt. Cheftu war dabei, als er seine Reise antrat. Obwohl der Sterbende mächtig, reich und von hohem Rang war, wagte keiner seiner Freunde oder Verwandten, an sein Bett zu treten, so sehr fürchteten sie die Krankheit. Danach sah Cheftu in seiner Bücherei die Aufzeichnungen durch, die Imhotep diktiert hatte. Der frühere Spiralenmeister war ständig von einem Schreiber begleitet worden, der jedes seiner Worte aufgezeichnet hatte, als handelte es sich dabei um die Heilige Schrift.
    Anders als bei Erkrankungen, die von Ukhedu herbeigeführt wurden, wehrte sich der Körper nicht gegen diese Krankheit. Das Fehlen jeder Immunreaktion - Fieber, Schweißausbrüche, Erbrechen - war das Verstörendste daran. Später in dieser Nacht, als Chloe in Cheftus Armen und mit dem Kopf auf seiner Brust ruhte, erklärte er ihr, dass die Angst, die sich in der Umgebung der Krankheit breit machte, auf die fehlenden Symptome zurückzuführen war.
    »Verläuft die Krankheit auf jeden Fall tödlich?«, fragte sie.
    »Ja. Noch niemand hat sich davon erholt oder sie überlebt.«
    »Hatten die Opfer irgendetwas gemeinsam?«
    »Alle gehörten zu Zelos Kabinett.«
    Sie schwieg und trommelte mit den Fingern einen Rhythmus auf seinem Bauch. »Vielleicht Bazillen?«
    Sie erzählte dem aufmerksam zuhörenden Cheftu von den winzigen Tierchen, die durch mangelhaft gekochtes Essen, eine unausgebrochene Krankheit oder sogar die Luft in einen Körper eindringen konnten.
    »Diese Bazillen lassen einen husten und niesen und fiebern, sagst du?«
    »Genau. Der Schnupfen ist nicht auszurotten.
    Einen Schnupfenetat an Land zu ziehen, ist echt genial, denn Schnupfen, Fieber und Nasenmittel stehen für die Hälfte des gesamten Werbe-Etats in den Vereinigten Staaten.«
    Er sah sie verständnislos an und sagte dann: »Es tritt kein Fieber auf. Wenn diese Krankheit von außen in den Körper eindringen würde, dann würden die Abwehrkräfte des Körpers reagieren.«
    »Dann nimm eine Autopsie vor und sieh nach, ob die Innereien irgendwelche Schlüsse zulassen.«
    »Eine was?«
    Sie setzte sich im Schein der Lampe auf, mit lebhaftem Gesicht und zerzaustem Haar, das ihr über die Schultern fiel und sich mit seinem mischte. Cheftu spürte ein Ziehen in den Lenden, als er sie so sitzen sah. »In jedem Krimi wird eine Autopsie gemacht, wenn jemand stirbt und man nicht weiß warum. Könnte es ein Gift sein?«
    »Ich bin recht bewandert darin, Gifte aufzuspüren, doch ich werde dem nachgehen. Vielleicht gibt es hier

Weitere Kostenlose Bücher