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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Junge mehr. Wenn er nicht spielen will, wird er mir das sagen.«
    Gegen dich hat er nicht die geringste Chance, dachte Cammy. Du hast dich in ein männerfressendes Monster verwandelt! »Hast du mit Phaemon schon was für die Feiertage geplant?«
    Chloe zog kurz die Stirn in Falten, als hätte sie Camille nicht verstanden.
    »Kommt er mit uns nach Santorin?«, fragte Cammy.
    Die helle Haut ihrer Schwester rötete sich kaum sichtbar. »Phaemon gehört einer anderen Religion an, für ihn sind das keine Feiertage, deshalb werde ich bei ihm bleiben.«
    »Welcher Religion denn? Ist dir klar, dass du schon fast ein Jahr mit ihm zusammen bist, ohne dass du uns miteinander bekannt gemacht hättest?« Abgesehen von damals, als ich euch in meinem Schlafzimmer beim Sex erwischt habe und du mich eingeladen hast, mitzumachen. Cammy spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Was war mit Chloe geschehen? Vielleicht war ja doch etwas an diesen Entführungen durch Außerirdische, dachte sie mit einem Blick auf das Sensationsblatt.
    Chloe versenkte sich in einen Stapel Modemagazine, die sie mitgebracht hatte. »Er ist ziemlich, äh, menschenscheu.«
    »Was arbeitet er? Wo kommt er her? Phaemon ist ein interessanter Name, fast antik .«
    »Du bist heute Morgen sehr wissbegierig, Cammy. Endlich geht es dir besser, und so dankst du mir für meine Bereitschaft, durch dieses öde Land zu fahren, um dich zu besuchen?«
    Chloe hatte die Stimme erhoben, doch in ihren braunen Augen war nichts zu lesen.
    Chloe blätterte in ihren Zeitschriften, und Cammy überdachte ihre Worte, ohne dass sich die Spannung gelöst hätte. So grob war sie doch nicht gewesen, oder? Erschöpft vor Anspannung schloss sie die Augen und drehte das Gesicht zum Fenster. Was würde sie nicht dafür geben, wieder bei ihren Ausgrabungen zu sein.
    Gold, Staub, Dunkelheit ... Was hatte sie gesehen?
    ZWEITER TEIL
    3. KAPITEL
    DAS ALTE ÄGYPTEN
    User-Amun seufzte und kratzte sich am Kopf. Seine Kopfhaut juckte. Die Tinktur, die sich so erfrischend anfühlte, wenn sein Kopf frisch rasiert war, kribbelte scheußlich, sobald sie erst einmal getrocknet war. Er rieb sich mit drahtigen Fingern den Nacken und hinter den Ohren. Ein lautes Miau ließ ihn die Augen aufschlagen. Seine Katze Ner saß vor ihm. »Du meinst, ich sollte lieber dich kraulen, statt mich selbst zu kratzen?«, fragte er und fuhr dabei mit den Fingern über ihre spitzen Ohren, bis ihr tiefes Schnurren durch den ganzen Raum vibrierte.
    Jemand klopfte an die Tür; User bat ihn herein. Der Priester war jung, noch keine fünfzehn Überschwemmungen alt, und seine hellbraunen Augen waren weit aufgerissen. »Leben, Gesundheit und Wohlergehen, edler User-Amun, Neter im Haus des Lebens. Ich soll dich bitten, mit zum Tempel zu kommen. Es hat einen Unfall gegeben.«
    User setzte Ner auf dem Boden ab, stand auf und schnürte die Schärpe. »Was für einen Unfall?«, fragte er, während er von verschiedenen Regalen Fläschchen und Heilsalben einsammelte.
    »Ein Mann wurde von einem Apis-Stier niedergetrampelt«, antwortete der Junge. »Es gab noch ein zweites Opfer, aber sie ist tot.«
    Der Arzt drehte sich um und hielt einen Augenblick inne.
    »Der Mann ist noch am Leben?«
    »Er wurde in den Dung und Schlamm gedrückt«, erklärte der Junge. »Er hat sein Gesicht abschirmen können und seinen Leib dem Schlamm anvertraut. Dennoch hat er auf dem Weg in die Nachwelt bereits ein gutes Stück zurückgelegt.« Der Junge senkte den Blick. »Vielleicht steht er eben jetzt vor Anubis’ Tor.«
    User reichte dem Burschen die schweren Pakete und zog die Tür von außen zu. »Welcher Priester ist es, Sohn?«
    Der Junge zog die Achseln hoch. »Das weiß ich nicht, Herr.«
    Nach den gebührenden Begrüßungen führte man User zu dem Verletzten. Ein Blick auf den Leib des Mannes genügte, um den Arzt wissen zu lassen, dass hier jede Hilfe vergebens war. In dem Körper loderte das Fieber, der Mann lag im Sterben. Der Puls ging sprunghaft, der ganze Leib stank nach Dung. Prellungen überzogen Brust, Beine, Arme. Er würde nicht überleben; jede Pflege wäre verschwendete Zeit und Energie. In dieser Hungersnot wurde die wenige verfügbare Nahrung für die Lebenden gebraucht. Es war besser, wenn Anubis ihn in die Arme schloss.
    »Wo habt ihr ihn gefunden?«, fragte User.
    »Er lag auf dem Bauch im Schlamm, das Gesicht unter der Schulter versteckt, die Hand um das Geschlecht gelegt«, antwortete der Priester.
    User nahm die langfingrige Hand des

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