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Die Sehnsucht der Pianistin

Die Sehnsucht der Pianistin

Titel: Die Sehnsucht der Pianistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Nachtigall Nora Roberts
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heraufnehmen.“
    „Ach nein. Und was war an dem Abend, als ich durchs Fenster kletterte?“
    „Und wir auf dem Fußboden saßen und bis vier Uhr morgens geredet haben. Wenn mein Vater das gewusst hätte, dann hätte er …“ Sie brach ab.
    „Darüber brauchen wir uns jetzt keine Sorgen mehr zu machen.“
    „Darum geht es auch gar nicht. Ich frage mich nur, warum das alles so war. Ich liebte dich, Brady. Es war ganz unschuldig und sehr süß. Warum musste er das alles zerstören?“
    „Du warst für höhere Dinge bestimmt, Vanessa. Das wusste er. Ich war im Weg.“
    „Hättest du mich gebeten zu bleiben?“ Sie hatte nicht gedacht, dass sie das fragen würde, aber sie hatte es immer wissen wollen. „Wenn du seine Pläne, mich mit nach Europa zu nehmen, gekannt hättest, hättest du mich dann gebeten zu bleiben?“
    „Ja. Ich war achtzehn und egoistisch. Und wenn du geblieben wärst, wärst du nicht das geworden, was du bist. Und ich wäre nicht das, was ich bin.“
    „Du hast mich ja noch gar nicht gefragt, ob ich wirklich geblieben wäre.“
    „Ich weiß, dass du geblieben wärst.“
    Sie seufzte. „Ich glaube, so kann man nur einmal lieben. Vielleicht ist es am besten, man bringt das hinter sich, solange man jung ist.“
    „Vielleicht.“
    Müde schloss sie die Augen. „Ich habe immer geträumt, du würdest kommen und mich holen. Besonders vor einer Vorstellung, wenn ich in den Kulissen stand. Ich habe es gehasst.“
    Er runzelte die Stirn. „Was hast du gehasst?“
    „Die Lichter, die Menschen, die Bühne. Ich habe mir so sehnlich gewünscht, du würdest kommen, und wir würden zusammen fortgehen. Dann begriff ich, dass du nicht kommen würdest, und ich hörte auf, es mir zu wünschen. Ich bin so müde, Brady.“
    Wieder küsste er ihre Finger. „Schlaf jetzt.“
    „Ich bin es müde, allein zu sein“, murmelte sie, bevor sie einschlief. Er blieb sitzen, sah sie an und versuchte seine Gefühle zu ordnen. Was war Vergangenheit und was Gegenwart? Hier lag das Problem. Je länger er mit ihr zusammen war, desto mehr verwischte sich die Grenze zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
    Nur eins war klar: Er hatte niemals aufgehört, sie zu lieben.
    Er küsste sie flüchtig auf die Lippen. Dann löschte er die Nachttischlampe und ging.

7. KAPITEL
    E ingewickelt in ihren kuscheligen blauen Bademantel, mit zerzaustem Haar und grimmigem Gesicht ging Vanessa langsam die Treppe hinunter. Sie hatte die Medikamente, die Adam Tucker ihr verschrieben hatte, notgedrungen genommen und fühlte sich nun besser. Es ärgerte sie, das zugeben zu müssen, aber deshalb war sie noch lange nicht bereit zuzugeben, dass sie sie auch gebraucht hatte.
    Es ärgerte sie auch, dass es Brady gewesen war, der sie ins Bett gebracht und ihre erste Einnahme überwacht hatte. Am Anfang ging es ja noch, denn da hatten sie sich angefaucht, aber dann war sie schwach geworden und hatte ihn zum Bleiben aufgefordert. Und er war so lieb gewesen! Sie hatte Brady noch nie widerstehen können, wenn er lieb zu ihr war.
    Der Morgen passte genau zu ihrer Stimmung. Aus dichten grauen Wolken fiel dichter grauer Regen. Der Tag war wie geschaffen, um allein im Haus zu sitzen und zu brüten. Eigentlich etwas, worauf man sich direkt freuen konnte – Regen, emotionaler Tiefpunkt und Selbstmitleid ohne Ende. Zumindest die Einsamkeit war eine positive Abwechslung. Seit Joanies Dinnerparty hatte sie kaum Gelegenheit gehabt, allein zu sein.
    Ihre Mutter führte sich auf wie eine Glucke und erfand laufend Gründe, um täglich ein paar Mal nach Hause zu kommen. Trotz Vanessas Protest schaute Dr. Tucker zweimal am Tag vorbei. Selbst Joanie war auf einen Tratsch gekommen, mit einem Arm voll Flieder und einem großen Topf Hühnersuppe. Die Nachbarn steckten von Zeit zu Zeit die Köpfe herein, um sich nach ihr zu erkundigen. In Hyattown gab es keine Geheimnisse. Vanessa konnte sicher sein, dass alle zweihundertdreiunddreißig Einwohner ihre Genesung mit guten Wünschen oder Ratschlägen verfolgten.
    Außer einem.
    Dabei war es ihr doch völlig egal, dass Brady keine Zeit für einen Besuch gefunden hatte. Ärgerlich zerrte sie am Gürtel ihres Bademantels. Sie war heilfroh, dass Brady durch Abwesenheit glänzte, wie sie sich immer wieder versicherte. Das Letzte, wonach sie verlangte, war, dass Brady Tucker – der Albert Schweitzer von Hyattown – um sie herumwuselte. Sie wollte ihn nicht sehen, und brauchen tat sie ihn schon gar nicht.
    Vanessa hasste es, sich zum

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