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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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mich, die an die Bequemlichkeiten an Land gewöhnt ist. Ich weiß, Marcos hätte es lieber gesehen, wenn ich zu Hause in Madrid geblieben wäre und auf Carlos’ Rückkehr gewartet hätte. Aber er versteht das eben nicht. Er und seine Gattin sind immer zusammen. Für mich ist es aber lange her, dass ich die Freuden der Ehe genossen habe.“ Sie runzelte die Stirn, und Nikolai wusste nur zu gut, was ihn nun erwartete. „Die Annehmlichkeiten eines Zuhauses kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Wenn Ihr nur die großen Vorteile kennen würdet …“
    Bis er sie abgewehrt und sie mit ihren Begleiterinnen wieder unter Deck geschickt hatte, damit sie zu Ende packten, hatte sich das Schiff der felsigen Küste genähert.
    Endlich war die unruhige Seereise vorbei, doch Nikolai fürchtete, dass die wahren Mühen für ihn jetzt erst begannen.

3. KAPITEL
    In ihren Mantel gehüllt saß Marguerite am Heck der Barke, während sie die Themse hinauffuhren. Sie hatte die mit Zobelpelz besetzte Kapuze zurückgeschlagen, um die vorbeigleitende Landschaft besser betrachten zu können. Die Engländer waren so stolz auf ihren kleinen Fluss, an dessen Ufer sich die Herrschaftssitze des Adels aneinanderreihten! Ihre Begleiter, Mitglieder von Henrys Hofgesellschaft, zeigten auf die steinernen Türme und die Herrenhäuser aus Backstein und erzählten Geschichten über die Wohnsitze der Carews, Howards und Poles.
    Marguerite schnaubte verächtlich. Sie sollten erst einmal die hohen, märchenhaften Turmspitzen der Schlösser entlang der Loire sehen! Dann würden sie nicht mehr so angeben, diese aufgeblasenen englischen Buben.
    Sie musste gestehen, dass sie recht attraktiv waren. Man sagte, dass Henry sich gern mit jungen Leuten umgab, die ausgelassen und voll Energie und Lebensfreude waren. Ihre Eskorte schien das zu bestätigen. Große, starke Männer mit strahlenden Augen. Und kostbar gekleidet waren sie – wenn auch nicht so modisch wie die Franzosen, natürlich. Sie waren schnell mit Prahlerei wie auch mit einem Scherz dabei und besaßen offenbar eine Vorliebe für alles Schöne auf dieser Welt. Obwohl sie doch eine der Rangniedrigsten in der französischen Delegation war, hatte sich jeder von ihnen bereits vor Marguerite verbeugt.
    Auch wenn sie immer noch so tat, als würde sie den Fluss betrachten, beobachtete sie in Wirklichkeit die jungen Männer aus den Augenwinkeln. Falls sie, wie es Männern nun einmal häufig zu eigen war, voller List und Tücke waren, so verbargen sie es gut. In ihren hübschen Gesichtern lag keine Spur von Misstrauen und in ihren lachenden Stimmen kein Hauch von Täuschung.
    Marguerites Aufgabe würde entweder leichter sein, als sie erwartet hatte oder weit schwieriger.
    „Wart Ihr zuvor schon einmal in England, Madame Dumas?“
    Sie drehte sich um und stellte fest, dass einer der englischen Höflinge, Roger Tilney mit den rabenschwarzen Haaren, sich neben sie auf die schmale Bank gesetzt hatte.
    Sie lächelte ihn an. „Noch nie. Ich war in Italien, doch noch nie in England. Es ist faszinierend.“
    „Wartet nur, bis wir in Greenwich sind, Madame. Der König hat eine große Überraschung vorbereitet. Jeden Tag wird es dort vom frühen Morgen bis Mitternacht Vergnügungen geben.“
    Marguerite lachte. „Viele Vergnügungen? Und ich dachte, Ihr Männer hättet Euch um höchst wichtige Geschäfte zu kümmern!“
    „Man kann nicht die ganze Zeit über nur arbeiten, besonders nicht mit solch willkommenen Ablenkungen vor Augen.“
    Er beugte sich zu ihr, und Marguerite bemerkte, dass die Engländer auch nicht wie die Franzosen rochen . Tilneys Parfum war eher würzig als blumig, insgesamt herber und viel weniger lieblich als die Duftwässerchen, die die französischen Herrn zu benutzen pflegten.
    Hm, dieser Master Tilney hatte sicher recht. Man konnte nicht den ganzen Tag arbeiten.
    Doch genau das musste sie tun. Denn wenn sie nur einen Augenblick in ihrer Aufmerksamkeit nachließ, konnte alles schiefgehen. Das hatte sie der Russe gelehrt.
    „Ich liebe es zu tanzen“, sagte sie. „Werden wir denn für solche frivolen Unternehmungen Zeit haben?“
    Tilney lachte, und durch den dicken Mantel hindurch spürte sie den raschen, warmen Druck seiner Hand. „Tanzen ist eine von König Henrys größten Leidenschaften.“
    „Ich freue mich, das zu hören. Einen Hof, an dem nicht zur fröhlichen Musik getanzt wird, könnte man …“
    „Spanisch nennen, vielleicht?“
    Gemeinsam kicherten sie über den bösen

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