Die Sehnsucht der Smaragdlilie
würde. Sie töten? Sie küssen? Sie auslachen und wieder fortschicken? Lieber sollte er ihr den Dolch ins Herz stoßen!
Er sagte nichts, sah sie nur mit diesen blauen Augen an, als sie langsam neben ihn auf die Matratze kletterte. Sie streckte die Hand aus und drückte ihn sanft zurück in das Gewirr aus Betttüchern und samtenen Decken.
„Marguerite …“, sagte er mit gepresster Stimme.
„Heute Nacht bin ich nicht Marguerite“, flüsterte sie. „Ich bin deine bezaubernde Fee.“
Sie beugte sich über ihn, und ihr Haar fiel wie ein heller Vorhang um sie beide und schloss die Welt aus. Mit der Zungenspitze berührte Marguerite die kleine Kuhle an seinem Hals, spürte seinen Herzschlag, atmete seinen herrlichen Duft ein. Nikolais Körper unter ihr war gespannt wie eine Bogensehne, aber er lehnte sich zurück und ließ Marguerite gewähren. Während sie seine Schultern mit Küssen übersäte, zeichnete sie mit den Fingern zarte Kreise um seine flache, braune Brustwarze, die sich unter ihrer Berührung zusammenzog. Das Gleiche tat sie dann mit ihrer Zunge, liebkoste sie spielerisch, aber sanft, bis er leise stöhnte.
„Du bist wirklich eine Zauberin“, raunte er mit heiserer Stimme.
Marguerite lachte und genoss das plötzliche Machtgefühl, die schwindelerregende Freude, die sie mit einem Mal durchströmte. Sie küsste seine Brust und seinen flachen Bauch voller Hingabe und Leidenschaft.
Zuletzt fuhr sie zärtlich mit der Zungenspitze seinen pulsierenden Schaft entlang. Nikolai griff ihr in die Haare, als wollte er sie wegstoßen – oder noch enger an sich ziehen. In diesem einen, vollkommenen Moment gehörte er ihr. Und das war alles, was sie wollte.
12. KAPITEL
Marguerite lag schläfrig, den Rücken an ihn geschmiegt, in Nikolais Umarmung und strich leicht mit den Fingern über seinen Arm. Vom Handgelenk zum Ellbogen und wieder zurück, bis sie ihre Finger um die seinen schlang und seine Hand auf ihren Bauch presste.
Dort waren die alten Narben der Pferdetritte zu spüren, der Verletzungen, die von den Hufeisen stammten. Spuren aus rauen, roten Linien, die sie zuvor noch keinen hatte sehen lassen. Doch nun erlaubte sie Nikolai, sie zu berühren. Zart ließ er die Fingerspitzen darübergleiten.
„Was hast du vor, wenn du England verlässt?“, fragte sie ruhig.
Nikolai lachte leise. Sie fühlte seinen warmen Atem in ihrem Haar. Er zog sie fester an seinen warmen Körper. „Warum? Damit du mich jagen kannst, wenn ich abgereist bin? Mich quer über den Kontinent verfolgen kannst, bis du mich dann schließlich töten wirst?“
„Wenn ich dich töten wollte, hätte heute Nacht dein letztes Stündlein geschlagen, Russe!“, sagte sie und versetzte ihm einen leichten Tritt. „Vergiss nicht, ich hatte dein kostbarstes Teil in meiner Hand.“
Er lachte und drehte sie in seinen Armen um, bis ihr Kopf an seiner Schulter lag. „Wie könnte ich das vergessen?“
Marguerite stützte sich auf und schaute auf sein vom flackernden Kerzenlicht beleuchtetes Gesicht hinunter. Er wirkte entspannt, fröhlich und so jung. „Ich werde dich nicht im Bett töten. Ich werde mich dir in einem fairen Duell stellen.“
„Wirst du das tatsächlich, dorogaja ?“ Er ergriff ihre Hand und küsste der Reihe nach jede Fingerspitze. Den kleinen Finger nahm er in den Mund und liebkoste ihn zart, bis sie erschauerte. „Nun, wegen unseres Duells wirst du nicht sehr lange nach mir suchen müssen. Wenn diese Aufgabe hier erledigt und Doña Elena sicher wieder auf dem Rückweg nach Spanien ist, habe ich vor, eine ganze Weile an einem einzigen Ort zu bleiben.“
„Aber du bist ein fahrender Schauspieler!“
„Das war ich fast mein ganzes Leben lang. Seit meinem neunten Lebensjahr, und jetzt bin ich siebenundzwanzig. Ich werde müde und bin zu alt für dieses Leben. Zu alt für die bunten Kostüme und für den Seiltanz.“
Zu alt zum Spionieren? Sie wusste sehr wohl, wie es ihm ging. Sie selbst war kaum einundzwanzig, und doch gab es Momente, in denen sie sich entsetzlich alt fühlte. „Was willst du stattdessen tun?“
„Ich fürchte, du wirst mich auslachen, meine anspruchsvolle Madame. Meine sehr weltliche Feenkönigin.“
„Ich würde nie über dich lachen. Außer, du spielst den Arlecchino. Dann bist du nämlich ungeheuer unterhaltsam.“
„Aha, du hast also meinen Arlecchino gesehen?“
„Einmal, auf der Piazza San Marco, als du und deine hübsche junge Geliebte ihren missmutigen alten Ehemann überlistet
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