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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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Tilney erklärte ihr die verschiedenen Manöver, und sie hörte ihm mit halbem Ohr zu, während sie gleichzeitig Spieler und Zuschauer beobachtete.
    Königin Katharinas Gesicht strahlte nichts als gelassene Heiterkeit aus, während sie ihrem Gatten applaudierte und sich in ruhigem Gespräch Claudine zuneigte. Auch Claudine schien heute, da ihr Gatte neben ihr saß, bessere Laune zu haben. Wann immer der Comte etwas zu ihr sagte, ganz gleich, wie beiläufig seine Bemerkungen auch waren, leuchteten ihre Augen. Arme Claudine.
    Ehemänner – was war das doch für eine seltsame, abscheuliche Gattung. Marguerite war immer froh gewesen, sich nicht mit einem herumplagen zu müssen. Besonders nicht mit einem wie dem englischen König oder dem Comte de Calonne.
    Sie erinnerte sich, dass Doña Elena behauptete, die Ehe brächte einen Mann „zur Ruhe“ oder so ähnlich. Sie selbst hatte das nie feststellen können. Aber sie hatte auch noch nie einen Mann wie Nikolai getroffen. Einen Mann, dessen ganze Existenz eben nicht darauf gerichtet war, sich einen immer größeren Vorteil zu verschaffen. Vielleicht konnte die Ehe tatsächlich jemanden, der so war, ob nun Mann oder Frau, zur Ruhe bringen.
    Sie war dabei, hier in England eine Menge zu lernen, nur nicht das, was sie erwartet hatte.
    Das Spiel näherte sich seinem Ende, und natürlich war König Henry der Sieger. Während die beiden Gegner sich samtene Mäntel umlegten, um sich nicht zu erkälten, und ihre weichen Schuhe gegen Stiefel eintauschten, verließen die Zuschauer nach und nach die Tribüne. Wetten wurden eingelöst, Verabredungen und Abmachungen für später getroffen.
    „Und habt Ihr gewonnen, Master Tilney?“, fragte Marguerite, als er seine Börse einsteckte.
    „Gewiss. Ich bin kein solcher Narr und wette gegen den König. Auf keinen Fall.“
    „Gewinnt er denn immer? Wie entsetzlich langweilig.“
    „Nicht immer. König Henry liebt es, der Sieger zu sein, ganz gleich, bei welchem Spiel. Doch ebenso hasst er das Gefühl, man habe ihn wegen seines Ranges gewinnen lassen. So muss er manchmal verlieren.“
    „Also ist es beim Wetten wichtig zu wissen, wann die Zeit des Verlierens angebrochen ist?“
    „Ihr seid ebenfalls sehr klug, Madame! Ich glaube, Ihr begingt einen Fehler, als Ihr Euch weigertet, Eure Geschicklichkeit beim Wetten auszuprobieren.“
    „Ich probiere meine Geschicklichkeit die ganze Zeit aus, doch bei Spielen, die sicherer sind als Tennis.“
    „Gibt es im Leben irgendein sicheres Spiel?“
    In Marguerite blitzte die Vision eines weißen, in Sonne getauchten Gebäudes, umgeben von rankenden Reben und Gerstefeldern, auf. Und das Bild von Nikolais goldenem Körper auf hellen Laken. „Ich fange an zu hoffen, dass es das vielleicht doch geben könnte.“
    „Dann müsst Ihr mir davon erzählen, denn ich fürchte, ich kenne keins.“
    Sie folgten den anderen und traten hinaus in das graue, neblige Tageslicht. Claudine begleitete Königin Katharina. Der Comte schlenderte in die entgegengesetzte Richtung, und das Gesicht seiner Frau wurde wieder verkniffen und verschlossen.
    Nach der feuchten, stickigen Wärme des Ballhauses wirkte die kalte Luft erfrischend, und Marguerite atmete tief ein. Ihr drehte sich alles im Kopf. Sie wollte nicht glauben, Nikolai könnte anders sein! Sie wollte sich nicht nach einem sonnigen italienischen Bauernhof sehnen.
    Sie wollte nicht ihr Herz an etwas hängen.
    „Würdet Ihr mit mir im Garten spazieren gehen, Madame Dumas?“, unterbrach Tilney sie in ihren Gedanken.
    „Danke, Master Tilney“, entgegnete sie und nahm den Arm, den er ihr bot. „Nach dem langen Sitzen wird ein wenig Bewegung guttun.“
    Andere hatten die gleiche Idee gehabt, denn die Gärten und die aus niedrigen Hecken geformten Labyrinthe waren voller Menschen, die plaudernd die Wege entlangflanierten und anscheinend froh waren, den warmen Räumen und langweiligen diplomatischen Treffen entkommen zu sein. Tilney und Marguerite blieben stehen und schauten einem Spiel mit Kugeln zu, das auf einem der gepflegten Rasenflächen stattfand. Ein radförmiger Ball, auch „Ferkel“ genannt, musste dicht an den jack , die Zielkugel, herangerollt werden.
    „Lebt Ihr schon immer bei Hofe, Master Tilney?“, fragte Marguerite und hörte, wie die Spieler enttäuscht aufstöhnten, als das störrische Ferkel sein Ziel verfehlte.
    „Seit meiner Kindheit“, erwiderte er. „Mein Vater starb, als ich noch sehr jung war, und meine Mutter schickte mich als

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