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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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fühlte, so, als könnte sie hier in seinen Armen in den erholsamsten Schlaf versinken, den sie je erleben durfte. Eine tiefe Befriedigung erfüllte sie.
    Und nichts tat ihr leid! Sicher würde die Reue später noch kommen. Doch im Augenblick fühlte sie etwas, das sie noch nicht gekannt hatte.
    Zufriedenheit.

11. KAPITEL
    Nikolai ließ seinen Schläger zischend durch die Luft sausen, während er den ledernen Ball gegen die geschwungene Wand des Ballhauses schmetterte. Wieder und wieder schwang er das Rakett und übte seinen Aufschlag. Er verdrehte den Arm mit dem Handrücken nach außen, bis seine Schultermuskeln schmerzten und ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief. Das Hemd klebte bereits an seiner feuchten Haut, doch er hörte nicht auf, den Ball wieder und wieder mit dem Schläger zu malträtieren.
    Überzeugt, dass dieser Ort der einzige in Greenwich war, an dem er allein sein und seinen Zorn und seine Wut ausschwitzen konnte, war er hierhergekommen. Alle anderen, einschließlich Marguerite, saßen schon wieder feiernd und trinkend in dem Festsaal.
    Schon beim Gedanken an den Klang ihres Namens schwang Nikolai den Schläger noch heftiger. Das Aufprallen des Balles klang wie ein Schuss. Aber Nikolai konnte sie nicht aus seinen Gedanken verbannen. Dieses Bild von ihr, wie sie mit entblößten Brüsten auf dem Boden des Theaters lag, die Haare um den Kopf gebreitet, die Beine für ihn gespreizt, und wie sie ihn anlächelte und ihn in sich willkommen hieß – dieses Bild war immer noch da.
    Es hatte sich ihm ins Gedächtnis und in all seine Sinne gebrannt. Die Art, wie sie roch – nach Maiglöckchen und klarem Wasser. Ihre weiche, seidenglatte und warme Haut.
    Die Art, wie ihre grünen Augen glänzten, als sie seinen Namen geflüstert hatte. Sie glichen dem Smaragd, nach dem sie benannt war.
    Prokljatyj! Er traute ihr nicht. Was führte die Frau im Schilde? Versuchte sie, ihn jetzt durch Lust zu töten, weil sie es mit ihrem Dolch nicht konnte? Wenn ja, dann gelang ihr das ausgezeichnet.
    Er verstand immer noch nicht, was über sie beide gekommen war. Natürlich hatte er auch schon früher Frauen begehrt, hatte mit einem Gefühl, das er für heiße Leidenschaft hielt, nach ihnen verlangt. Er liebte die Frauen, liebte ihr Lachen, ihre weichen Stimmen, ihre reine Süße und die vielschichtige, geheimnisvolle Art ihres Wesens. Und oft wurde er auch von ihnen wiedergeliebt.
    Doch nie in seinem Leben hatte er etwas Ähnliches wie bei Marguerite Dumas gefühlt. In dem Augenblick, als er sich mit ihr duellierte, hatten seine Muskeln wie in so vielen Kämpfen auf die übliche Art und Weise reagiert. Beim Fechten dem Zorn nachzugeben bedeutete, den Kuss des Todes zu empfangen, besonders bei einem eiskalten und wenig vertrauenswürdigen Gegner wie der „Smaragdlilie“.
    Doch im nächsten Moment war sein Körper wie von einer heißen Sonne verzehrt worden. Sein Verstand war betäubt und nur noch von Marguerite erfüllt gewesen. Verzweifelte Begierde hatte ihn erfüllt. Hemmungslos hatten sie sich auf dem Boden geliebt. Eine seit Venedig unerfüllt gebliebene Lust hatte ihre Körper aneinandergefesselt.
    Aber warum war er dann immer noch so wütend? So voller Wut und Anspannung?
    Er nahm einen weiteren Lederball aus dem Korb und schmetterte ihn gegen die Wand. Dabei stellte er sich vor, es wäre Velazquez’ Kopf, und verfluchte seinen Freund, weil er ihn in dieses Schlangennest von einem Palast geschickt hatte. Ein Schlangennest, beherrscht von einer smaragdäugigen Viper, die so verlockend wie gefährlich war.
    „Ich bin zu alt für so etwas“, murmelte er.
    „Oh, ganz im Gegenteil“, erklang Marguerites Stimme hinter ihm. „Nur ein Mann in den besten Jahren würde einen Schläger so schwingen können.“
    Er wirbelte herum und sah sie im Fackelschein an der Tür stehen. Das war nicht mehr die Frau mit dem erhitzten Gesicht und den zerzausten Haaren, die nach ihrem Liebesspiel aus dem Theater geflohen war.
    In ihrem rosenroten Seidenkleid, mit den in der Mitte gescheitelten und von einem edelsteinbesetzten Band gehaltenen silberblonden Haaren war sie wieder eine elegante Dame des französischen Hofs.
    Doch in ihren Augen schimmerte die dunkle Glut der Erinnerung, und mit ihrer Hand umklammerte sie etwas zu fest den Türrahmen. Die Spannung, die in der Luft lag, war wie eine feine dünne, immer straffer werdende, zitternde Schnur, die sie verband.
    Nikolai warf den Schläger beiseite und wischte sich mit dem

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