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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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habt.“
    „Dann ist dir klar, was ich meine. Bald würde ich eher den Ehemann spielen.“
    „ Au contraire, Monsieur!“ Mit leichter Hand strich sie ihm zärtlich über die Brust und den festen Bauch. „In ganz Europa kann es keinen Schauspieler geben, der in solch eng sitzenden Seidenkleidern besser aussieht.“
    „Was für eine wollüstige Dame Ihr seid! Ich weiß wohl, warum Ihr zu mir kamt – wegen Eurer Lust auf Arlecchino!“
    „Kannst du mir das übel nehmen?“ Sie ließ den Kopf an seine Schulter sinken und lauschte dem rhythmischen Klopfen seines Herzens, dem Pulsschlag seines Lebens.
    „Wenn du nicht mehr spielen willst, was willst du dann tun?“
    „Ich will Bauer werden.“
    „Bauer? Du? In Russland?“
    „Nein. Ich finde kein Gefallen mehr an harten Wintern. Auf dem Festland nahe Venedig kaufte ich von Julietta, der Frau meines Freundes Marcos, etwas Land. Im Augenblick ist es noch eine völlige Wildnis, und das dazugehörige Anwesen ist abgebrannt. Ich werde also ein neues Haus bauen, eines, das ganz mir gehört. Und ich werde Weinstöcke pflanzen und Felder voller Gerste. Ich will lernen, wie man Wein macht und Öl aus Oliven presst. Ich will unter der warmen Sonne in Frieden alt werden.“
    Marguerite schloss die Augen und stellte sich alles in Gedanken vor. Das Haus, strahlend weißer Stuck, gekrönt von einem Dach mit rostroten Ziegeln, schimmernd im hellen Licht. Weiße Vorhänge wehten aus den offenen Fenstern, auf der warmen Terrasse, von Zypressen beschattet, stand ein Tisch mit Brot, Käse, Oliven und Wein aus den Weinbergen. Schöne, rankende Weinstöcke, so weit man gucken konnte. Dicke, zuckersüße Weintrauben reiften, bis sie geerntet und sorgfältig und gewissenhaft in ein Zauberelixier verwandelt wurden – in Wein.
    „Außer meiner Mutter hatte mein Vater eine Leidenschaft in seinem Leben, und das war Wein“, sagte sie verträumt und wickelte sich dabei eine seiner seidigen Locken um den Finger.
    Träge zeichnete er Muster auf ihre Schulter. „Willst du damit sagen, dass du Eltern hattest, Marguerite?“, meinte er neckend. „Menschliche Wesen? Dass man dich nicht als Findelkind auf ihrer Türschwelle fand?“
    Sie lachte. „Natürlich hatte ich richtige, menschliche Eltern! An meine Mutter erinnere ich mich nicht, aber mein Vater pflegte mich durch seinen Weinberg zu tragen, als ich noch ein Kind war. Und dabei erzählte er von seiner Hoffnung, die er in die Trauben setzte, und seinen Plänen, wie er die Ernte steigern könnte. In Abhandlungen aus Spanien oder Italien hatte er von neuen Methoden des Weinanbaus gelesen.“
    „Und gediehen die Weinberge unter der Fürsorge deines Vaters?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Überhaupt nicht. Aber er hörte nie auf, es zu versuchen. Wir lebten in der Champagne, musst du wissen, im Norden Frankreichs, wo die Winter früh beginnen und kalt sind. Doch die Erde war gut für Weinstöcke, zumindest hätte sie es sein sollen – kalkhaltig, sodass sie das Wasser gut leitete und nicht zu schnell austrocknete. Locker, sodass die Wurzeln tief ins Erdreich reichen und die kostbare Wärme des Tages speichern konnten. Mein Vater bemühte sich, rote Trauben ohne viel Schale zu pressen, sodass ein Wein mit einer leichten Farbe entstand, ein vin gris , der bei Hofe sehr beliebt war.“
    „Hatte er damit dann Erfolg?“
    „Nein, denn in den Weinbergen brach der Mehltau aus. Er ruinierte fast eine Ernte nach der anderen, als ich Kind war. Doch mein Vater hörte nie auf zu studieren, welche Rebsorten dort am besten wuchsen und wie man die Trauben am besten behandelte und reifen ließ.“
    Nikolai fuhr mit den Fingerspitzen leicht ihre Wirbelsäule hinauf und hinab, bis Marguerite über das angenehm kitzelnde Gefühl lachen musste. „Es klingt, als hätte er sein Wissen an seine Tochter weitergegeben.“
    „Ein wenig davon. Jetzt habe ich nicht die Zeit, Studien zu betreiben und zu experimentieren, wie ich es gerne möchte. Doch eines Tages …“
    „Was ist eines Tages?“
    Marguerite schüttelte den Kopf. Sie brachte es nicht über sich, es laut auszusprechen. Sie wagte es nicht, ihren Wünschen, auf deren Erfüllung sie nicht zu hoffen wagte, Ausdruck zu verleihen. Sie hätte überhaupt nicht über ihren Vater und die Weinberge sprechen sollen. Doch Nikolais Pläne hatten alles zum Leben erweckt: das weiße Haus, die Felder unter einem Himmel, der so blau und tief war wie seine Augen …
    Stattdessen küsste sie ihn. Das war eine

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