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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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schaffen, ich werde Ihretwegen bestimmt keine Zeit mehr verlieren.« Damit wandte er sich auf dem Absatz um und schwang sich über die Bordwand, um in sein Boot zu klettern.
    Dort saß er dann mit hochrotem Kopf und knirschenden Zähnen und wartete darauf, dass Harding neben ihm Platz nahm und Befehl gab, zur Sea Snake zurückzurudern. Er hatte mit einiger Ruhe akzeptieren können, dass Jenkins ihn und Harding an den Galgen wünschte, aber Harriets Erwähnung hatte ihn die Beherrschung verlieren lassen. Der Wunsch, diesem Kerl die Zähne einzuschlagen, war so heftig und unvermittelt in ihm hochgestiegen, dass er drauf und dran gewesen war, sich auf ihn zu stürzen.
    Er hatte, als sie auf die Red Vanessa getroffen waren, noch nicht gewusst, wie er Harriet von der Weiterreise abhalten konnte, sofern er keine Gewalt anwenden wollte, aber in den vergangenen Tagen hatte er begriffen, dass ein Antrag eine verdammt reizvolle Option war. Er musste die Sache nur geschickt angehen.
    »Er hat nicht ganz unrecht, wenn er uns nicht mag«, meinte Harding leise. »Ich habe Jack O’Connor damals wirklich nichts geschenkt. Und James Daugherty hat mir die Befehle dazu erteilt; das macht Sie auch zu einem der Bösen .«
    »Und so manches andere mehr«, stellte Charles tonlos fest.
    Harding studierte ihn für einen Moment, dann drehte er sich zu den Matrosen um, die möglichst leise ruderten, um sich ja kein Wort entgehen zu lassen. »Ein falsches Ohr in unsere Richtung«, sagte er beißend, »ein Wort darüber, was hier geredet wird, und ihr landet alle sechs an der Gräting und bezieht mehr Prügel, als ich in den letzten zehn Jahren an die ganze Mannschaft verteilt habe. Ist das klar?«
    Hastiges Kopfnicken. Die Männer griffen wieder energisch in die Riemen und starrten entweder an Harding und Charles vorbei oder in die Luft, als hinge ihr Leben davon ab. Was möglicherweise auch der Fall war.
    »Nun, O’Connor wird sich auf jeden Fall freuen«, meinte Harding trocken. »Und ich bin sicher, seine Frau ist schon ganz verrückt danach, auch meinen zweiten Arm zu kriegen.«
    »Nicht den Arm«, sagte Charles, während er die Hand hob, um Harriet zu grüßen, die an der Reling der Sea Snake winkend auf ihn wartete. »Den Kopf. Und meinen dazu. Jenkins hat bestimmt nicht übertrieben. Aber das wäre doch den Spaß wert, oder?«
    Hardings Blick wurde besorgt. »Hören Sie, die Sache kann gut ausgehen, solange Miss Dorley nicht mit diesen Leuten in Berührung kommt. Offenbar weiß sie wirklich nichts. Sie jetzt nach Boston zu bringen wäre Irrsinn.«
    Das hatte er auch nicht vor. Was genau er mit Harriet plante, wollte er im Moment jedoch nicht besprechen. Charles stützte die Ellbogen auf die Knie und starrte auf die Bootsplanken unter ihm.
    James Daugherty hatte O’Connor dazu benutzt, sich an einem alten Feind zu rächen. Er hatte damit auch Jessica und ihn hineingezogen, und Charles, in seiner verfluchten Naivität, hatte es nicht geahnt. Als er dahintergekommen war, war es zu spät gewesen.
    Er schloss sekundenlang die Augen. Bilder stiegen wieder herauf, die er so lange verdrängt hatte. Ein blutiges Kissen, das man neben der Leiche seines Vaters gefunden hatte und mit dem dieser erstickt worden war. Der Leibwächter war schon tot gewesen, als der Tiger über ihn hergefallen war. Trotz der immensen Verletzungen hatte man deutlich den Schnitt einer scharfen Klinge gesehen, der quer über die Kehle des Mannes lief. Nicht seine Stummheit hatte ihn daran gehindert zu schreien, sondern ein Messer.
    Ein Diener hatte einen Fremden beobachtet, der aus dem Fenster seines Vaters gesprungen war. Charles hatte zuerst angenommen, dass es O’Connor gewesen war, aber die Beschreibung hatte auf den undurchsichtigen Martin, Jessica Finnegans Begleiter und Beschützer, gepasst. Jener alte Feind, den sein Vater nach Kalkutta hatte locken wollen, um sich an ihm zu rächen.
    Sie alle, er mit eingeschlossen, waren immer nur Figuren auf dem Spielbrett seines Vaters gewesen. Der Moment, in dem Charles das begriffen hatte, hatte für ihn alles verändert. Er hatte beschlossen, nie wieder nachzugeben, nie wieder einem anderen auch nur die Möglichkeit einzuräumen, ihn zu manipulieren oder zu benutzen.
    Er fragte sich plötzlich, ob Harding damals daran gedacht hatte, ihn auszubooten und an seiner statt das Kommando zu übernehmen. Mortimer war ein intelligenter, erfahrener Mann und noch dazu skrupellos. Und er besaß die Loyalität seiner Leute. Es wäre

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