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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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eine eher trostlose Angelegenheit geworden. Harding warf nur hin und wieder ein Wort ein, und Lan Meng saß schweigend mit angespanntem Gesichtsausdruck neben Harriet. Ihre Hand lag auf dem unter ihrer Weste steckenden Pistolengriff. Entweder hatte die Chinesin Angst um die Tugend ihrer Freundin, oder sie war von Jenkins gewarnt worden. Harriet wiederum schien völlig arglos und voller Vertrauen zu sein; sie war reizend, als sie in ihrer lebhaften Art von dem Überfall erzählte und dabei mit gutem Appetit dem Essen zusprach. Kein Wunder, dass es ihr schmeckte – die Speisen waren von Charles’ Koch – einem französischen Virtuosen seines Fachs – nicht nur simpel zubereitet, sondern, wie er selbst behauptete, kreiert worden. Der Mann war früher Koch eines wohlsituierten französischen Handelscaptains gewesen, der zuvorkommend genug gewesen war, sein Schiff von Johnson kapern zu lassen, und Charles, der sich damals zufällig an Bord seines Flaggschiffs befand, hatte nicht lange gezögert, ihm ein weitaus besseres Gehalt anzubieten, als er bisher bezogen hatte. Der französische Händler hatte den Verlust seiner Waren damals leichter verschmerzt als den seines Kochs.
    Viele der Lebensmittel stammten von einem vor zwei Wochen gekaperten niederländischen Händler, den die Sea Snake quasi im Vorüberfahren »mitgenommen« hatte. Harriet ahnte jedoch nichts davon, als sie das Essen lobte, und Charles sah keinen Grund, sie aufzuklären.
    Harriets Anblick tat ihm gut, und ihre muntere Art erheiterte ihn. Nein, mehr noch, sie wärmte ihn innerlich, und das war ein Gefühl, das er schon lange nicht mehr empfunden hatte. Er ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten, soweit die Höflichkeit dies zuließ. Reizvoll, schlank und biegsam, mit anmutigen Bewegungen, das war Harriet Dorley. Und dazu diese verführerischen kleinen Fleckchen, die er liebend gern näher untersucht hätte … Er lockerte sein Halstuch. Es war plötzlich verflixt stickig unter Deck.
    Harriet bemerkte seinen intensiven Blick, errötete, würgte an ihrem Bissen und stocherte dann verlegen auf ihrem Teller herum. Schließlich legte sie die Gabel weg, griff nach dem Weinglas und hielt es so energisch hoch, dass der Inhalt beinahe überschwappte. »Auf unsere Rettung und unser Wiedersehen!«
    »Auf die Amerikaner und ihre gefüllten Handelsschiffe«, fügte Harding in seiner trockenen Art hinzu.
    Charles verschluckte sich an seinem Wein.
    »Meinen Sie, er war an Bord des Schiffes?«, fragte Harriet beiläufig, als Charles wieder hinter seiner Serviette auftauchte. Er sah sie fragend an, und von Lan Mengs Seite ertönte ein leises Schnauben.
    »El Capitano.« Sie sah mit einem neugierigen Blick von Charles zu Harding, dessen Gesicht einen geradezu sardonischen Ausdruck trug, und wieder zurück. »Man liest doch daheim so viel über ihn. Für einen Journalisten der Calcutta Gazette ist er sogar so etwas wie ein Held.«
    »Sie sollten froh sein, Miss Dorley, wenn Sie auf der Fahrt keinem weiteren Piraten begegnen«, meinte Harding. »Und wenn ich hinzufügen darf, Sie hatten unglaubliches Glück, dass wir mit der Sea Snake in der Nähe waren und Mr.Daugherty Befehl gegeben hat, der Red Vanessa beizustehen.«
    Harriet wandte sich Charles zu, aber dieser betrachtete interessiert den Teppich, der aus gefärbtem Segeltuch war, mit schwarzen und weißen Quadraten, die schachbrettartig angeordnet waren. Harriet fand, dass der Bodenbelag weitaus weniger Aufmerksamkeit verdient hätte.
    »Dafür bin ich auch sehr dankbar«, sagte sie schließlich leise. Bei dem Tonfall hob Charles den Blick. Das seltsame, leicht spöttische Lächeln war aus seinen Augen verschwunden. Er sah ernst aus, fast ein wenig traurig. Harriets Lächeln wurde warm und zärtlich. Es hatte keinen Sinn mehr, es zu leugnen: Sie mochte Charles Daugherty noch mehr, als sie sich bisher selbst eingestanden hatte.
    Am Abend überließ Charles Harriet und Lan Meng sowie der Zofe, die sich nur schmollend von der Red Vanessa und ihrem Seemann trennte, seine bequeme Kajüte und übersiedelte trotz Hardings Spott und Hohn in die Große Kajüte, wo er es sich in einer Hängematte bequem machte. Dort lag er lange wach und lauschte zu den Frauen hinüber. Es drang kein Geräusch heraus. Vermutlich schliefen sie schon längst. Von der anderen Seite hörte er dagegen Harding rumoren und leise fluchen. Vermutlich fand er schon aus Ärger über die »Rettung« der Red Vanessa keine Ruhe. An diesem Abend

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