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Die Sehnsucht Meines Bruders

Die Sehnsucht Meines Bruders

Titel: Die Sehnsucht Meines Bruders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters
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eventuell eine bestimmte Stelle genauer untersuchen zu können. Aber der Beckenrand war sauber. Ich umrundete das ganze Becken. Nirgendwo war eine glitschige Stelle auszumachen.
Ein feines Riffelmuster in den Kacheln unmittelbar vor dem Beckenrand erhöhte zusätzlich die Sicherheit. Hier war es schon eine kleine Kunst, auszurutschen. Jetzt war ich davon überzeugt, dass Madame de Germain uns etwas vormachte. Eine Schwalbe nannte man das im Fußball.
Aber das zu wissen und es ihr nachzuweisen waren Zweierlei. Nein, unsere Versicherung würde schon zahlen müssen und wahrscheinlich prompt die Prämien erhöhen.
Ich nahm mir vor, die Poolfirma anzurufen und nach Möglichkeiten zu befragen, die Kacheln noch rutschsicherer zu machen.
Wo ich schon mal hier war, konnte ich auch gleich den ganzen Badebereich überprüfen. In der Sauna saßen ein paar Gäste, da konnte ich nicht hinein, doch die Duschen waren sauber und funktionierten, wie sie sollten.
Nur der Wasserspeier, der das Tauchbecken ständig umlaufend mit frischem Wasser versorgte, plätscherte unregelmäßig. Der Strahl kam nicht mehr breit und gleichmäßig aus dem Mundstück, sondern wurde an zwei Stellen unterbrochen. Ich würde ihn morgen entkalken lassen. Die Tür der Massageabteilung stand offen und die Rezeption war beleuchtet. Arbeitete Carlo etwa noch? Er machte oft Überstunden. Es war gut, jemanden zu haben, dem die Wünsche der Gäste nicht egal waren. Wenn sich jemand für den Abend ansagte, blieb er und glich die Stunden aus, wenn es sich gerade ergab. Ich ließ ihm inzwischen völlig freie Hand.
Ich schaltete auch die restliche Beleuchtung an und sah mich um Hier konnten die Wände mal einen neuen Anstrich gebrauchen, doch das musste warten, bis das Hotel nicht mehr so voll belegt war. Die Liegen waren mit frischen Laken bedeckt, die verschiedenen Flaschen mit Massageölen standen ordentlich und gründlich gesäubert in den Regalen. Nur die Fußbodenleisten waren staubig. Ich musste unbedingt mit der Reinigungsfirma sprechen. Die Leisten wurden gerne mal vergessen, es war zusätzliche Arbeit. Man musste sich bücken und sie mit einem feuchten Lappen abwischen. Aber wenn der Gast bei der Massage auf dem Bauch lag, waren schmutzige Bodenleisten mit eines der ersten Dinge, die ihm auffielen.
Als ich aus der Kabine kam, hörte ich ein leises Stöhnen. Es schien aus einem der hinteren Räume zu kommen. Dort fiel Licht auf den Gang. So etwas Dummes, Carlo hatte vergessen, die Tür zu schließen. Vielleicht weil sowieso niemand sonst mehr arbeitete. Aber wie ich jetzt konnte sich auch ein Gast hier umsehen wollen. Und was dann? Die Intimsphäre der Klienten musste gewahrt bleiben.
Also ging ich auf die Kabine zu und wollte die Tür schon leise und unbemerkt schließen, als mein Blick unwillkürlich auf die Liege fiel. Carlo beugte sich zwar wie immer massierend über den Gast auf der Liege, und im selben Moment wusste ich, dass hier irgend etwas ganz und gar nicht stimmte. Eine gewöhnliche Massage war das nicht.
Carlo stand hinter der Liege und ließ seine Hand immer wieder zwischen die wohl geformten Oberschenkel und durch die Poritze seines Kunden gleiten, der jede seiner Bewegungen mit dem leisen Stöhnen beantwortete, das ich von draußen gehört hatte. Carlos muskulöser Oberkörper war nackt. Die dichte schwarze Behaarung lief auf seinem flachen Bauch in einen breiten Streifen aus und verschwand unter dem Bund seiner dunklen Shorts.
Ich schnappte nach Luft. Verdammt, was war das denn? Verdiente sich Carlo hier was nebenbei in die eigene Tasche, oder war das sein Privatvergnügen, wenn ich dachte, er mache mal wieder Überstunden?
In diesem Augenblick sah Carlo hoch und bemerkte mich, wie ich durch den Türspalt blickte. Ich hielt den Atem an vor Schreck.
Einen kurzen Moment weiteten sich seine schönen braunen Augen mit den langen dunklen Wimpern, dann lächelte er sanft und konzentrierte sich wieder ganz auf den Mann unter seinen kundigen Händen.
Ich war platt ... sollte das etwa heißen, er lud mich zum Spannen ein? Dass es ihm gefiel, wenn ich zuschaute? Ich konnte es kaum glauben, sollte mich jetzt sofort zurückziehen, doch das Bild, das sich mir bot, faszinierte mich. Ich schob die Entscheidung zu gehen Sekunde für Sekunde weiter hinaus.
Der Mann auf der Liege lag so, dass er mich nicht sehen konnte. Ich aber hatte einen guten Blick auf seinen kecken kleinen Hintern. Sein glatt zurückgekämmtes schwarzes Haar glänzte im warmen Schein

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