Die Sehnsucht Meines Bruders
das so schrecklich geil, wenn ich eine Wichsvorlage brauchte? Wie gesagt, wirklich schwer zu sagen ...
Ich grübelte, und irgendwann in dieser Nacht, begleitet von dem Duett aus James Zimmer, hatte ich so lange hin und her überlegt, bis ich mich in meinen eigenen Gedanken verhedderte. Alles, was ich dachte, kam mir immer mehr vor wie an den Haaren herbeigezogen. Morgen war der letzte Tag, der mir blieb, um mich auf die Gespräche mit James vorzubereiten und ich war verwirrter als zuvor. Nichts schien mir mehr so, wie es am Anfang ausgesehen hatte.
Schließlich fiel ich in einen unruhigen Schlaf und träumte von riesigen Mühlsteinen, die mit ihrem Gerattere niemanden im Haus schlafen ließen und einem bei der Arbeit die Hände wegrissen, wenn man nicht aufpasste. Es war scheußlich. Die Natur rings um unsere Mühle wucherte immer dichter und höher, und als ich mit dem Mehl zum Markt wollte, taten sich überall Wege auf, so dass ich nicht wusste, welcher in die richtige Richtung führte. Wollte ich einen davon betreten, schlossen sich die Büsche und Bäume schnell wieder darüber und vom Weg war nichts mehr zu sehen.
Schließlich füllte sich alles mit Unmengen von Mehl, das sich direkt aus den Mühlsteinen ergoss. Aus immer mehr Mühlsteinen floss immer mehr Mehl in die Landschaft, erstickte sie, deckte sie zu, bis ich mich durch eine Wüste kämpfte, durch ein Meer von weißem Staub.
* * *
Ich erwachte ziemlich spät mit rasenden Kopfschmerzen, als ob die Mühlsteine nicht meine Hand, sondern mein Gehirn zermahlen hätten. Lisa war anscheinend schon auf und machte Frühstück. Alles tat mir weh, und ich hatte nicht die geringste Lust, mich diesem Tag zu stellen.
Mit dem wiedererlangten Bewusstsein überspülten mich meine Probleme regelrecht. Ein Ansturm, dem ich mich nicht gewachsen fühlte. Ich stöhnte
Schließlich kämpfte ich mich widerwillig aus dem Bett. Wie erschlagen. Nahm meinen Bademantel um und schlurfte zum Bad in dem dringenden Bedürfnis, eiskalt zu duschen.
In dem Moment öffnete sich die Tür, und ein wahrer Adonis stand so plötzlich vor mir, als hätte ihn die Hölle ausgespieen. Er hatte ein Handtuch um die Hüften gewunden, sein Oberkörper war nackt und seine Muskeln hüpften regelrecht bei jeder Bewegung. Es war nicht derselbe Mann wie neulich vor der Disko. Dieser hier hatte kurze hellbraune Haare und ein kantiges von Muskeln geradezu entstelltes Gesicht.
Anscheinend stand James auf Bodybuilder. Mit oder ohne Hirn war natürlich noch zu klären ... allerdings nur, wenn man denn irgendwann, in dem unwahrscheinlichen Fall, dass man so gar nichts, aber auch so überhaupt gar nichts anderes zu tun hatte, die Lust darauf verspüren sollte, sich tatsächlich näher mit dieser Materie zu beschäftigen.
Beim Frühstück saßen sie nah beieinander, wobei ich den Eindruck hatte, dass James sich nicht besonders wohl fühlte. Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her.
Sein riesiger Liebhaber schien nur Augen für ihn zu haben. Seine Hand lag auf James‘ Schenkel ... ziemlich weit oben auf seinem Schenkel.
Lisa sprang auf, als sie mich sah, vordergründig um mir Kaffee zu holen. Dabei war es offensichtlich, dass sie nur einen ungestörten Blick mit mir wechseln wollte. Sie sah mich so komisch verzweifelt an ... ich wäre beinahe in Lachen ausgebrochen. „Was?“, flüsterte ich und schob sie wieder zu ihrem Platz am Tisch zurück. Jetzt wusste sie es also.
Das innerliche Lachen verging mir jedoch, als ich sah wie die beiden Turteltäubchen sich küssten. Anscheinend waren sie, sobald Lisa ihnen den Rücken zugedreht hatte, übereinander hergefallen. Der Muskelmann kroch James fast ins Gesicht, bog seinen Hals zurück, um seine Zunge noch tiefer eindringen zu lassen.
Der Anblick erschütterte mich irgendwie. Doch schon machte James sich hastig von seinem Liebhaber los, setzte sich wieder gerade hin und sah mir trotzig entgegen. Über die Berge von Brötchen, Butter und Rührei, Aufschnitt und Marmelade hinweg, die Lisa aufgebaut hatte, trafen sich unsere Blicke. Das Blau seiner Augen war ganz dunkel geworden. James wirkte verletzlich und ein wenig niedergeschlagen.
Ich trank einen Schluck von meinem Kaffee, um ihn nicht mehr ansehen zu müssen. Die braune Flüssigkeit explodierte in meinem Magen wie eine Bombe. Würde mal wieder schwierig werden, das Frühstück bei mir zu behalten. Vorsichtig knabberte ich an einem Toast, gab dann aber auf.
„Möchtest du nicht doch etwas Rührei,
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