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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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schämen.«
     Unter dem Schiff breitete sich der blaue Atlantik aus. Cussick starrte ruhelos hinunter und versuchte sich dann für den Fernsehbildschirm in der Rückenlehne des Vordersitzes zu interessieren. Neben ihm, am Fenster, saß Nina in einem teuren, maßgeschneiderten Sportkostüm, las die ›London Times‹ und biß von einem hauchdünnen Plättchen Schokomint ab.
    Cussick zog mißgelaunt seinen Marschbefehl heraus und überflog noch einmal das beigefügte Material. Jones war um halb fünf Uhr morgens im Südteil von Illinois, in der Nähe einer Stadt namens Pinckneyville, festgenommen worden. Er hatte keinen Widerstand geleistet, als er von der Polizei aus seiner Holzhütte gezerrt worden war, die er als seine ›Kirche‹ bezeichnet hatte. Jetzt hielt man ihn im Hauptdatenzentrum in Baltimore fest. Vermutlich hatte das Büro des Bureg-Justizministers bereits eine Anklageschrift erstellt; die Verurteilung war Routinesache. Vor dem öffentlichen Gericht war ein Erscheinen notwendig, und die eigentliche Urteilsverkündung…
     »Ich möchte wissen, ob er sich an mich erinnert«, sagte Cussick laut.
    Nina ließ die »Times« sinken.
     »Was? Entschuldige, Liebling, ich habe den Bericht über das Spähschiff gelesen, das einen Monat und drei Tage auf dem Neptun festsaß. Guter Gott, da muß es schrecklich sein. Diese eiskalten Planeten, keine Luft und kein Licht, nichts als totes Gestein.«
     »Sie sind alle nutzlos«, bestätigte Cussick verdrießlich. »Man verschwendet das Geld der Steuerzahler, wenn man sie erforscht.« Er faltete seine Papiere zusammen und steckte sie wieder ein.
     »Wie ist er denn?« fragte Nina. »Ist das der, von dem du mir erzählt hast, der früher Wahrsager gewesen ist?«
    »Das ist er.«
     »Und sie haben sich endlich dazu aufgerafft, ihn festzunehmen?«
    »Das ist nicht so einfach.«
     »Ich dachte, das sei alles abgekartet, und ihr könnt jeden erwischen.«
     »Das können wir – aber wir wollen es nicht. Wir haben es nur auf Leute abgesehen, die gefährlich zu sein scheinen. Glaubst du, ich würde den Vetter deines Bruders festnehmen, weil er dauernd behauptet, die Beethoven-Quartette seien die einzig hörenswerte Musik?«
     »Weißt du«, sagte Nina beiläufig, »ich kann mich an nichts erinnern, was ich in Hoffs Buch gelesen habe. Wir hatten es natürlich in der Schule. Pflichttext in Soziologie.« Vergnügt schloß sie: »Ich kann mich für den Relativismus einfach nicht begeistern – und jetzt bin ich verheiratet mit einem – « Sie schaute sich um. »Ich darf es ja wohl nicht sagen. Ich kann mich an diese Geheimnistuerei einfach nicht gewöhnen.«
    »Sie dient einem guten Zweck«, sagte Cussick.
    Nina seufzte.
     »Mir wäre es lieber, wenn du eine andere Beschäftigung hättest. Meinetwegen im Schnürsenkel-Geschäft. Oder auch mit ordinären Fotos. Irgend etwas, worauf du stolz sein könntest.«
    »Ich bin stolz.«
    »So? Wirklich?«
     »Ich bin der Kleinstadt-Hundefänger«, sagte Cussick nüchtern. »Niemand schätzt ihn. Kleine Kinder beten, daß ihn der Blitz treffen möge. Ich bin der Zahnarzt. Der Steuereinnehmer. Ich bin einer von den strengen Männern, die mit Aktendeckeln voll weißen Papiers erscheinen und die Leute aufrufen, sich dem Urteil zu stellen. Vor sieben Monaten habe ich das noch nicht gewußt. Jetzt weiß ich es.«
    »Aber du bist immer noch beim Geheimdienst.«
     »Ja«, sagte Cussick, »das bin ich. Und vermutlich werde ich mein ganzes Leben dabeisein.«
    Nina zögerte.
    »Warum?«
    »Weil der Geheimdienst das kleinere von zwei Übeln ist. Ich sage ›Übel‹. Natürlich wissen wir beide, daß es das Böse nicht gibt. Ein Glas Bier morgens um sechs ist von Übel. Ein Teller Milchbrei sieht um acht Uhr abends scheußlich aus. Für mich ist das Schauspiel von Demagogen, die Millionen Menschen in den Tod schicken, die Welt mit heiligen Kriegen und Blutvergießen überziehen, ganze Nationen vernichten, um irgendeine religiöse oder politische ›Wahrheit‹ durchzusetzen, einfach – « Er zuckte die Achseln. »Obszön. Schmutzig. Kommunismus, Faschismus, Zionismus – das sind die Meinungen absolutistischer Individuen, die ganzen Kontinenten aufgezwungen werden. Mit der Aufrichtigkeit der Führer hat das gar nichts zu tun. Oder mit den Anhängern. Die Tatsache, daß sie es glauben, verschlimmert nur noch alles. Die Tatsache, daß sie einander umbringen und freiwillig ihr Leben hingeben, um bedeutungsloser Phrasen willen – « Er

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