Die seltsame Welt des Mr. Jones
Gefasel auch noch bewahrheiten würde. Das war der Fall. Das war der Fall. Und jetzt stehen wir da.«
»Das hätte ich Ihnen sagen können.« Cussick überlegte. »Habt ihr in sieben Monaten Überwachung nicht eine ganze Schiffsladung Prophezeiungen bekommen?«
»Doch. Aber die Anklageschrift stützt sich allein hierauf; die Sache mit Saunders ist die Grundlage für unser Verfahren. Sie haben natürlich die amtliche Bekanntgabe der Fakten über die ›Drifter‹ gehört.«
»Sie wurden bekannt, als ich in den Flitterwochen war. Mein Interesse war zu dieser Zeit nicht sehr groß.«
Pearson zündete sich die Pfeife an.
»Wir sollten den Kerl kaufen«, meinte er. »Er sagt aber, er sei nicht käuflich.«
»Das ist wirklich echt, nicht wahr? Er ist kein Schwindler.«
»Nein, er ist kein Schwindler. Das ganze verdammte System beruht aber auf der Theorie, daß er ein Schwindler sein muß. Hoff hat damit nie gerechnet. Dieser Rattenfänger sagt die Wahrheit.« Er nahm Cussick beim Arm und führte ihn zwischen den Polizisten hindurch. »Kommen Sie mit und begrüßen Sie ihn. Vielleicht erinnert er sich an Sie.«
Jones beobachtete sie starr, als sie auf ihn zutraten. Er erkannte Cussick. Seine Miene ließ keine Zweifel aufkommen.
»Guten Tag«, sagte Cussick. Jones stand langsam auf, und sie standen einander gegenüber. Schließlich streckte Jones die Hand aus, und sie tauschten einen Händedruck. »Wie ist es Ihnen ergangen?«
»Gut«, erwiderte Jones unverbindlich.
»Sie wußten Bescheid über mich, damals. Sie wußten, daß ich zur Sipo gehöre.«
»Nein«, widersprach Jones. »Das wußte ich nicht, um ganz genau zu sein.«
»Aber Sie wußten, daß Sie hier sein würden«, sagte Cussick überrascht. »Sie müssen diesen Raum, dieses Zusammentreffen gesehen haben.«
»Ich habe Sie nicht erkannt. Damals sahen Sie anders aus. Sie wissen gar nicht, wie sehr Sie sich in den vergangenen sieben Monaten verändert haben. Ich wußte nur, daß irgendwann ein Kontakt mit mir stattfinden würde.« Er sprach leidenschaftslos, aber angespannt. Ein Muskel am Unterkiefer zuckte. »Sie haben abgenommen – aber das Schreibtischsitzen hat Ihrer Haltung nicht gutgetan.«
»Was treiben Sie jetzt so?« fragte Cussick. »Sie sind nicht mehr beim Jahrmarkt?«
»Ich bin Prediger der Ehrenhaften Kirche Gottes«, sagte Jones mit einer Grimasse.
»Für einen Geistlichen sehen Sie ziemlich schäbig aus.«
Jones zuckte die Achseln.
»Es bringt nicht viel ein. Im Augenblick sind nicht sehr viele Menschen interessiert.« Er fügte hinzu: »Aber das kommt noch.«
»Sie wissen natürlich, daß das ganze Gespräch aufgezeichnet wird«, warf Pearson ein. »Alles, was Sie sagen, wird beim Prozeß abgespielt.«
»Bei welchem Prozeß?« fragte Jones brutal. »In drei Tagen werden Sie mich freilassen.« Während es in seinem Gesicht zuckte, fuhr er mit kalter, tonloser Stimme fort: »Von jetzt an werden Sie eine bestimmte Geschichte erzählen. Ich trage sie Ihnen vor, passen Sie auf. Ein Ire erfährt, daß die Banken zusammenkrachen. Er rennt in die Bank, wo sein Geld liegt, und verlangt jeden Cent zurück. › Jawohl, Sir‹, erklärt der Kassierer höflich. ›Wollen Sie es bar oder einen Scheck?‹ Der Ire erwidert: ›Tja, wenn Sie es haben, will ich es nicht. Wenn Sie es aber nicht haben, brauche ich es sofort.‹«
Danach herrschte peinliche Stille. Pearson wirkte verwirrt; er warf Cussick einen Blick zu.
»Das werde ich erzählen?« fragte er zweifelnd. »Was bedeutet es?«
»Es bedeutet«, sagte Cussick, »daß keiner dem anderen etwas vormachen kann.«
Jones lächelte anerkennend.
»Soll ich daraus entnehmen, daß Sie glauben, wir könnten Ihnen nichts tun?« fragte Pearson, während ihm das Blut ins Gesicht schoß.
»Ich glaube nichts«, erwiderte Jones selbstzufrieden. »Das habe ich nicht nötig. Das ist ja der springende Punkt. Wollen Sie meine Prophezeiungen in bar oder als Scheck? Die Wahl liegt bei Ihnen.«
Pearson trat verständnislos zurück.
»Ich kann ihn nicht verstehen«, murmelte er. »Er ist ein Spinner. Er hat den Verstand verloren.«
»Nein«, sagte Kaminski. Er hatte dabeigestanden und aufmerksam zugehört. »Sie sind ein merkwürdiger Mensch, Jones«, sagte er zu dem hageren Mann, der nervös neben seinem Stuhl stand. »Was ich nicht begreifen kann, ist folgendes: Warum haben Sie sich bei Ihren Fähigkeiten mit dem Jahrmarkt abgegeben? Warum haben Sie Ihre Zeit
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