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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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er über Nacht hierbleiben?«
    »Lassen Sie ihn an der Ausfahrt«, sagte Nina mit einem fragenden Blick auf Cussick. »Wir brauchen ihn vielleicht jeden Augenblick.«
     »Jawohl«, sagte der Mann und griff wieder an die Mütze. »Er steht bereit für Sie.«
     Als sie den Lift betraten, spürte Cussick, wie seine Beine zitterten. Nina war leichenblaß; er packte ihren Arm.
    »Es geht schon«, sagte sie.
     »Ist hier immer so viel los?« Sie hatten sich in den Lift zwängen müssen.
     »Nicht immer. In letzter Zeit war viel…« Ihre Stimme erstarb. »Viel… los.«
     Die Türen des Lifts schlossen; Nina und Cussick hörten zu sprechen auf, bissen die Zähne zusammen und gaben sich Mühe, bei Bewußtsein zu bleiben. Funktionäre zählten murmelnd die Etagen. Nina nahm sich zusammen und sagte: »Siebzehn, bitte.« Sie traten mit einer Gruppe hastender Würdenträger hinaus, die sofort in verschiedenen Richtungen davongingen. Vor ihnen befand sich der Empfangsraum mit dem großen Informationsschalter. Nina ging darauf zu.
     »Ich möchte mit Mr. Jones sprechen«, sagte sie heiser zu den uniformierten Männern. Sie zog ihre Ausweise heraus und legte sie auf den Tisch. »Das heißt, nicht ich persönlich, sondern dieser Mann.«
     Der Funktionär griff nach ihren Papieren und studierte sie. Er war um die Fünfzig; er hatte einen dicken, feisten Hals, der über den Kragen hing, und ebenso dicke, weiße, geschickte Finger.
     »Was ist der Grund für das Ersuchen?« fragte er. »Sie müssen den Dienstweg einhalten, Miss Longstren. Für die nächsten zwölf Stunden ist kein Termin frei.« Er zog ein Buch aus der Schublade und blätterte darin. »Es könnte morgen früh werden.«
    Nina warf Cussick einen gequälten Blick zu.
     »Es ist sehr dringend«, stammelte sie. »Das Ersuchen sollte sofort weitergeleitet werden.«
    »Tja, dann müssen Sie ein Sonderformular ausfüllen«, sagte der Beamte. Er gab ihr einen Vordruck. »Geben Sie die Einzelheiten unter Frage fünf und acht an. Sorgen Sie dafür, daß die Durchschläge übereinstimmen.« Er wies auf einen kleinen Tisch in der Ecke. »Da können Sie schreiben.«
     Betäubt gingen Nina und Cussick zu dem Tisch und setzten sich. »Nun?« fragte Nina tonlos. »Was soll ich angeben?«
     »Schreib, daß du jemanden vom astronomischen Forschungslabor mitgebracht hast, daß Hinweise auf die Art des Ringes gefunden wurden, der sich um uns geschlossen hat.«
    Nina füllte das Formular aus.
     »Siehst du die Männer, die dort drüben warten? Sie wollen alle mit ihm sprechen – und es sind nur hohe Chargen. Er hält seit einer Woche ununterbrochen Konferenzen ab.«
     Sie unterschrieb das Blatt; dann gingen sie beide langsam zum Schalter zurück. Eine Schlange hatte sich gebildet. Als sie an der Reihe waren, nahm der Funktionär das Formular, überflog es, riß es ab und steckte es in den Aufzeichner.
     »Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte er. »Es dauert mindestens eine halbe Stunde, bis Mr. Jones Ihr Ersuchen zur Kenntnis nehmen kann. Zeitschriften liegen aus.«
     Sie setzten sich und warteten und lasen Zeitschriften. Funktionäre eilten hin und her, aus den Seitengängen drangen Stimmen und Geräusche. Im ganzen Gebäude herrschte reges Leben.
     »Sie sind beschäftigt«, murmelte Cussick. Er blätterte in einem Magazin und steckte es wieder in den Ständer.
     Nina nickte; sie war so verängstigt, daß sie nicht mehr sprechen konnte. Sie starrte auf den Boden und umklammerte Handtasche und Zeitschrift. Ihre Lippen waren blutleer. Cussick griff in die Tasche und berührte den Lethe-Spiegel. Vorsichtig schälte er ihn heraus. Jetzt war er wirksam… er brauchte ihn nur noch herauszuziehen.
    Aber er glaubte selbst nicht an seine Chance.
    »Tut es dir leid?« fragte Nina leise. »Wärst du lieber nicht hergekommen?«
    »Nein«, gab er zurück. »Es tut mir nicht leid.«
     »Es ist noch nicht zu spät – wir könnten einfach aufstehen und gehen.«
     Er antwortete nicht. Er traute sich nicht. Es bedurfte nur noch eines geringen Anstoßes, daß er aufstand und das Gebäude verließ. Ein Haus mit Nina und Jackie. Zu dritt, wie früher… er schob den Gedanken beiseite und starrte den Funktionär am Schalter an. Der Mann nickte ihm zu. Steif und ungläubig erhob sich Cussick und trat zu ihm.
    »Wir?« fragte er heiser.
    »Sie können hineingehen.«
    Cussick atmete tief ein.
    »Es ist genehmigt worden?«
     »Mr. Jones hat es sofort akzeptiert.« Der Mann nickte und wies auf

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