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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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mitnimmst. Kannst du mich durch die Kontrollen schleusen?«
     »Wenn wir zurückgehen, kommen wir nie wieder heraus«, sagte Nina ruhig. »Ich weiß es – ich kann es spüren. Wir kommen nicht davon.«
     Nach einer Pause sagte Cussick: »Jones hat uns unter anderem beigebracht, wie wichtig das Handeln ist. Ich glaube, es ist an der Zeit zu handeln. Vielleicht hätte ich ein Jones-Anhänger werden müssen. Jetzt ist es soweit, daß ich auftreten und mich freiwillig melden muß.«
     Ninas Finger zitterten und glitten von der Tasse. Die Tasse kippte, und der lauwarme Kaffee ergoß sich über den Tisch. Sie bemerkten es beide nicht.
    »Nun?« fragte Cussick.
     »Offenbar bedeute ich dir doch nichts«, sagte Nina leise. »Du willst mich gar nicht zurückhaben.«
    Cussick antwortete nicht. Er wartete auf ihre Zustimmung, daß sie die Maschinerie in Bewegung setzte, die ihn in Jones’ Organisation und schließlich zu Jones selbst führen sollte. Er fragte sich, zunächst nebenbei, dann mit wachsender Hoffnungslosigkeit, wie er denn einen Mann töten sollte, der die Landschaft der Zukunft kannte, einen Mann, den man nicht überraschen konnte.
    »Gut«, sagte Nina, beinahe unhörbar.
    »Kannst du ein Dienstfahrzeug bekommen?«
     »Gewiß.« Sie erhob sich müde. »Ich rufe an. Er kann uns hier abholen.«
    »In Ordnung«, sagte Cussick befriedigt. »Wir warten.«

    XVIII

     Dunkler Regen peitschte auf den Wagen, während ihn der grauuniformierte Fahrer gewissenhaft durch den starken, träge fließenden Verkehr steuerte. Auf dem Rücksitz saßen Nina und Cussick, ohne miteinander zu sprechen.
     Draußen näherten sich grelle Scheinwerfer und spiegelten sich in den zahllosen Regentropfen an den Plastikfenstern. Signallampen blinkten; im Armaturenbrett reagierten Relais darauf. Der Fahrer brauchte außer Lenken wenig zu tun; die meisten Anlagen funktionierten automatisch. Er war jung und blond, ein humorloser Funktionär, der seine Aufgabe erfüllte.
     »Hör dir den Regen an«, murmelte Nina. Der Wagen hielt vor einer Reihe von Umleitungslichtern. Cussick bewegte sich unruhig. Er zündete sich eine Zigarette an, drückte sie aus, griff nach der nächsten. Nina hielt seine Hand fest.
     »Liebling«, sagte sie gequält, »ich wünschte – was zum Teufel kann ich tun? Wenn ich nur etwas tun könnte!«
    »Bring mich hinein, das ist alles.«
    »Aber wie willst du es machen? Es ist unmöglich.« Cussick wies warnend auf den Fahrer.
    »Sprechen wir nicht davon.«
    »Er ist in Ordnung«, sagte sie. »Er gehört zu meinem Stab.«
     Der Wagen fuhr wieder an, und nach kurzer Zeit befanden sie sich auf der breiten Zufahrtsstraße zu den Bureg-Gebäuden, wo sich Jones verschanzt hatte. Es würde nicht lange dauern, dachte Cussick. Vielleicht noch eine halbe Stunde. Bedrückt schaute er hinaus. Es herrschte viel Verkehr. Auf den Fußgängerrampen eilten gebeugte Berufstätige dahin und versuchten, im heftigen Regen zurechtz ukommen.
     Er zog einen kleinen, glitzernden Anhänger heraus, der sorgfältig mit durchscheinendem braunem Stoff umwickelt war. Er hielt den Anhänger in beiden Händen.
     »Was ist das?« fragte Nina und griff danach. »Ein Geschenk für mich?«
     »Wir haben sie die ganze Zeit benützt«, sagte Cussick und wehrte ihre Hand ab. »Bis Pearson das verbot. Du hast wahrscheinlich davon gehört – die Kommunisten haben sie während des Krieges als Instrumente zur Konversion benützt. Wir befaßten uns auch damit. Man nennt das einen LetheSpiegel.«
     »Oh«, sagte Nina. »Ja.« Sie nickte. »Davon habe ich gehört. Aber ich wußte nicht, daß es noch welche gibt.«
     »Jeder hat einen oder zwei behalten.« In Cussicks Händen schimmerte das kleine Ding drohend. Er brauchte nur die Hülle abzuziehen, so einfach war das. Der Spiegel war ein Fokus, der die höheren Gehirnzentren lahmte.
    Der Wagen wurde ein wenig langsamer.
    »Sind wir da?« fragte Cussick sofort.
     »Nein, Sir«, erwiderte der junge Fahrer. »Ein paar junge Leute wollen mitgenommen werden. Soll ich halten? Es regnet ziemlich stark.«
    »Gewiß«, sagte Cussick. »Lassen Sie sie einsteigen.«
     Die vier Halbwüchsigen, die ins Auto sprangen, waren mit durchnäßten Körben und Überresten von Wimpeln beladen.
     »Dank«, seufzte die Anführerin, ein Mädchen von siebzehn, achtzehn Jahren. »Sie haben uns das Leben gerettet.«
     »Wir waren unterwegs und haben Kreuzzug-Abzeichen verkauft«, erklärte ein zweites Mädchen und wischte sich

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