Die seltsame Welt des Mr. Jones
hinzu: »Ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil er uns gesagt hat, was er tun wird, um die Macht zu behalten«, sagte sie leise und langsam. »Er wird die Flotte als Waffe gegen den Mob einsetzen. Er wird der Flotte ihre Schlacht geben. Und das bedeutet – « Sie stockte und fuhr dann fort: »Nun, das bedeutet Bürgerkrieg. Obwohl er uns belegen und verraten und in den Ruin geführt hat, von dem wir uns nie mehr erholen werden, will er noch lange nicht abtreten. Er fängt sogar erst an. Wenn jemand glauben sollte…«
Cussick hielt ihre Hand ist.
»Beruhige dich«, sagte er scharf. »Sprich leise.«
»Danke.« Sie nickte. »Es ist einfach furchtbar. Er weiß, daß er es nicht schaffen kann, daß sie ihn früher oder später doch erwischen. Sechs Monate – soviel Zeit bleibt ihm. Aber er klammert sich an die Macht. Er will die ganze Welt mit sich reißen – wenn er tot ist, sollen auch alle anderen tot sein.«
Stille.
»Wir können gar nichts tun«, schloß Nina tonlos. »Erinnerst du dich an den Attentäter? An Pearsons Versuch? Er arbeitete Jones direkt in die Hände – das verschaffte ihm die Macht.«
»Was ist aus Pearson geworden?«
»Pearson stirbt. Langsam und bedächtig. Vor nicht allzu langer Zeit hat ihm Jones einen Parasiten einsetzen lassen. Er ernährt sich von ihm und wird in Pearsons Körper seine Eier legen. Jones ist furchtbar stolz darauf; er erzählt es uns immer wieder.«
Cussick befeuchtete seine trockenen Lippen und sagte heiser: »Das ist also die Sorte Mensch, der du gefolgt bist?«
»Wir hatten einen Traum«, sagte Nina ruhig. »Auch er hatte einen Traum. Er wurde schal, er zerfiel – aber Jones will einfach nicht aufgeben. Er hört nicht auf. Es gibt nichts, was ihn dazu zwingen könnte. Wir können uns nur zurücklehnen und zusehen, während er sich an die Arbeit macht. Die Festnahmen sind schon im Gange. Alle, die mit der Bureg zu tun hatten, werden vernichtet. Danach zerschlägt er – berechnend und systematisch – jede Gruppe, die auch nur irgendwie in Verdacht kommt, Opposition treiben zu können.«
Cussicks Finger zerfetzten seine Papierserviette.
»Weiß Jones, daß du wieder umgestiegen bist?« »Ich glaube nicht. Noch nicht.«
»Ich dachte, er weiß alles.«
»Er weiß nur, was er wissen wird. Vielleicht kommt er nie dahinter. Ich bin schließlich nur eine von vielen. Er hat Millionen Menschen zu überwachen. Viele von uns haben sich davongeschlichen. Der Mann, der mich hergefahren hat, war mein Chef, mein Vorgesetzter. Er verschwindet auch mit Frau und Kindern. Viele fliehen und sind auf der Suche nach einem sicheren Versteck. Sie fahnden nach einer Zuflucht und hoffen, die Katastrophe zu überstehen.«
»Ich möchte, daß du zurückgehst«, sagte Cussick.
Ninas Augen wurden riesengroß.
»Zurück? Du willst mit ihm reden? Ihm Vernunft predigen?«
»Nein«, sagte Cussick. »Das eigentlich nicht.«
»Oh.« Nina nickte. »Ich verstehe.«
»Wahrscheinlich tue ich, was Pearson getan hat. Schon einmal ist man gegen Windmühlenflügel angeritten. Aber ich kann hier nicht sitzenbleiben.« Er beugte sich vor. »Kannst du das . Kannst du hier sitzen und deinen Kaffee schlürfen, während er diese Sache vorbereitet?«
Nina wich seinem Blick aus.
»Ich möchte nichts als Schluß machen. Ich möchte wieder bei dir sein.« Sie starrte in die Tasse. »Ich weiß einen Platz, in West-Afrika, wo es noch viel freies Land gibt. Ich habe das schon vor Monaten in die Wege geleitet. Alles ist parat. Das Haus ist von Arbeitstrupps der Organisation gebaut worden und fertig. Ich habe Jackie schon hinbringen lassen.«
»Das ist ungesetzlich. Dazu gehört auch meine Zustimmung.«
»Von Gesetzen kann keine Rede mehr sein. Weißt du das nicht? Das wollen wir – das verlangt die Organisation. Ich habe alles veranlaßt. Wenn wir hier aufbrechen, können wir morgen früh dort sein. Ein Interkon-Schiff der Organisation fliegt uns nach Léopoldville. Von dort aus fahren wir mit dem Wagen ins Gebirge.«
»Klingt gut«, sagte Cussick. »Klingt so, als könnten wir es schaffen. Vielleicht leben wir in sechs Monaten sogar noch.«
»Ich bin überzeugt davon«, sagte Nina mit Nachdruck. »Schau dir diese Venusier an – er kümmert sich nicht um sie. Viele Menschen werden überleben. Er wird mit den Unruhen in den Großstädten alle Hände voll zu tun haben.«
Cussick schaute auf die Armbanduhr.
»Ich möchte, daß du zu deiner Organisation zurückkehrst und mich
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