Die Sextherapie: Roman (German Edition)
vielleicht bestimmte Aspekte?«
Freya schien kurz aus dem Konzept gebracht, erholte sich aber rasch wieder. »Hauptsächlich die körperliche Seite.«
»Aha!«, rief Briony triumphierend aus. »Also geht es bei dir auch um Sex, genau wie bei uns. Lass mich raten: ›Wie sehen seine geheimen Phantasien aus?‹ Oder: ›Zehn Psycho-Tipps, um ihn sich zu angeln.‹ Liege ich richtig?«
Freya verzog finster das Gesicht. »Tja, Sex ist sehr wichtig in einer Beziehung und eindeutig der Hauptgrund, warum es zwischen Harry und mir noch knistert.« Beim letzten Satz bedachte sie Shelley mit einem kühlen Blick. »Ein befriedigendes Liebesleben ist für eine Frau, die Erfüllung finden will, unentbehrlich.«
»Und was ist deine neue Aufgabe?«, fragte Shelley Briony und kehrte Freya absichtlich den Rücken zu. »Du hast es uns noch gar nicht verraten.«
Briony lächelte leicht verlegen. »Aidan möchte, dass ich eine monatliche Kolumne schreibe, in der ich eine sexuelle Erfahrung schildere. Jedes Mal eine andere.«
»Etwa deine persönlichen Erfahrungen?«, erkundigte sich Freya.
»Ja, im Grunde genommen soll ich mir einmal im Monat einen oder mehrere willige Partner suchen und darüber berichten.«
Shelley traute ihren Ohren nicht. »Er verlangt von dir, dass du dich prostituierst.«
Briony verdrehte die Augen. »Nein, tut er nicht. Er will nur, dass ich über mein Leben schreibe. Ich bin sowieso Sexoholikerin.«
Shelley musste einräumen, dass das stimmte. Obwohl Briony eine lockere Beziehung mit einem Typen unterhielt, den es offenbar nicht kümmerte, was sie sonst so trieb, hatte sie, seit sie sich eine heruntergekommene Wohnung in der Nähe einer U-Bahnstation teilten, mit zahlreichen anderen Partnern, darunter auch ein paar Frauen, geschlafen. Wenn Shelley manchmal nachts von wackelnden Wänden geweckt wurde, war sie nie ganz sicher, ob sie dieses Phänomen einem herannahenden Zug der Central Line zu verdanken hatte oder ihrer vor Tatendrang strotzenden Freundin.
Warum hatte Aidan nicht Briony in die Therapieklinik geschickt? Immerhin war sie tatsächlich sexsüchtig. Oder wollte er gar nicht, dass sie geheilt wurde? Aidan war nicht auf den Kopf gefallen. Er hatte seine neuen Mitarbeiterinnen im Vorfeld sicher überprüft, um herauszufinden, wie sie ihm nützlich sein konnten.
Shelley saß mit dem Rücken zum Tresen. Der Pub war nichts Besonderes und unterschied sich kaum von ähnlichen Lokalen in der Londoner Innenstadt. Allerdings gab es hier einen trinkbaren Hauswein und Tische, die groß genug für mehrere Personen waren, wenn man früh genug erschien, was Briony und Shelley normalerweise taten. Freya blickte mit einem hämischen Grinsen über Shelleys Schulter. Shelley musste sich ein Aufstöhnen verkneifen, denn sie wusste, was jetzt kommen würde.
»Dein Freund ist da«, verkündete Freya. Shelley brauchte gar nicht hinzuschauen. Es war ihr Lieblingsbarmann, der Südafrikaner.
»Ach, hör auf damit«, protestierte sie kopfschüttelnd.
»Ja«, kam Briony ihr zur Hilfe. »Shelley hat heute schon eine Verabredung.«
Freya zog leicht eine Augenbraue hoch, was in Shelley Mordgelüste auslöste.
»Wirklich?«, fragte die Moderedakteurin in ungläubigem Ton, als hätte Briony ihr soeben mitgeteilt, Shelley habe das Salz erfunden.
»Ja, sie geht mit Gavin zu einer Party«, bestätigte Briony. Shelley starrte ihre ehemalige Freundin mit offenem Mund an. »Warum, um Himmels willen, erzählst du ihr das?«
Freyas Grinsen hatte inzwischen Stufe neun auf der Gehässigkeitsskala erreicht. »Ich glaube, ich kenne Gavin noch nicht.«
»Er steht auf Mangas«, erklärte Briony.
»Aha«, erwiderte Freya in vielsagendem Ton.
»Ich werde nicht mit Gavin ausgehen«, zischte Shelley mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich finde ihn nämlich sowohl intellektuell als auch körperlich ausgesprochen abstoßend.«
Freya nickte nach einer kurzen Pause.
»Ich denke, Shelley wäre eine Nummer zu groß für ihn«, meinte sie zu Briony.
Shelley schluckte verdattert. Unterstützung von Freya, und sei es nur halbherzige, war sie nicht gewöhnt.
Inzwischen war Briony beim dritten Pokal Wein. Offenbar ahnte sie nicht, wie kurz sie davor stand, dass Shelley ihr den Eiskübel in den Hals rammte.
»Vergiss unser Gespräch nicht, Shell. Fang ganz unten an der Leiter an, bis du dein Selbstbewusstsein zurückgewonnen hast.«
Angesichts dieses vernünftigen Vorschlags nickte Freya zustimmend.
»Nur aus reiner Neugier, Briony«,
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