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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Ding’ im Himmel und auf Erden, Horatio, als Eure Schulweisheit sich träumen läßt!<«
    »Ah, Sinjun, ich sage dir, >Ruh, ruh, verstörter Geist<.«
    »Manchmal bist du wirklich kompliziert, Douglas.«
    »Schmollst du, weil ich dich mit Shakespeare geschlagen habe?«
    Ausgelassen knuffte sie seinen Arm. »Du bist zu prosaisch, Douglas, aber vielleicht legt sich das, wenn du einmal verheiratet bist.«
    Douglas dachte an das heftige, leidenschaftliche Vergnügen, das er gedachte, mit Melissande zu genießen, wenn er einmal mit ihr das Bett teilen würde. »Manchmal, Kleines«, erklärte er mit einem schiefen Lächeln, »bist du erfreulich scharfsinnig.«
    Der Graf wirkte zuversichtlich, als er nach Northcliffe Hall zurückkehrte. Alles würde gut werden. Schließlich besaß er, wie alle erstgeborenen Söhne seit unzähligen Generationen, das eigentümliche Glück der Sherbrookes, das ihn bis jetzt noch nie verlassen hatte. Er mußte sich also keine Sorgen machen.
    Im Empfangssaal stand er neben seiner Schwester und lauschte eben dem Butler, Hollis, als sich ihre Mutter, Lady Lydia, auf sie zustürzte und auf der Stelle verlangte, daß Joan hinaufkommen, ihre höchst degoutante Kleidung wechseln und versuchen, wenigstens versuchen sollte, den Eindruck einer jungen Dame zu erwecken, trotz aller Hürden und Hindernisse, die Douglas und seine Brüder - die das dumme Ding regelrecht aufstachelten - ihr in den Weg legten.
    »Erwarten wir Gäste, Mutter?« erkundigte sich Douglas und blinzelte Sinjun komplizenhaft zu.
    »Jawohl, und wenn die Algernons - Almira ist ja so schrecklich pingelig, du weißt! -, wenn sie das Kind in diesen Reithosen und mit den Haaren wie eine...« Sie stockte, und Sinjun fügte schnell hinzu: »Wie eine Medusa, Mutter?«
    »Eher wie eine abscheuliche Hexe aus einem deiner verstaubten Wälzer möchte ich meinen! Komm schon, Joan. Ach, Douglas, und bitte unterlasse es, deiner Schwester vor den Algernons diesen lächerlichen Namen zu geben!«
    »Wußtest du, daß Algernon >die Schnurrbärtigen< bedeutet? Es war der Spitzname von William de Percy, der einen Bart trug, zu einer Zeit, als jeder andere Gentleman glattrasiert war, und er...«
    »Schluß jetzt!« rief die verwitwete Countess of Northcliffe deutlich pikiert. »Genug von deinen klugen Bemerkungen, junge Dame. Ich habe dir schon wiederholt erklärt, Männer schätzen keine Klugheit bei weiblichen Wesen. Es irritiert sie und stellt ihre eigenen geistigen Fähigkeiten in den Schatten, es bringt sie an die Brandy-Flasche. Außerdem treibt es sie in Spielhöllen. Im übrigen will ich nichts mehr von diesem Sinjun-Unsinn hören. Dein Name lautet Joan Elaine Winthrop Sherbrooke.«
    »Sinjun gefällt mir aber, Mutter«, erwiderte sie, obwohl sie die Finger ihrer Mutter schmerzhaft durch ihren Hemdsärmel spürte. »Ryder hat mir den Namen gegeben, als ich zehn Jahre alt war.«
    »Scht«, zischte die Countess of Northcliffe, noch ahnungslos, daß sie bald ihrer Machtstellung verlustig gehen würde. »Du bist weder Saint John noch Saint Joan - Sinjun ist ein männlicher Spitzname. Du meine Güte, du trägst diesen albernen Namen, bloß weil Tysen sich in den Kopf gesetzt hatte, du seist die Heilige Johanna...«
    »Und darauf«, fuhr Douglas fort, »beschloß er sie zu martern, und so wurde aus ihr Saint Joan oder Sinjun.«
    »Wie dem auch sei, ich will es nicht!«
    Douglas erwiderte darauf nichts. Da er sich selbst kaum an den richtigen Namen seiner Schwester, Joan, erinnern konnte, zweifelte er nicht daran, daß seine Mutter in den kommenden Jahren noch sehr oft Sinjun würde hören müssen.
    Douglas machte sich auf in die Bibliothek, um den Brief an den Duke of Beresford zu schreiben und abzuschicken. Er würde niemandem seine Pläne anvertrauen, ehe nicht der Herzog seinem Vorhaben zustimmte. Und natürlich auch Melissande. Bei Sinjun konnte er damit rechnen, daß sie darüber schwieg. Er bemerkte, daß er seiner kleinen Schwester mehr vertraute als seinen Brüdern. Schließlich war sie auch niemals betrunken. Außerdem gefiel ihm der Name Sinjun, doch zögerte er, sich den Wünschen seiner Mutter zu widersetzen. Sie war an so viele althergebrachte Vorstellungen gebunden, die ihn entsetzten; sie konnte manchmal boshaft und gemein mit dem Hauspersonal sowie mit ihren Kindern und den Nachbarn sein. Sie war mit einem Witz gesegnet, der so fade wie die Schildkrötensuppe der Köchin war; sie war plump, hatte rosige Wangen, feste Korkenzieherlöckchen

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