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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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untersucht. Danach handelt es sich um eine etwa Vierzigjährige.«
    Mark konnte den Blick nicht von dem höhnisch grinsenden Schädel wenden. »Also gut, dann handelt es sich eben um das Skelett von Amanda Ramsgate. Und weiter?«
    »Nun, das gibt mir doch zu denken. Es ist nicht ungewöhnlich, daß Eheleute in Streit geraten, und die Vorstellung, daß sie sich gegenseitig umbringen, ist nicht ganz auszuschließen. Aber Amanda? Warum sollte jemand sie erschießen?«
    Mark erinnerte sich an die langen, senkrechten Kratzspuren auf der Grabtür, die von den Fingernägeln des Opfers stammten. »Es muß eine Erklärung dafür geben, Ron.«
    »Gewiß! Amanda Ramsgate rannte die Stufen hinunter und versuchte, ins Grab einzudringen. Da wurde sie entweder von ihrem Ehemann oder von Sir Robert erschossen. Was könnte einfacher sein?«
    »Und was soll der Grund dafür gewesen sein?«
    »Ich weiß nicht …« Ron wandte sich ab und lief zum Eingang hinüber. »Womöglich versuchte derjenige, der geschossen hat, etwas anderes zu töten …«
    Die beiden Freunde sahen sich lange an. Dann schüttelte Ron den Kopf und stapfte aus dem Zelt heraus.
    Mark blickte wieder hinunter auf das Skelett, betrachtete die zerfetzten Kleiderreste, die noch immer an der lederartigen Kopfhaut klebenden Haarbüschel, die krallenartig erstarrten Hände. Schließlich drehte auch er sich um und verließ das Zelt.
    Doch Mark kehrte nicht in sein Quartier zurück, sondern ging über den Schotter vom Lager weg. Als er in der Dunkelheit allein war, murmelte er: »Wo sind Sie? Ich muß mit Ihnen reden.«
    Ein kalter Wind erhob sich und blähte sein Hemd. Dumpfer Schmerz pochte in seinem Kopf, und dann stand sie vor ihm, schimmernd und durchscheinend. »Hallo, Davison. Jetzt glaubt Ihr an mich.«
    »Wir haben die Leiche einer Frau gefunden. Wer ist sie?«
    »Gehört sie nicht zu Euch, Davison? Ach nein …« Nofretete zog ihre glatte Stirn in Falten. »Das war ja vor Eurer Zeit. Es gab noch andere … jetzt entsinne ich mich. Ich versuchte, mit ihr zu sprechen, doch vergeblich. In Träumen erzählte ich ihr von ›Khnaton. Als sie in Gefahr war, rannte sie zu ihm.«
    »Welcher Art war die Gefahr, vor der sie floh? War es ein Mann mit einem Revolver?«
    »Was ist ein Revolver, mein Lieber?«
    »Eine Waffe.«
    »Sie floh vor dem Aufrechten, der sie jagte. Ein anderer, ihr Ehemann, schleuderte eine Waffe gegen den Dämonen, und es klang wie Donner, aber er tötete damit nur seine Frau. Der Aufrechte kann nicht durch Waffen getötet werden.«
    »Donner …« Wie ein Zeitlupenfilm lief das ganze Geschehen vor Marks Augen ab: Der Dämon, der hinter Amanda herjagte, die ihrerseits schreiend auf das Grab zurannte: Ramsgate, der auf das Ungeheuer feuerte; die Kugel, die durch den Dämon hindurchging und Amanda tötete.
    Welcher Wahnsinn hatte sie befallen, daß sie alle so schrecklich halluzinierten?
    »Ich lese Eure Gedanken, mein Lieber, und Ihr befindet Euch im Irrtum. Die Wächtergötter sind keine Visionen. Es gibt sie wirklich.«
    Mark fing an zu zittern. »Das glaube ich nicht!«
    »Hunde und Aasgeier haben den Leichnam der Frau nicht angerührt, Davison. Ist Euch das kein Beweis für die Macht der sieben?«
    »Es muß eine logische Erklärung dafür geben …«
    »Ihr seid ein Narr, Davison!« Nofretetes Aura flackerte auf und blendete ihn. »Ihr bereitet mir unerträglichen Verdruß. Öffnet die sieben Löcher Eures Hauptes, o Mann der Gelehrsamkeit! Wenn Ihr nur das glaubt, was Ihr mit Euren Augen seht und mit Euren Ohren hört, so seid versichert: Ihr werdet die Dämonen sehen.«

    Mark spürte in seinem Magen einen so heftigen Schmerz, als habe er ein glühendes Stück Kohle verschluckt. Es brannte so heftig, daß er das Gesicht verzog. Es war die Anspannung des Augenblicks …
    »Hast du dich entschieden?« fragte Ron.
    Mark streckte zitternd eine Hand aus. »Hier. Wir werden hier ein kleines Loch bohren und mit einem Licht hineinleuchten, um uns Einblick zu verschaffen.«
    »Was machen wir, wenn die Tür so dick ist, daß wir sie nicht als Ganzes entfernen können?«
    »Dann werden wir sie mit einer Bandsäge zerlegen.« Mark griff nach Hammer und Meißel und warf einen letzten Blick auf seine Gefährten, bevor er mit der Arbeit begann. Sie waren alle um ihn herum in der Grube versammelt, sogar der aschfahle Hasim, der sich auf Jasmina stützte. Mark sagte: »Alles klar, dann mal los.« Er setzte die Spitze des Meißels zwischen zwei Hieroglyphenreihen

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