Die sieben Dämonen: Roman
an, holte tief Luft, hielt den Atem an, hob den Hammer und ließ ihn niedersausen, was einen hohen metallischen Klang verursachte.
Einundzwanzig
Als der letzte Steinbrocken unter dem Meißel nachgab, brauste ein gewaltiger Luftzug durch das Loch nach draußen und pfiff mit solcher Heftigkeit vorbei, daß die Umstehenden erschrocken zurückwichen, da sie fürchteten, die Tür könnte bersten.
»Um Himmels willen!« schrie Ron und brachte sich vor dem übelriechenden Wirbel in Sicherheit.
Sie starrten bestürzt und verwirrt auf das Loch, während sie dem jammernden Sog des Luftzuges lauschten und einen warmen, fauligen Hauch auf ihren Gesichtern spürten. Dann ebbte der Wind allmählich ab, und alles war wieder ruhig.
Mark griff nach seiner Taschenlampe und leuchtete durch die zwölf Zentimeter breite Öffnung, die er in die Felsentür gehauen hatte. Er beugte sich behutsam vor und spähte hinein.
»Was sehen Sie?« fragte Halstead, der sich dicht hinter ihn drängte.
»Ich sehe …«, Mark wich ungläubig zurück, »absolut nichts!«
»Was?« Ron nahm ihm die Taschenlampe aus der Hand und stellte sich vor das Loch. Er ließ den Lichtstrahl nacheinander aus allen Winkeln einfallen, veränderte seine eigene Position, um besser sehen zu können, und mußte schließlich ebenfalls aufgeben. »Du hast recht. Ich kann nicht das geringste sehen.«
»In Ordnung, alle Mann raus aus dem Graben! Wir werden das Ding jetzt aufschneiden.«
Das Kreischen der Bandsäge erfüllte den Cañon mit wütend klingendem Surren. Mit Sonnenbrillen und Mundschutz versehen, rückten Mark und Ron dem Fels zu Leibe, während die anderen gespannt um den Graben herumstanden und beobachteten, wie die Tür in schwere Einzelblöcke zerfiel.
Mark und Ron gingen vorsichtig zu Werke und legten hin und wieder eine Pause ein, um in die größer werdende Öffnung hineinzuleuchten und sich zu vergewissern, daß sie drinnen nichts beschädigten. Doch als das Tageslicht ins Innere strömte, sahen sie lediglich einen langen, schmalen Schacht vor sich, einen dunklen, geheimnisvoll wirkenden
Gang, der unendlich tief in den Abgrund zu führen schien. Sie entfernten den Rest der Tür und schufen damit eine Öffnung, in der man bequem stehen konnte. Dann starrten sie alle sprachlos in den düsteren Abgrund, der sich vor ihnen auftat.
»Gehen wir hinein?« fragte Halstead.
»Es ist besser, wenn ich erst einmal allein hineingehe. Man kann nicht so ohne weiteres in ein Grab eindringen. Einige sind mit Fallen und Schutzvorrichtungen ausgestattet worden«, erklärte Mark.
»Ich komme mit dir«, sagte Ron.
»Gut. Nimm dir eine Taschenlampe. Abdul, du bleibst dicht vor dem Eingang stehen. Vielleicht werden wir schon bald um Hilfe rufen.«
Jasmina streckte die Hand aus und berührte Marks Arm.
»Bitte, geben Sie auf sich acht.«
Mark drückte ihre Hand. »Keine Sorge. Fertig, Ron?«
Sein Freund nickte ernst.
»Na, dann mal los!«
Mark ging voran und ließ den hellen Strahl der Taschenlampe vor sich kreisen. Die Wände standen eng zusammen und waren grob behauen. Die Decke war niedrig. Er und Ron würden leicht vornübergebeugt und hintereinander gehen müssen. Mark zog den Kopf ein und überquerte die Schwelle. Als er vorsichtig weiterging, hörte er, wie Ron hinter ihm eintrat. Mark ließ den Lichtstrahl langsam an den Wänden entlanggleiten, während er behutsam einen Fuß vor den anderen setzte. Der Boden war nicht so uneben wie die Wände, aber er war mit kleinen Steinchen bedeckt, so daß jeder Schritt ein knirschendes Geräusch verursachte. Hin und wieder blieb Mark stehen, um den Strahl der Lampe direkt nach vorne zu richten, doch das Licht wurde von der Dunkelheit geschluckt. Er und Ron bewegten sich im Schneckentempo in einem endlos scheinenden Tunnel entlang.
Einmal schaute Mark über die Schulter zurück und gewahrte hinter Ron den Eingang, ein kleines Rechteck, an dessen Rändern sich neugierige Gesichter gegen das Tageslicht abzeichneten.
»Puh!« murmelte Ron, als sie etwa dreißig Meter gegangen waren. »Hier riecht es entsetzlich! Mir wird ganz übel davon!«
»Das ist dreitausend Jahre alte Luft. Die letzten, die sie eingeatmet haben, waren die Amun-Priester.«
Ron leuchtete die roh behauenen Wände ab. »Das ist sonderbar,
Mark. Keine Zeichnungen, keine Inschriften, nichts. Was glaubst du, wie weit führt dieser Gang in den Berg hinein?«
Mark antwortete nicht. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen. Vor ihm dehnte sich die
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