Die sieben Dämonen: Roman
Dunkelheit.
»He«, witzelte Ron nervös, »kannst du es noch nicht sehen? Wir gehen weiter und weiter, bis wir am anderen Ende zu einer Tür kommen, und wenn wir sie öffnen, blickt uns ein Haufen Chinesen erstaunt an …«
Plötzlich blieb Mark stehen und streckte eine Hand aus, um sich zu stützen.
»Was ist los?«
»Ich glaube, wir haben das Ende erreicht.«
Mark richtete die Taschenlampe nach unten und entdeckte, daß seine Stiefelspitzen über einen Rand hinausragten. Vor ihnen gähnte ein unbestimmbarer Abgrund. »Leuchte über meinen Kopf hinweg«, sagte Mark leise, während er vor Ron in die Hocke ging. »Wir wollen sehen, was da unten ist.«
Zwei Lichtkegel glitten über einen sauberen Steinfußboden, an weißen, glatten Wänden hinauf und an einer grob behauenen Decke entlang. Der dreißig Meter lange Gang war hier zu Ende und mündete in einen kleinen, kahlen Raum, der etwa drei Meter unterhalb des Schachtbodens lag.
»Wie es scheint, werden wir leer ausgehen«, wisperte Ron, der mit zitternder Hand versuchte, den Raum auszuleuchten.
»Vielleicht aber auch nicht. Schau mal dort drüben.«
Auf der gegenüberliegenden Seite der Kammer befand sich, in eine glatt verputzte Wand eingelassen, eine weitere Steintür. Sie schien in aller Eile verschlossen worden zu sein.
»Wir brauchen eine Leiter, Lampen und die Geräte.«
Mark wandte sich seinem Freund zu. »Ich gehe jede Wette ein, daß hinter dieser Tür der Mann liegt, nach dem wir gesucht haben.«
Das Essen blieb unberührt. Niemand verspürte Hunger, und Abduls rasch zubereitetes Ful sah nicht gerade verlockend aus.
»So«, begann Mark. »Die endgültige Entscheidung liegt nun bei Ihnen.«
Der Vertreter der staatlichen Behörde für Altertümer, der kreidebleich dasaß und in seine Teetasse starrte, antwortete nicht sofort.
Mark wechselte einen Blick mit Jasmina, die stumm den Kopf schüttelte. Dann fuhr er fort: »Wir sind startklar, Hasim. Die Ausrüstung liegt bereit. Alles, was wir noch brauchen, ist Ihre Genehmigung, diese Tür zu öffnen.«
Hasim al-Scheichly war im letzten Augenblick daran gehindert worden, nach El Till zu fahren, um dort das geplante Telefonat zu führen. Kurz nach der Rückkehr der Gruppe aus dem Cañon war er auf seinem Bett zusammengebrochen, und Jasmina hatte ihm eine Spritze geben müssen, um seine Schmerzen zu lindern. Als er jetzt, eine Stunde später, geschwächt und zitternd im Speisezelt saß und alle Augen auf sich gerichtet sah, wünschte der kränkliche junge Mann nur noch, sich hinlegen und sterben zu können.
»Es ist …« begann er mit schwacher Stimme, »keine leichte Entscheidung. Meine Vorgesetzten sollten jetzt eigentlich hier sein. Sie hätten bereits bei der Öffnung der ersten Tür zugegen sein sollen.«
Mark begriff den Zwiespalt, in dem sich der arme Mann befand: In seiner gegenwärtigen Verfassung würde Hasim abgelöst werden und nicht mehr für diese Ausgrabung zuständig sein. Da er an jedem Tag damit gerechnet hatte, daß es ihm besserginge, hatte er die Meldung an seine Vorgesetzten immer wieder aufgeschoben. Jetzt blieb die Entscheidung an ihm hängen. Mark sagte: »Lassen Sie uns auf der Stelle nach El Till fahren, und rufen Sie von dort aus an.«
Hasim schüttelte bedächtig den Kopf. »Diese Dorftelefone sind unzuverlässig. Es wird Stunden dauern, bis der Anruf durchkommt. Ich kann nicht … Dr. Davison, ich bin müde, bitte lassen Sie mich schlafen.«
»Hasim, wir brauchen die Genehmigung, um mit der Öffnung des Grabes weitermachen zu können. Sie zögern, uns Ihre Einwilligung zu geben, und sind nicht in der Verfassung, zu einem Telefon zu fahren. Lassen Sie mich nach El Till fahren und den Anruf tätigen.«
»Es kann sein, daß Sie es in El Till stundenlang probieren müssen, bevor Sie durchkommen. Bis dahin wird sich niemand mehr im Amt aufhalten. Lassen Sie uns bis morgen früh warten, bitte … Morgen werde ich mich bestimmt besser fühlen.«
Während Mark diesen Vorschlag noch erwog, mischte sich Alexis plötzlich in die Unterhaltung ein. Sie sprach seltsam abgehackt: »Es ist noch hell genug, um die innere Tür zu öffnen. Es hat doch keinen
Sinn, hier herumzusitzen und zu warten, bis wir grünes Licht für etwas bekommen, was wir früher oder später ohnehin tun werden. Ich dachte, Mr. al-Scheichly hätte hier die Entscheidungsbefugnis. Warum ist er sonst mitgekommen, wenn nicht als Vertreter der Behörden? In meinen Augen hat er die Befugnis, die notwendigen
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