Die sieben Dämonen: Roman
Arzttasche.
Eine halbe Stunde später saßen sie noch immer schweigend da und lauschten auf das Heulen des eisigen Nachtwindes.
Schließlich sagte Mark, dessen Arm fest verbunden war und der inzwischen Demerol eingenommen hatte: »Wir müssen einen Weg finden, hier herauszukommen, und zwar so schnell wie möglich. Die Generatoren sind zerstört. Wir haben nur noch wenig zu essen. Wir könnten den Landrover nehmen und …«
»Und wohin sollen wir fahren?« fiel ihm Ron ins Wort. »In jedem der
anderen drei Dörfer werden sie uns umbringen, wenn wir uns nähern. Ich bin sicher, daß alle Fähren bewacht werden. Wir können auch nicht den Weg über das Plateau nach Beni Hassan nehmen, weil wir nicht genug Treibstoff haben. Und wenn wir hierbleiben …«
Seine Stimme erstarb. Rons anfängliche Wut gegen die anderen beiden im Zelt hatte sich schnell gelegt, als er bemerkte, in welchem Zustand sie sich befanden. Sanford Halstead, der sich ein blutgetränktes Laken vors Gesicht preßte, hatte beim Aufwachen einen immer größer werdenden Blutfleck auf seiner Hose entdeckt. Alexis befand sich in einem Trancezustand und war nicht ansprechbar.
Ron empfand Mitleid für sie. Jetzt, da sein Knöchel verbunden war, schmerzte er ihn nicht mehr. Mark hatte sich erholt und konnte aufrecht sitzen, und Jasmina hatte ihre Hysterie überwunden. Nun hing die Rettung der Gruppe ganz von ihnen dreien ab.
»Was … waren das für Wesen …?« fragte Halstead mit schwacher Stimme.
Mark vermied es, dem Mann ins Gesicht zu sehen. Wo es nicht mit Blut verschmiert war, war es kreidebleich, und die Augen schienen tief in die Höhlen eingesunken zu sein.
»Ich weiß es nicht«, antwortete er leise und verschloß die Augen vor der Erinnerung. Aber in Wirklichkeit wußte er es: Es waren die Gesandten Am-muts des Gefräßigen, des grauenvollen Ungeheuers, das in der altägyptischen Jenseitsvorstellung neben der Waage der Wahrheit in der Unterwelt saß, bereit, das Herz eines Verstorbenen zu verschlingen, wenn Osiris, der Totenrichter, ihn für einen Lügner hielt. Mark schlug sich die Hände vors Gesicht, als er wieder Abduls an den Haaren baumelnden Kopf vor sich sah. Abdul, der zu ihm gerannt war, als alle anderen die Flucht ergriffen hatten. Abdul, der nun, mit einem Laken bedeckt, im Arbeitszelt lag und dessen Leichnam schon anfing, Verwesungsgeruch zu verbreiten.
»… Exorzismus.«
Mark nahm die Hände herunter. »Was hast du gesagt?«
Ron sprach hastig. »Erinnerst du dich an den Artikel, den ich vor nicht allzu langer Zeit für den National Enquirer schrieb? Den über altägyptischen Exorzismus?«
Mark nickte.
»Wenn ich die richtigen Worte noch zusammenbringe …«
»Das ist doch wohl nicht dein Ernst!«
»Warum nicht? Wenn wir uns von diesem dämonischen Ort nicht entfernen können, dann müssen wir versuchen, diese Teufel auf andere Weise loszuwerden!«
»Ron, wir müssen darüber nachdenken, wie wir hier herauskommen können! Wir haben zwei Kranke! Einer von uns muß Hilfe holen!«
»Davison …« bat Halstead mit leiser Stimme. »Tun wir, was Farmer sagt. Es ist unsere einzige Hoffnung …«
»Es ist Zeitverschwendung!«
»Mark, die Dämonen werden uns nicht entkommen lassen.«
Mark sprang auf. »Nun, ich werde es auf jeden Fall versuchen, darauf kannst du Gift nehmen!«
»Was willst du tun?« fragte Jasmina.
»Ich werde den Landrover nehmen und südlich von El Hawata zum Fluß hinunterfahren. Von dort aus werde ich einen Weg finden, wie ich hinüberkomme, ob ich nun für die Überfahrt bezahle oder sie mir durch Waffengewalt erzwinge. Wenn es sein muß, werde ich sogar rüberschwimmen.«
Doch niemand hörte ihm zu. Halstead fragte: »Was müssen wir tun, Farmer?«
»Als erstes brauchen wir einen Altar aus Sand, dann benötigen wir ein Sistrum, ein altägyptisches Rasselinstrument. Lassen Sie mich mal nachsehen.« Er schaute sich im Zelt um. »Was können wir als Sistrum benützen?«
Mark öffnete den Mund, um etwas zu sagen, unterließ es dann aber und stürmte zum Ausgang. Als er den Reißverschluß des Zelts öffnete, hörte er, wie Ron sagte: »Wir müssen die Götter des Lichts um Hilfe anrufen. Dazu müssen wir das Sternbild des Orion anvisieren …«
Mark schlug die Zeltplane zurück und stürzte in die Nacht hinaus. Jasmina rannte ihm nach.
In seinem Zelt nahm Mark einen der Revolver aus der Kiste und lud ihn. »Bitte, geh nicht«, flehte Jasmina. »Du darfst uns jetzt nicht allein lassen!«
»Dann
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