Die sieben Dämonen: Roman
verfangen. Es ließ jede Einzelheit hervortreten: die Schichtung des Kalkgesteins, die schwarze Feuerstelle, wo die verkohlten Gebeine der Ramsgate-Expedition gefunden worden waren, die fünf langen Gräben und am hinteren Ende die mit einem Seil abgesperrte Treppe, die zum Grab hinunterführte.
Mark fuhr wie ein Wahnsinniger, jagte in knapper Entfernung an den Gräben vorbei und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch, als wolle er die sieben Dämonen unter seinem Fuß zermalmen.
Er wartete nicht, bis der Landrover völlig zum Stillstand gekommen war, sondern stürzte hinaus, zerrte den Treibstoffkanister hinter sich her und rannte zur Treppe.
Unter ihm gähnte die schwarze Öffnung des Grabes. Die Worte der alten Samira hallten in seinem Kopf wider: »Die schlimmste Strafe
wird Euch treffen, Herr, denn Ihr seid der Anführer. Langsame Zerstückelung …«
Unfähig, das Fahrzeug zu verlassen, beobachtete Jasmina in heillosem Entsetzen, wie Mark langsam die Stufen hinunterstieg. Da brachte ein unheimliches Summen sie wieder zu Bewußtsein.
Auf ihrem nackten Arm saß eine riesige Wespe, die langsam zu ihrer Schulter hinaufkroch.
Vor Angst wie gelähmt, blickte sie auf den Sitz hinunter und sah, daß er von abscheulichen schwarzen Käfern wimmelte. Wie eine lebende Decke breiteten sie sich über Sitz, Boden und Fenster aus.
Sie spürte Hunderte von Insekten, die an ihren Beinen emporkrabbelten, in ihre Stiefel eindrangen und sie mit Stichen traktierten. Dann krochen sie langsam an ihrem Hals aufwärts und befielen ihr Haar.
Durch die mit Käfern bedeckte Windschutzscheibe konnte sie Mark nicht mehr sehen; sie konnte nicht schreien, denn auch ihr Mund war plötzlich voll von wuselndem Getier.
Gräßliche hartschalige Körper und mit Häkchen versehene Beine drangen unter ihre Kleidung, zwischen ihre Schenkel, in ihre Nase und ihre Ohren.
Jasmina verharrte in stummem, unbeweglichem Schrecken. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu und ließ sie erzittern.
Schwarzes Geschmeiß saß auf ihren Wangen. Gelbe Leiber huschten über ihre Brüste und tummelten sich in ihren Achselhöhlen. Tausende von Stacheln bohrten sich in ihr Fleisch, und ohrenbetäubendes Gebrumm dröhnte ihr im Kopf, als hätte das Ungeziefer ihr Gehirn befallen.
Im Todeskampf gelang es Jasmina trotz der Heuschrecken, die in ihren Mund schwärmten, ihre Lippen zu bewegen. Während die Insekten ihr schon die Kehle hinunterkrabbelten, flüsterte sie mit erstickter Stimme: »Gelobt sei Allah, der Herr der Welten, der Wohltätige, der Barmherzige …«
Als Mark die zweite Treppenstufe betrat, begann ein Wind durch den Cañon zu heulen, und eine unsichtbare Kraft hob ihn hoch, schleuderte ihn durch die Luft und schmetterte ihn zurück auf den Sand.
Der Dieselkanister wurde ihm aus der Hand gerissen und rollte in den nächsten Graben.
Keuchend und nach Luft ringend, versuchte Mark aufzustehen. Da
erhielt er einen Schlag in die Rippen, als hätte ihm jemand in die Seite getreten. Er heulte auf und krümmte sich vor Schmerz.
Als er sich erneut aufrichten wollte, traf ihn ein unsichtbarer Huf im Gesicht. Vor seinen Augen blitzten Sterne auf, und ein stechender Schmerz durchzuckte sein Rückenmark.
Mark schüttelte den Kopf und versuchte abermals aufzustehen, doch statt sich zu erheben, wälzte er sich über den Sand, bis er den Rand der Treppe erreichte. Dann rollte er sich zu einer Kugel zusammen und stürzte sich die Stufen hinunter.
Polternd schlug er auf jeder Stufe auf und verletzte sich dabei Knie, Ellbogen und Steißbein, aber er schützte seinen Kopf mit den Armen, so daß er bei seiner Landung noch immer bei Bewußtsein war und sich bewegen konnte.
Sonderbare Lichter blinkten über dem Cañon auf.
Helleuchtende Streifen schossen von Felswand zu Felswand wie Laserstrahlen. Teuflisches Geschrei erfüllte die Nacht mit einem grauenerregenden Chor.
Mark schaute auf und sah oben an der Treppe einen Riesen stehen, der höhnisch zu ihm heruntergrinste.
Es war Apep, der breitschultrige Mann mit der Schlange als Kopf. Er begann herabzusteigen.
Mark rappelte sich auf, spürte die Erde unter sich schwanken und stürzte abermals. Panik ergriff ihn. Er tastete nach den Wänden, um sich daran hochzuziehen, rutschte an dem rauhen Kalkstein ab und schürfte sich die Haut auf.
Ein einziger Gedanke trieb ihn jetzt noch vorwärts: Er wollte die Mumien zerstören. Hätte er dies hinter sich gebracht, so wußte er, würden die Dämonen weichen, da es
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