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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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exakte Wissenschaft ist heutzutage für einen Bell, Lelvin, Edison und Marconi noch Geheimnis. Noch mal – diese alten Wunder-Veranstalter kannten wahrscheinlich Möglichkeiten sich andere Kräfte nutzbar zu machen, darunter Kräfte des Lichtes, von denen wir uns heute nichts träumen lassen. Doch davon später. Dieser magische Behälter der Königin Tera ist vermutlich in mehrfacher Hinsicht ein Zauberbehälter. Gut möglich, daß er Kräfte enthält, von denen wir nichts ahnen. Er läßt sich nicht öffnen, muß wohl von innen geschlossen sein. Aber wie? Es ist ein Behälter aus massivem Stein, einem Stein von staunenswerter Härte, eher einem Edelstein als gewöhnlichem Marmor gleichend, und dazu ein ebenso massiver Deckel. Und doch ist alles so fein gearbeitet, daß man nicht das feinste Werkzeug in den Zwischenraum einführen kann. Aber wie konnte man mit solcher Präzision arbeiten? Wie war es möglich, den Stein so auszuwählen, daß die durchscheinenden Stellen der Stellung des Siebengestirns des Sternbildes entsprechen? Wie kommt es, daß das Ding von innen heraus erglüht, wenn Sternenlicht darauf fällt, und daß das Glühen stärker wird, wenn ich die Lampen in ähnliche Stellung bringe? Und doch spricht der Behälter auf gewöhnliches Licht, sei es auch noch so stark, nicht an. Ich sage euch, daß dieser Behälter ein großes Geheimnis birgt. Wir werden sehen, daß das Licht irgendwie dazu verhilft, ihn zu öffnen. Entweder dadurch, daß es irgendeine empfindliche Substanz angreift oder aber indem es eine wirksame Kraft auslöst. Ich kann nur hoffen, daß wir in unserer Unwissenheit nichts verderben und dem Mechanismus nicht Schaden zufügen und so die Wissenschaft unserer Zeit um eine Lektion bringen, die ihr wie durch ein Wunder über fast fünftausend Jahre hinweg erteilt wird.
    Vielleicht sind in dem Behälter noch Geheimnisse anderer Art verborgen, die der Welt neue Erkenntnisse vermittelt. Uns ist sehr wohl bekannt, daß die Ägypter die Eigenschaften von Kräutern und Mineralien auf ihre Zauberkräfte hin untersuchten – dabei ging es um weiße wie schwarze Magie. Wir wissen, daß es unter den Alten Magier gab, die Träume jeder gewünschten Art in den Schlaf einführen konnten. Daß sie dies mittels Hypnose erreichten, die am alten Nil als hohe Kunst gepflegt wurde, steht für mich außer Zweifel. Und dennoch muß ihr Wissen von den Drogen weit über das unsere hinausgegangen sein. Mit den uns bekannten Arzneimitteln können auch wir bis zu einem gewissen Grad Träume beeinflussen. Wir können sogar bestimmen, ob es gute oder böse Träume werden. Doch diese alten Hexenmeister konnten nach Belieben jegliche Form oder Färbung eines Traumes hervorrufen, konnten um jedes beliebige Thema, jeden Gedanken den gewünschten Traum weben. In diesem Behälter, den sie alle gesehen haben, liegt vielleicht ein ganzes Arsenal von Träumen eingeschlossen. Gut möglich, daß einige der darin eingeschlossenen Kräfte in meinem Haus bereits wirksam wurden.«
    Abermals kam ein Einwurf Dr. Winchesters: »Wenn in Ihrem Fall etwas von diesen eingeschlossenen Kräften wirksam wurde – was war es dann, daß sie zur gegebenen Zeit freisetzte und vor allem wie? Überdies befanden Sie und Mr. Corbeck sich bereits früher drei Tage lang in einem tranceähnlichen Zustand, damals, als sie sich zum zweiten Mal im Grab der Königin aufhielten. Und damals war, wie ich Mr. Corbecks Geschichte entnahm, der Behälter nicht in der Gruft, wohl aber die Mumie. In diesen beiden Fällen muß eine wirksame Intelligenz am Werk gewesen sein, die im Verein mit einer anderen Kraft herrschte.«
    Mr. Trelawnys Antwort gab ihm recht:
    »Ja, es war eine aktive Intelligenz wach und am Werk. Davon bin ich überzeugt. Und es war eine stets zur Verfügung stehende Kraft. Ich meine, daß in beiden Fällen eine hypnotische Kraft wirksam wurde.«
    »Und worin ist diese Kraft enthalten? Welche Ansicht haben Sie zu diesem Punkt?«
    Dr. Winchesters Stimme bebte vor Erregung, als er sich schweratmend und aufmerksamen Blickes vorbeugte. Mr. Trelawny sagte voller Ernst:
    »In der Mumie der Königin Tera! Zu diesem Punkt wollte ich eben kommen. Vielleicht sollten wir damit ein wenig warten, bis ich einige grundlegende Tatsachen erklärt habe. Ich gehe davon aus, daß diese Truhe oder dieser Behälter für eine ganz bestimmte Gelegenheit vorbereitet wurde, wie übrigens alles in der Gruft. Königin Tera gab sich in ihrem hundert Fuß über dem Talboden

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