Die sieben Schätze des Yoga
verfeinertes Bewusstsein für die Atmung ihren zwanghaften Charakter verlieren. Eingefahrene Reaktionsweisen des Organismus werden so der bewussten Veränderung zugänglich.
Die Atemmuster sind also ein Bindeglied zwischen Vorgängen des Körpers und des Geistes. Durch das Wissen darum, wie verschiedene Gewohnheiten die Atmung beeinflussen, ist es möglich, sich dieser unbewussten Muster bewusst zu werden, die den Geist beherrschen. Dies kann der erste Schritt sein, sich aus konditionierenden Gewohnheiten zu befreien. Im Yoga hat deshalb die Praxis des Pranayama auch traditionellerweise eine große Bedeutung.
• Zweite Stufe – Vaikrit Pranayama: Jetzt werden die Atemmuster gezielt verändert, indem man die Aus- und Einatmungsphase sowie die Atempausen achtsam modifiziert. Bei all dem ist sehr wichtig, dass keine innere Disharmonie entsteht, sondern dass die Übungen zu einem langsamen und sanften Atemfluss am Ende der Praxis führen. Durch diese sanft fließende Atmung beruhigt sich auch die gewohnheitsmäßig unruhige Denktätigkeit des Geistes.
• Dritte Stufe – Kevala Pranayama: Sie folgt einer längeren Praxis des Vaikrit Pranayama. Nun stellt sich eine tiefe innere Stille und Weitung des Bewusstseins ein. Die Atmung kommt zeitweise zum völligen Stillstand bzw. wird nicht mehr bewusst wahrgenommen. Mit dem stillen Atem ist ein stiller, wacher und offener Geist verbunden. Das freie, reine Bewusstsein ist die Grundlage dafür, Lebensmuster zu beobachten, zu verstehen und zu transzendieren, sie also in einen größeren Zusammenhang zu stellen und ihren Stellenwert zu erkennen.
»Pranayama bedeutet das Unterbrechen unbewusster Atemmuster … Es beinhaltet die Regulierung der Ausatmung, der Einatmung und der Atemverhaltung … Die regelmäßige Praxis von Pranayama verringert die Blockaden, die uns an einer klaren Wahrnehmung hindern.«
Yoga-Sutra 2.49–51 (Auszüge)
Der Fokus dieses Yogawegs
• Yoga ist eine lebendige Tradition, die sich ständig wandelt und weiterentwickelt, ohne ihre Essenz und Zielrichtung zu verlieren.
• Die geistige und spirituelle Entwicklung des Menschen steht im Zusammenhang mit einem gesunden Körper und Geist. Yoga ist ein einzigartiges System zur ganzheitlichen Förderung der Gesundheit, welches eine Vielzahl von Körper-, Atem- und Mentalübungen umfasst.
• In der tiefen, inneren Stille, die entsteht, wenn der Geist ganz ruhig geworden ist, kann der Mensch sich regenerieren und wieder an seine Selbstheilungskräfte anknüpfen.
• Die Übungen und der Lebensstil des Yoga sollen bewirken, dass Körper und Geist auf höchstmöglichem Niveau funktionieren. Sie helfen, diejenigen Faktoren auszuschalten, die dies behindern könnten.
• Schädigende Gewohnheiten im Handeln und Denken sollen erkannt und durch eine Lebensweise nach yogischen Prinzipien aufgelöst werden. Dies ist – über die gesundheitlichen Wirkungen hinaus – die Grundlage für die Verwirklichung des Selbst.
• Die Verwirklichung des Selbst ist das zentrale Anliegen des Yogawegs, da sich mit der so entstehenden Sichtweise auf das Dasein und das Leben ein umfassendes Verständnis manifestiert. Eine ganzheitliche Zusammenschau wird so zu der Grundlage, auf der man sein Leben zu gestalten lernt.
Was dies für das tägliche Leben bedeutet
• Eine bewusste, den eigenen Bedürfnissen und den yogischen Prinzipien angepasste Lebensführung ist die Grundlage jeder Yogapraxis, damit diese nachhaltig wirksam werden kann.
• Ein ruhiger, tiefer und regelmäßiger Atem ist die Basis für einen klaren und entspannten Geist. So kann umfassendere Bewusstheit entstehen.
• Jeder trägt zum beträchtlichen Teil die Verantwortung für sein Denken und Handeln und für sein eigenes Wohlergehen.
• Selbsterkenntnis führt dazu, dass die eigene Eingebundenheit in das komplexe Netzwerk des Lebens bewusst wird.
Ich und Selbst: Das Ich oder Ego wird im Yoga als etwas angesehen, was sich ständig anpasst und verändert und dadurch schillernd, flüchtig und – immer den Stimmungen folgend – weitgehend ohne Substanz ist. Davon unterscheiden die Yogis das Selbst, den Wesenskern eines Menschen, der ihn mit den universellen und ewigen Kräften des Lebens und des Bewusstseins verbindet. Das Selbst ist »Seins-Bewusstseins-Seligkeit« (sat cit ananda), es ist die intelligente Kraft des Lebendigen, die unaufhörlich in uns und durch uns wirkt.
Fragen an Dr. Shrikrishna
Als wir endlich einen Termin gefunden haben und
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