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Die sieben Schätze des Yoga

Die sieben Schätze des Yoga

Titel: Die sieben Schätze des Yoga
Autoren: Gräfe und Unzer
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uns in einem seiner raren »Zeitfenster« gegenübersitzen, scheint die Zeit stillzustehen. Mit aller Ruhe und Gelassenheit bedenkt er jede Frage.
    Anna Trökes: Warum ist Ihrer Ansicht nach das Wissen des Yoga ein Schatz für die Menschheit?
    Dr. Shrikrishna: Ich denke, dass der Yoga nicht nur ein Schatz für die Menschheit ist, sondern dass eine yogische Lebenshaltung höchst essenziell für unser Überleben ist. Überleben in dem Sinne, dass es um unsere weitere Existenz als Spezies Mensch hier auf der Erde geht. Die Art, wie wir derzeit unser Leben auf dem Erdball gestalten, ist nicht unbedingt eine Garantie dafür, dass wir (als Menschen) überleben werden. Ich sehe Yoga nicht nur als Set von Asana, Pranayama oder als spezielle Philosophie, vielmehr geht es dabei um ein inneres Bestreben – und zwar nach spiritueller Bewusstheit und Erkenntnis.
    Diese Suche kann in verschiedenen Formen daherkommen und unterschiedliche Fragen aufwerfen. Grundsätzlich hinterfragt sie unsere heutige Art zu leben und das, was wir erschaffen.
    In dieser modernen Welt leben wir immer formalisierter, fragmentierter und unverbundener. Wir zerfallen immer mehr in Einzelwesen – verlieren die Verbindung zur Natur, zu den anderen Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft und in gewisser Weise auch zu uns selbst. Individualität wird überbetont, und Konkurrenzdenken beeinflusst alle Bereiche unseres Lebens – diese Kombination mündet in immer mehr Kampf, Konflikte und auch in ökologisches Desaster. Viele von uns leben nur für sich selbst, kümmern sich weder um ihre Gemeinschaft noch um die menschliche Gesellschaft oder die Welt im Großen und Ganzen. Vereinzelt gibt es zwar provisorische Lösungen für manche zeitlich vorübergehenden Probleme persönlicher, sozialer oder auch globaler Art, aber nicht im Sinne dessen, was uns eigentlich ausmacht.
    Wir sind Menschen – nicht Inder, nicht Deutsche, Christen, Juden, nicht arm oder reich –, wir sind alle Menschen. Aber was bedeutet das: ein Mensch zu sein? Wir könnten mit unserem gegenwärtigen Verständnis wenigstens sagen, dass es eine große Verantwortung ist, als Mensch geboren worden zu sein. Für die Tiere ist das anders, deren Instinkte sorgen für ihr Überleben – die Natur sorgt hier für sich. Wir als denkende Tiere mit unserem eigenen Willen hingegen repräsentieren eine Entwicklungsstufe des Lebens, die unter Umständen eine Menge an Verwirrung und Selbstzerstörung hervorrufen kann. Das sollte uns in erhöhte Aufmerksamkeit und größere Wachsamkeit versetzen und bedeutet, dass wir mehr Verantwortung für unser Handeln übernehmen müssen.
    Und hier kann Yoga ansetzen. Yoga oder die indische Art und Weise herauszufinden, was wir tatsächlich sind bzw. was die wesentliche Natur in uns ist – oder wer ich bin, was das Ich ist. Mit einem besseren Verständnis davon, was unsere wesentliche innere Natur ausmacht, können wir ein Verständnis dafür entwickeln, wie wir untrennbar mit allem um uns herum verbunden sind.
    »Die Erkenntnis davon, was ich tatsächlich bin und was die gesamte menschliche Gesellschaft und die Natur sind – wie alles ein Teil von mir ist und ich ein Teil von allem –, das macht zusammen das aus, was als ›spirituelles Bewusstsein‹ verstanden wird.«
    Dr. Shrikrishna
    Dr. Shrikrishna
    »Es geht darum, herauszufinden, wie man mit der Welt verbunden ist, wie die Welt mit mir verbunden ist. Sämtliche Konzepte Indiens – die des östlichen Kulturkreises dieser Welt – und insbesondere das Konzept der Veden basieren darauf, dass alles mit allem verbunden ist: sarvam sarvatmakam.«
    Wie kamen Sie zum Yoga? Und warum wollten Sie als Arzt Yoga unterrichten?
    Tatsächlich habe ich keine bewusste Entscheidung getroffen – es sollte wohl so sein. Ich befand mich seit meiner Geburt in der Atmosphäre von Yoga, weil mein Vater Swami Kuvalyananda nahestand, der 1924 das Kaivalyadhama-Institut gründete. Mein Vater war einer seiner ersten Schüler, schon vor der Gründung des Instituts. Als ich geboren wurde, war das Kaivalyadhama um mich herum – überall in der Atmosphäre –, Yoga war sozusagen in der Luft, die ich atmete.
    Auch dass ich Arzt wurde, ist meinem Vater zu verdanken. Er sagte, wenn du wirklich an Yoga interessiert bist, ist das Medizinstudium einer der besten Wege, um dessen Wirkungen besser verstehen zu lernen. Mit Medizin meinte er ein wissenschaftliches Verständnis der Einflüsse des Yoga auf die unterschiedlichen Ebenen der
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